EU-Agrarminister trafen sich in Tallinn

Landwirtschaft

Eiertanz auf der informellen EU-Agrarministerrunde

Estland führt derzeit die EU-Ratspräsidentschaft und hatte zu einem informellen Treffen der Agrarminister in die Hauptstadt Tallinn eingeladen. Das Thema Fipronil stand dabei unter dem größeren Dach „Risikomanagement nach 2020: Wirksame Instrumente für unsere Landwirte“. Dabei müsse nichts Neues erfunden werden. Nach Ansicht des amtierenden Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt gibt es bereits „umfangreiche Stabilisierungs- und Risikomanagementinstrumente“. Diese müssten aber effizienter ausgestaltet werden. Schmidt kritisiert, dass derzeit die Landwirte das Marktrisiko tragen.

Fipronil

Noch immer ist nicht geklärt, wie lange wie viele mit Fipronil belastete Eier von konventionellen und ökologischen Betrieben in den Markt gebracht wurden. Vor dem Treffen der EU-Agrarminister hat der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) strenge Kritik geübt: „Die industrielle Lebensmittelproduktion bringe seit Jahren einen Lebensmittelskandal nach dem anderen hervor." Die mehr als 200 BNN-Mitglieder fordern das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, die Wertschöpfungskette kurz und transparent zu gestalten. Die BNN-Vorsitzende Elke Röder fordert eine Umgestaltung der EU-Agrarpolitik und eine stärkere Fokussierung der Gelder auf kleine Betriebe.

foodwatch hat die Forderung aufgestellt, dass Unternehmen „ihre eigenen Produkte umfangreich auf Verunreinigungen und mögliche Gesundheitsgefahren“ testen sollen. Ein schnelleres Warnsystem hätte nach Ansicht der Nichtregierungsorganisation den Umfang der verunreinigten Eier reduziert. Insgesamt haben 26 von 28 EU-Ländern und 19 Drittläändern Fipronil-Eier gefunden.

Bündnis 90/Die Grünen kritisieren die Fokussierung der Meldekettenschwäche auf Belgien und die Niederlande.

Viele Wahlkampfforderungen

Vytenis Andriukaitis unterstreicht zum Thema, dass das Risiko für die menschliche Gesundheit gering ist. Der EU-Gesundheitskommissar forderte die Mitgliedsländer auf, „offen, kooperativ zu bleiben und miteinander zu kommunizieren.“ Auch im Fall Fipronil habe das Schnellwarnsystem RASFF seine Wirkung gezeigt. Es könne aber auch effizienter gestaltet werden.

Kritik vor Tallinn und Kommentare aus Tallinn werden der Wahrheit über Fipronil sowieso nicht gerecht. In den Niederlanden wird die Sonderbeauftragte Winnie Sorgdrager innerhalb eines Jahres einen Bricht für den unabhängigen Forschungsrat verfassen.

Komplexes „System“

Die Verantwortlichkeiten verteilen sich ausgehend von der kriminellen Energie der bislang erfassten Geschäftsführer über die Leichtgläubigkeit der Landwirte bis zu hin Verpackungsstationen, Supermärkten und Dienstleistern entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Offen ist noch immer die Frage, ob die Hennenhalter vom Fipronil gewusst haben, dem Mittel skeptisch gegenüber standen oder sich über einen „Heilsbringer“ freuten. Versuche, das Wundermittel im Kleid von Dega 16 zu testen scheiterten und wurden nicht hartnäckig genug verfolgt. Da wird sich auch das Qualitätssystem IKB in den Niederlanden unbequemen Fragen stellen müssen, berichtet das Agrarmagazin Boerderij am Mittwoch.

Aktuell sind in den Niederlanden noch immer 144 Legehennenbetriebe gesperrt.

Roland Krieg

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