EU will kleine Wiederkäuer stützen

Landwirtschaft

Mit dem Brexit gehen viele Schafe verloren

Schafe und Ziegen gelten als kleine Wiederkäuer. Sie sind mit genügsamer Vegetation zufrieden, pflegen die Landschaft durch Verbiss von Büschen und festigen Deiche. Lammfleisch ist ein kleiner aber wachsender Markt, Ziegenmilch und Ziegenkäse kommt auch gerade in Schwung.

Doch geht es den Nutztierhaltern nicht nur in Deutschland schlecht. Geringes Einkommen, fehlende Flächen für die Wanderschäferei, Billigimporte aus Neuseeland und Australien, mit denen die EU gerade Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen begonnen hat, und Raubtiere wie der Wolf bedrängen die Schaf- und Ziegenhaltung in ganz Europa. Seit 1980 hat der Bestand an Schafen um 25 Millionen abgenommen, weil immer mehr Schäfer aufgeben. Vor allem in den Bergregionen, den eigentlichen Domänen dieser Nutztiere hören die Halter auf. Die meisten sind auch schon über 60 Jahre alt und finden keinen Nachfolger mehr.

Im Jahr 2013 gab es noch 98 Millionen Tiere. Davon waren 85 Prozent Schafe und 15 Prozent Ziegen. Zusammen haben sie 925.000 Fleisch erzeugt. Das Problem: 40 Prozent davon fallen in Großbritannien an, das in zwei Jahren die EU verlässt. EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat 2016 bereits ein EU-Forum zu Fleisch von Schafen und Ziegen ins Leben gerufen, das bereits viermal zusammengekommen ist [1].

Jetzt will das EU-Parlament den beiden Tierarten mehr Unterstützung zukommen lassen. In Brüssel werden dazu Berichte gefertigt, die dann als Legislativvorschlag im Europaparlament nach Einigung mit Rat und Kommission abgestimmt werden. Am Montag hat die spanische Christdemokratin Esther Herranz Garcia im EU-Agrarausschuss den Aufschlag für die Fassung eines Initiativberichtes vorgeschlagen.

Mit Großbritannien hat die EU noch einen Selbstversorgungsgrad von 85 Prozent. Der Brexit wird sich deutlich auf die Handelsströme auswirken. Neuseeland und Australien können mit Hilfe neuer Technologien  nicht nur zu den Stoßzeiten wie Weihnachten tiefgefrorenes Frischfleisch in die EU exportieren. 12.200 Tonnen sind es derzeit.

Umgekehrt steigen in Spanien Jungschäfer in den Qualitätsfleischmarkt ein. Produkte aus der EU haben einen guten Ruf. Zudem exportiert Europa Lebendschafe nach Nordafrika.

Die Abgeordneten haben eine Reihe an Gründen zusammengetragen, die von der Politik angegangen werden müssen, damit sich die Schaf- und Ziegenhaltung wieder lohnt. Da muss die Bürokratie für die Tieridentifikation abgebaut werden, obwohl Rückverfolgbarkeit ein wichtiges Verbraucherthema ist. Herdenschutz ist ein ganz großes Thema und kann im Rahmen dieses Berichtes ein europaweites Signal aus Brüssel senden, wie mit geschützten Beutegreifern umgegangen wird. Der Wolf hat im Agrarausschuss keine großen Freunde mehr. Herdenschutz alleine reiche nicht, sagte der Grünenabgeordnete Martin Häusling. Die Landschaftspflege sollte als Dienstleistung für die Gesellschaft mehr honoriert werden.

Das wichtigste aber: Die Entkopplung der Förderung und Umwandlung der Direktzahlungen auf die Fläche war bei Schafen und Ziegen falsch und gilt den Abgeordneten als Hauptursache für den wirtschaftlichen Niedergang der Branche. Herranz Garcia wird in ihrem Bericht Vorschläge für eine bessere Zahlung im Rahmen der Agrarpolitik machen.

Lesestoff:

[1] https://ec.europa.eu/agriculture/sheep-goats_de

DBV-Tagung Wolf: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/der-wolf-kommt-in-den-koalitionsvertrag.html

Roland Krieg

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