Familientreffen Agritechnica

Landwirtschaft

Agrartechnik trotzt dem Herbst

Die Agritechnica feiert in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag und hat sich von rund 400 Ausstellern auf der ersten Messe, die noch in Frankfurt/Main das Messegelände belegte, auf 2.900 Aussteller erweitert. Alle zwei Jahre kommen sie jetzt nach Hannover und belegen rund 400.000 Quadratmeter Hallenfläche. Rund die Hälfte der Aussteller kommt aus dem Ausland. Italien stellt mit 399 Ausstellern die meisten, gefolgt von den Niederlanden mit 133 Gästen. Selbst aus Ägypten und Singapur ist ein jeweils ein Aussteller dabei. In den letzten 30 Jahren hat sich die Besucherzahl von 160.000 auf 450.000 erhöht. Für Dr. Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Grund genug, dem Messekind der DLG eine Erfolgsgeschichte zu attestieren.

Kein Landwirt ohne Landtechnik

Diese Banalität konnte die Agrartechnik in diesem Erntejahr ausspielen. Das Wetter schlug seine Kapriolen. Doch die Ernte war besser als erwartet, was Grandke dem technischen Fortschritt zuschreibt. Sie wird es bei den internationalen Lösungen beweisen müssen, wenn 2050 mehr als neun Milliarden Menschen in trockenen Regionen ihre Nahrungsmittel anbauen werden müssen. Die Agritechnica sei der Workshop für die Branche und zeigt Innovationen von der Landwirtschaft bis zur Stalltechnik und Bewässerungsanlagen. Bei sonnigem Wetter in Niedersachsen sei auch die Agritechnica ein „Familientreffen“ mit positivem Ausblick.

Rohstoffpreise verkleinern das Budget

Allerdings trüben die aktuellen Agrarpreise den Himmel. Eine gute Getreideernte weltweit, ein Mengenplus am Schweinemarkt, bei dem Deutschland mit 2,6 Prozent doppelt über dem EU-Plus von 1,2 Prozent liegt und Milchpreise, die auch vorhersagbar waren, schmälern den Ertrag. „Wer mit hellen Augen durch Europa gefahren ist, konnte sehen, wie die Bestände aufgebaut worden sind“, sagte Grandke zur Situation auf dem Milchmarkt. Russlands Embargo und Chinas Importrückgang kommen dann noch hinzu.

Daher sind die Landwirte nach DLG-Umfrage in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen weniger optimistisch. Die Briten fahren ihre Investitionen um die Hälfte zurück, nur in Frankreich steigen sie in den nächsten 12 Monaten leicht. Vor allem die Veredlungsfirmen leiden schon länger unter niedrigen Preisen. Stabil zeigt sich nur der Technikmarkt für erneuerbare Energien, der rund zehn Prozent des Investments aufnimmt.

Ganz ohne Landmaschinen und Traktoren geht es aber nicht. Die Ackerbauern reagieren auf die neue Agrarpolitik und bauen mehr Sommerungen an, was für den Winter Platz für Zwischenfrüchte macht, um dem Greening zu genügen. Neue Auflagen zwingen sie zur Optimierung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Dafür nutzen sie neue digitale Techniken [1].

Ein Beispiel ist der Pflanzenschutz. Abstandsauflagen, schützenswerte Strukturen, Schutz des Anwenders und der Spaziergänger werden immer wichtiger, befindet die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Möglichst wenig Mittel sollen punktgenau dort ausgebracht werden, wo sie wirklich gebraucht werden. Hilfreich und schonend für die Umwelt sind neue geschlossene Befüllungssysteme, die ein Auslaufen verhindern. Elektronische Durchflussmesser sichern für die richtige Dosierung. Selbst aufwendige Rüstzeiten wie das Säubern von Filtern und Reinigen von Schläuchen wird heute von automatischen Reinigungssystemen übernommen.

Für diese Form der Digitalisierung planen die künftig mehr Investitionen ein. Voraussetzung sei aber die Sicherheit der Daten. Besonders skeptisch sind deutschen Bauern.

Lesestoff:

[1] Farming 4.0

Roland Krieg; Foto: roRo

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