EU: Neue Steuern für die Landwirtschaft?
Landwirtschaft
Steuerregelung zur Entlastung der Umwelt
In Spanien positionieren die Agrarminister ihre Vorschläge für den Agraretat für die Zeit ab 2014. Erste Säule, zweite Säule, wie viel Geld wird überhaupt zur Verfügung stehen? Der Blick über die Agrarbrille hinweg entdeckt ganz andere Vorschläge, denen sich das Agrarressort, über das jetzt auch das Europäische Parlament mitentscheiden darf, unterordnen muss: Neue EU-Steuerregelungen zur Entlastung der Umwelt.
UNEP-EU-Bericht
Für die Abkehr von fossilen Energien und der Hinwendung zu ressourcenschonenden Produktionsweisen müssen „die großen Volkswirtschaften ihren Umgang mit knappen Ressourcen radikal ändern“. Das ist ein Fazit des Berichtes, den die EU zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) am Mittwoch vorgelegt hat. Der Bericht enthält Prioritäten für einen weltweiten Umweltschutz sowie Lösungsvorschläge für Steuern und andere Anreize, um eine umweltfreundliche Landwirtschaft zu fördern.
Der Bericht fußt auf wissenschaftlichen Studien und klagt beispielsweise darüber, dass mehr als die Hälfte der Nahrungspflanzen als Tierfutter dienen. EU-Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte: „Der Bericht bringt die dringende Notwendigkeit des Wechsels zu einer ressourceneffizienten Wirtschaft auf den Punkt. Wir müssen uns dieser gigantischen Aufgabe stellen, um auch künftig unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität zu sichern. Wenn wir wirklich die Art und Weise ändern wollen, wie wir mit Ressourcen umgehen, dann gehört eine Änderung der Preissignale im Zuge der Besteuerung zu den effizientesten und wirksamsten Konzepten.“
Schlechtes Zeugnis
Die Landwirtschaft wurde in dem Bericht als einer der Hauptverursacher ökotoxischer Verschmutzungen identifiziert. Die Baumwollproduktion sei die schlimmste. Landwirtschaft und Biomasseproduktion seien die bedeutendsten Treiber für Landnutzungsänderungen, Überdüngung sowie Wasserverschmutzung. Die Fischerei zeichnete sich durch Übernutzung der Fischbestände aus. Die Landwirtschaft beansprucht rund die Hälfte der Erdoberfläche, verbraucht aber 70 Prozent der Süßwasserreserven. Im Vergleich zu industriellen Prozessen weise die Agrarwirtschaft besonders ineffiziente Ressourcennutzung auf, werde sie zur Produktion von Nahrung, Energie oder Fasern herangezogen. Besonders schlecht schneidet dabei die Tierproduktion ab, da die Verwertung der pflanzlichen Ausgangsstoffe durch den Tierkörper limitiert sei.
Altbekannte Tipps und neue Politik?
„Am Pranger“ stehen aber auch Stromversorgungsunternehmen, energieintensive Industriezweige und der Verkehr sowie die Wohnraumbeheizung. Kunststoffe, Eisen, Stahl und Aluminium gehören auf Grund ihrer Lebenszyklusanalysen ebenfalls zu den großen Umweltverschmutzern.
Lebenszyklusanalysen sind die Grundlage der Bewertungen und die ökonomische Steuerrung das Design. Angela Cropper, stellvertretende geschäftsführende Direktorin des UNEP: „Diesbezüglich liefert der Bericht entscheidende Denkanstöße für die Politik und wiederholt für jeden einzelnen von uns altbekannte Vorschläge: Esst weniger Fleisch, macht das Licht aus, isoliert eure Gebäude gut, schaltet das Thermostat oder die Klimaanlage herunter, vermeidet Flugreisen und lasst das Auto so oft wie möglich stehen.“
Lesestoff:
Der komplette Bericht kann auf der UNEP-Seite eingesehen werden: www.unep.fr/scp/rpanel/producsandmaterials.htm
roRo