F2F: Keine Apokalypse

Landwirtschaft

F2F: Europaparlament muss Farbe bekennen

Die umstrittene Strategie From Farm-to-Fork“ (F2F) geht in der Zusammenfassung der beiden Berichterstatter Anja Hazekamp von den niederländischen Linken und Herbert Dorfmann von der EPP aus Südtirol weiter als der Kommissionsvorschlag. Dennoch wird sie keine Apokalypse werden, betont der französische Grüne Benoit Biteau am Montagabend im Europaparlament.

Heute wird über die Parlamentsfassung abgestimmt und am Montag gab es noch einmal einen Austausch. Bis auf die Konservativen des rechten Flügels zeigte sich eine Zustimmung für den Kompromiss. Die Parlamentarier haben den Kommissionsvorschlag ausgeglichener gemacht, erläuterte Dorfmann. Auch wenn ihm noch zu sehr der Fokus auf der Landwirtschaft liegt und Reduktionsziele entlang der weiteren Wertschöpfungskette fehlen.

Die Strategie spiegelt die Erwartungen der Verbraucher wider und die Branche des Agrargewerbes müsse F2F fürchten. Wer viele Fette und viel Zucker in seine Lebensmittel steckt, der verliert, betonte Hazekamp. Landwirte, die Umwelt und Verbraucher werden die Gewinner sein.  Sarah Wiener von den Grünen aus Österreich sagte, die Abgeordneten haben die Strategie vor der Agrarlobby gerettet

Ganz so radikal werde die F2F nicht werden. Sie ist nach Christine Schneider von der CDU keine „Verbotsstrategie“, sondern setzt Anreize für notwendige Veränderungen. Neben Herbert Dorfmann unterstreicht auch Norbert Lins, deutscher Vorsitzender des Agrarausschusses von der CDU, die Hinweise der Strategie auf Forschung und Innovation, die Landwirten bei der Umsetzung helfen, die notwendigen erlöse zu generieren.

Der italienische Sozialdemokrat Paolo de Castro erinnerte die Kommission an die Ausgestaltung der Handelsverträge, keine Drittlandsimporte mit niedrigeren Standards mehr in die EU zu lassen. Die spanische Liberale Izaskun Bilbao Barandica vermisst die Berücksichtigung der Fischerei im Text.

Sehr viel Kritik musste die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides wegen des technischen Berichtes des Joint Research Centers einbringen, der schon im Januar vorgelegen habe, aber erst im August veröffentlicht wurde. Zusammen mit der jüngsten Studie der Universität Wageningen [1]. Beide Papiere zeigen eine Reduktion der landwirtschaftlichen Erzeugung und eine Verteuerung der Lebensmittel.

Die daraufhin einsetzende Verbändekritik an F2F bezeichnete Sarah Wiener als Störfeuer. Und selbst Kyriakides betont, dass die Ergebnisse des JRC nicht alles aufzeigen. Lücken in der Bewertung seien seit Januar geschlossen worden. Eine weitere Arbeit hätte die Veröffentlichung noch weiter verzögert, so dass die Kommission die Studie im August dann doch vorstellte. Die „echten Folgeabschätzungen kommen im Zusammenhang mit den Entwürfen für die Legislativvorschlägen in den kommenden Wochen.

Für die Parlamentarier zu spät. Die meisten zeigten sich enttäuscht und haben ihr Vertrauen in die Kommission verloren.

Der Mehrheit für die Strategie „From Farm-to-Fork“ dürfte das heute nicht im Wege stehen. Denn, so sagte Ulrike Müller von den Freien Wählern: „Es gibt Zielkonflikte, die aber gemanagt werden müssen.“ Dafür sei die Strategie ein guter Startpunkt.

Die Kommission hat nach Kyriakides noch keine Linie für das Gesundheitskennzeichen NutriScore gefunden. Es wird eines als Orientierung für die Konsumenten geben. Vor allem wegen der „stillen Pandemie“ von Übergewicht und Adipositas.

Lesestoff:

Welche Landwirtschaft ist die richtige: https://herd-und-hof.de/ernaehrung-/welche-landwirtschaft-ist-die-richtige.html

Roland Krieg

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