EU-Forststrategie zwischen Nutzung und Waldschutz

Landwirtschaft

Länder fürchten Einmischung durch EU-Forststrategie

Seit im September die EU eine neue Forststrategie vorgelegt hat, fürchten die Länder einen unverhältnismäßigen Eingriff in die nationalen Waldpolitiken. Selbst der Bundesrat verfasste Anfang Dezember eine skeptische Entschließung [1]. Der EU-Agrarausschuss suchte am Dienstagmorgen ebenfalls eine Balance zwischen Waldnutzung und Waldschutz.

Nachhaltigkeit anerkannt

Elisabeth Köstinger (Christdemokratin aus Österreich) lobte stellvertretend für alle die Ansätze für eine nachhaltige Forstpolitik. Sie sei „die tragende Säule des ländlichen Raumes“. Die Forststrategie beinhalte nicht nur ein europäische, sondern wegen des internationalen Holzhandels auch eine globale Perspektive. Daher sei eine Zertifizierung wichtig, wenn auch neue Kriterien, wie die zuletzt beschlossenen Kriterien für Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF), ein nur wenig ausgereiftes System sei. Mehr dürfe es nicht geben. Die Forststrategie solle den Ländern aber eine Vision für ihre Waldstrategie vorgeben. Viele Waldbesitzer würden wegen hoher Bürokratieaufwendungen schon gar nicht mehr auf EU-Gelder zurückgreifen. Der Versuch innerhalb der Forststrategie alle Waldbesitzer in Europa zu erfassen, „sprenge den Rahmen“. Auch die verpflichtende Kaskadennutzung trifft auf Widerstand: Nachhaltige Forstbewirtschaftung sei auch ohne Eingriffe in den Markt umsetzbar.

Herbert Dorfmann (Christdemokrat aus Italien) verweist auf die Unternutzung der Bergwälder, weil sich dort die Holzwirtschaft kaum noch rentiere. Doch binden gerade wachsende Wälder mehr Kohlendioxid und wirkten dem Klimawandel entgegen. Eine Überbetonung des Naturschutzes würde die wirtschaftliche Erschließung der Bergwälder und ganzer Regionen behindern.

Mehr Wald

Doch was vor allem den Waldschutz betrifft, bietet die Forststrategie dem deutschen Grünen Martin Häusling zu wenig konkretes. Seit Brennholz wieder stärker nachgefragt werde, haben sich die Holzpreise verdreifacht und ist die Nutzungskonkurrenz im Wald gestiegen. Die EU-Forststrategie biete zu wenig, um die Nutzungskonkurrenz zu entflechten. Zudem existieren zwischen Nord- und Südeuropa verschiedene Waldtypen, für die es unterschiedliche Forststrategien geben müsse. Das Konzept würde jedoch ein einheitliches Nachhaltigkeitskonzept befördern. In Südeuropa müsse die Aufforstung im Vordergrund stehen.

Mehr Wald will auch Wojciech Michal Olejniczak (Sozialdemokrat aus Polen). Die Erhöhung der Waldfläche sei klimabedingt für ganz Europa von Vorteil. Die Nutzung dürfe nicht vernachlässigt werden, denn mehr als drei Millionen Menschen in der EU sind der Forstwirtschaft direkt beschäftigt. Problematisch könnte eine Harmonisierung der nationalen Forststrategien wegen der unterschiedlichen Eigentumsformen sein. In Polen gebe fast ausschließlich Staatswald. Andere Länder, wie Deutschland, haben mehr als zwei Millionen private Waldbesitzer.

Lesestoff:

[1] Bundesrat ist skeptisch gegenüber der EU-Forststrategie

Roland Krieg

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