Exportriesen unter sich

Landwirtschaft

Handel zwischen Deutschland und China

Im Jahr 2010 hat China den Deutschen den Titel „Exportweltmeister“ abgerungen. Das Reich der Mitte exportierte nach Angaben der chinesischen Zollbehörden im Jahr 2009 Waren im Wert von 840 Milliarden Euro, Deutschland kam nach Angaben des Außenhandelsverbandes auf nur 816 Milliarden Euro.
Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte haben China, auch wenn nur unter Vorbehalt, ein gutes Zeugnis für das kommende Jahr ausgestellt. Das Land ist gut durch die Krise gekommen und bleibt für Exporte interessant. Das Handelsblatt (15.05.) zitiert BASF-Chef Jürgen Hambrecht: „Länder wie China überspringen gerade mehrere Entwicklungsstufen, für die Europa Jahrzehnte gebraucht hat.“

Export gegen den Wirtschaftstrend
Bis zum 20. Mai weilt Bundespräsident Horst Köhler in China. Das hat seinen wirtschaftlichen Grund, denn entgegen dem allgemeinen Trend, sind die deutschen Exporte nach China im Jahr 2009 um sieben Prozent auf 36,5 Milliarden Euro angewachsen, teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Der Export in andere Länder verringerte sich hingegen um 17,9 Prozent auf 808,2 Milliarden Euro.
Die Einfuhr aus der Volksrepublik ging 2009 zwar zurück, jedoch weniger stark als die gesamtdeutsche Nachfrage nach ausländischen Gütern. 2009 wurden Waren im Wert von 55,4 Milliarden Euro aus China importiert, wertmäßig waren das 8,8 Prozent weniger als im Jahr 2008. Der Rückgang der Einfuhren insgesamt fiel im gleichen Zeitraum mit – 16,4 Prozent auf 674,0 Milliarden Euro deutlich stärker aus.
China hat sich in den letzten Jahren nach Analyse von Destatis zu einem der wichtigsten deutschen Handelspartner entwickelt. Entsprach die Höhe der Exporte nach China zehn Jahre zuvor noch 1,4 Prozent des Wertes aller deutschen Ausfuhren, so hat sich der Anteil im Jahr 2009 mit 4,5 Prozent mehr als verdreifacht. Damit nimmt China exportseitig Platz 8 unter allen deutschen Handelspartnern ein. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Importe aus China an allen Einfuhren nach Deutschland von 3,1 Prozent auf 8,2 Prozent und rangiert auf Platz 2.

Agrarwirtschaft bleibt mau
Unverändert mau allerdings bleibt das Geschäft im Agrar- und Ernährungsgewerbe.
Ohne Maschinen und Dünger ist der Warenstrom aus China wertmäßig zehnmal größer als von Deutschland nach China. Dünger und Maschinen verbessern die Relation auf 3:1.

Warengruppe (Auswahl)

Ein- und Ausfuhren 2009 (vorläufig)

Ausfuhr in t

In Tsd.

Einfuhr in
t

In Tsd.

Milch, Milcherzeugn. o. Butter und Käse

22.521,1

23.954

65,2

235

Butter, Fettstoffe der Milch, Milchstreichfette

53,9

152

-

-

Käse

172,9

610

0,4

5

Fleisch und Fleischwaren

7.157,2

5.952

3.317,7

14.503

Fische, Krebstiere, Weichtiere, Zubereitungen dar.

2.987,9

5.769

128.658,2

355.366

Nahrungsmittel tierischen Ursprungs, a.n.g.

599,0

1.653

19.862,3

66.645

Weizen

25,7

4

-

-

Mais

50,7

895

-

-

Sorghum, Hirse u. sonst. Getreide, o. Reis

20,5

13

1.223,0

1.198

Reis und Reiserzeugnisse

12,1

20

744,2

557

Getreide- , o. Reiserzeugnisse

649,4

453

2.705,1

1.408

Saat- und Pflanzgut, o. Ölsaaten und and.

586,9

3.884

3.016,1

8.395

Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse

44.326,3

13.958

465,2

510

Gemüse u. sonst. Küchengewächse, frisch

0,2

-

7.035,6

10.775

Frischobst, ausgenommen Südfrüchte

17,1

10

9.003,2

7.032

Südfrüchte

-

-

30.010,3

20.309

Schalen- und Trockenfrüchte

101,8

350

22.216,8

49.714

Gemüsezubereitungen und Gemüsekonserven

628,7

951

137.120,8

160.253

Obstzubereitungen und Obstkonserven

2.215,8

6.425

86.065,2

65.028

Obst- und Gemüsesäfte

644,8

1.580

88.841,2

47.063

Kakao und Kakaoerzeugnisse

1.062,4

5.229

376,1

1.633

Gewürze

60,2

429

11.663,6

20.807

Kaffee

84,8

764

14.683,0

27.855

Tee und Mate

62,5

757

9.214,7

25.388

Rohtabak und Tabakerzeugnisse

100,1

532

7.854,9

23.502

Bier

0.805,6

10.704

415,1

374

Branntwein

117,8

627

59,8

351

Wein

2.821,0

8.437

1.464,5

1.282

Düngemittel

1.252,5

96.707

127,5

84

Landwirtschaftl. Maschinen (einschl. Ackerschlepper)

1.958,1

20.240

30.309,2

91.858

Maschinen f. d. Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung

2.994,5

164.542

2.643,0

16.842

Gesamt

--

375.601

--

1.018.972

Gesamt o. Maschinen und Dünger

94.112

910.188

Q: eigene Berechnungen nach Destatis

Den Aufholbedarf beklagt Deutschland schon länger, aber die Chinesen werden nur gezielt Ware ins Land holen. Vizeagrarminister Chen Xiaohua bekannte vor zwei Jahren, dass Land und damit die Produktion im staatlichen und kollektiven Besitz. Was der Verbesserung der Produktivität dient wird ins Land geholt. So gilt die ökologische Produktion auch nicht als Option, das Volk zu ernähren. Dennoch nutzt das Bundeslandwirtschaftsministerium die BioFach in Shanghai, um ende des Monats mit heimischen Herstellern ins Geschäft zu kommen. Zusammen mit der Gefa und der Außenhandelskammer wird eine Kontaktbörse gestaltet, die Unternehmen aus der Bio- und Naturlebensmittelindustrie den Zugang zum chinesischen Markt gewinnen will. Im Vorfeld wurden bereits passende Geschäftspartner eingeladen, im deutschen Pavillon der BioFach für die deutsche Biobranche zur Verfügung zu stehen.

Roland Krieg (Foto: roRo)

Zurück