EU-Kommission patzt bei Xylella-Bekämpfung

Landwirtschaft

EU-Parlament kritisiert EU-Kommission

Rundhäuser, Sandstrände und Olivenölbäume. Das ist Apulien. Es heißt, wer Bari und Brindisi anfliegt, schwebt über einen Teppich von Olivenölbäumen ein. Rund 40 Millionen dieser alten und dekorativen Bäume machen den Charakter Apuliens aus. Wegen ihr reisen Millionen Touristen in den Süden Italiens. Fast 40 Prozent des italienischen Olivenöls stammt aus Apulien. Doch Xylella fastidiosa, das so genannte Feuerbakterium, bedroht die Region. Am 21. Oktober 2013 gab es die erste Meldung über einen Ausbruch dieser Krankheit in der Europäischen Union, die kaum zu bekämpfen ist. Im November 2013 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schon ein sehr breites Wirtsspektrum für die saugenden Insekten festgestellt, die das Bakterium, allerdings nur bis zu 100 Meter, verbreiten: Mandel-, Pfirsich-, Pflaumen-, Aprikosen-, Zitrus- und Kaffeebäume. Ein Befall ist nicht immer zu erkennen.

Ebenfalls hat die EFSA auch schnell die Eintrittspfade für das Bakterium identifiziert: Überwiegend Obst und Schnittblumen. Das Bakterium richtet auch in den USA Zerstörungen an, wo es ebenfalls noch keine Bekämpfungsstrategie, sondern nur präventive Maßnahmen gegen eine Ausbreitung gibt.

Thema im EU-Parlament

Im EU-Agrarrat im März hat Italien einen Bericht vorgelegt [1], nach dem alleine in Lecce mehr als 241.000 Hektar Olivenölbäume unter Quarantäne stehen. Seit dem ersten Auftreten hat sich die Lage bislang nur verschlimmert.

Am Donnerstag haben die EU-Parlamentarier der EU-Kommission die Leviten gelesen. Über den ehemaligen Vorsitzenden des Agrarausschuss Paolo de Castro aus Italien forderte das Parlament endlich Klartext von der Kommission. Der Kampf gegen Xylella sei kein italienisches, sondern ein europäisches Problem. Die Landwirte erleiden Einkommensverluste und brauchen Entschädigungen.


Auch die Universität in Berkely in den USA hat eine Xylella-Webseite aufgestellt: http://nature.berkeley.edu/xylella/

Viel ist Neven Mimica, EU-Kommissar für internationale Kooperation und Entwicklung, nicht eingefallen. Zwei Berichte aus dem letzten Jahr haben die schlechter werdende Situation aufgezeigt. In Brindisi ist das Bakterium mittlerweile ebenfalls aufgetreten. Erst am 28. April hat die Kommission neue Maßnahmen verordnet. Dabei geht es vor allem um das Fällen betroffener Bäume und weiterer Wirtspflanzen im Umkreis von 100 Metern – auch wenn sie gesund erscheinen. Nur so will die EU derzeit eine Ausbreitung des Bakteriums verhindern. Gegen eine neue Einschleppung hat die EU Handelsverbote für Zierpflanzen und Kaffee aus Costa Rica und Honduras erlassen. Weitere Maßnahmen werden geprüft. Auch, wie die Landwirte entschädigt werden könnten. Ob Mittel aus der Krisenreserve oder über die zweite Säule des ländlichen Raums zur Verfügung stehen werden, ist offen. Marokko hat bereits ein Importverbot für italienische Produkte verhängt. Wegen Xylella.

Einfuhrkontrollen versagen

Die Parlamentarier sind sauer. Das Bakterium treffe nicht nur die Olivenöl-Industrie, sondern den ganzen Tourismus in der Region. Eine Ausbreitung wegen des weiten Wirtspflanzenspektrums auf Reben kann ganz Europa befallen. Schaffe das Bakterium den Sprung über die Adria, sind alleine in Kroatien weitere 45.000 Landwirte betroffen. Betroffene Landwirte stehen vor dem Ruin, weil deren Wirtschaftsfläche meist nicht größer als 1,5 Hektar ist. Müssen dort alle Bäume geschlagen werden, geht die gesamte Produktionsgrundlage verloren.

Die Kommission steht unter Druck, weil seit 2013 kaum wirklich viel geschehen ist. Vor allem die Einfuhrkontrollen waren zu lasch, wurden trotz Kenntnisse kaum risikoorientiert durchgeführt und es gebe noch immer keine Positivliste für Länder, aus denen Wirtspflanzen wie Zierpflanzen, Zitrusbäume oder Reben importiert werden dürften. Die EU ist stolz auf ihre strengen Einfuhrkontrollen, hat jedoch jetzt immensen Erklärungsbedarf. Von Xylella sind weltweit drei Arten bekannt. Erst eine davon ist in Europa angekommen. Daher fordern die Parlamentarier Importverbote aus Florida, Kalifornien und Mexiko, damit die anderen Arten nicht auch noch nach Europa kommen.

Lesestoff:

[1] EU-Agrarrat im März

www.efsa.europa.eu/de/faqs/faqxylellafastidiosa.htm

Roland Krieg; Foto: Xylella-Webseite der Uni Berkeley

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