Farm Bill 2012
Landwirtschaft
Amerikas neues Landwirtschaftsgesetz
Die „Farm Bill“ ist die Werkzeugkiste für die
Landwirtschafts- und Ernährungspolitik der USA und wird alle fünf Jahre neu
aufgestellt. Die aktuelle Fassung stammt aus dem Jahr 2008. Vor 2012 wird die
neue Farm Bill nicht durch den Kongress gehen, doch das amerikanische
Landwirtschaftsministerium sammelt schon heute Inhalte zusammen, um die
künftige Agrarpolitik den neuen globalen Herausforderungen anzupassen.
Am Dienstag hat Landwirtschaftsminister Tom Vilsack bei
John Deere in De Moine die Prioritäten für die neue Farm Bill ausgeführt, die
in weiten Teilen der Diskussion um die europäische Agrarreform ähnelt.
Mehr Aufgaben bei weniger Geld
Die neue Farm Bill müsse sich nach Ansicht Vilsacks den
neuen Herausforderungen stellen, die auf die ländlichen Räume der USA zukommen.
Es gelte, die Ernährung des eigenen Landes und der Welt sicher zu stellen,
wobei die Farm Bill mehr ist, als nur eine landwirtschaftliche Aufgabe. Die
neue Ausrichtung wird bestimmen, woher die Amerikaner ihre Energie erhalten und
ob alle Amerikaner genug zu essen bekommen. Die Ausgaben für die Agrarpolitik
müsse gegenüber den 98 Prozent der Amerikaner, die nicht in der Landwirtschaft
arbeiten, begründet werden.
Und das Budget wird kleiner. Eine Gruppe von
Kongressabgeordneten hat vorgeschlagen, die Ausgaben der Farm Bill innerhalb
der nächsten zehn Jahre um 23 Milliarden US-Dollar zu kürzen. Auch wenn dieser
Vorschlag nach Vilsack keine Mehrheit finden wird, so spiegelt er aber den
Trend wider, das weniger Geld zur Verfügung steht.
Drei Säulen
Die neue Farm Bill wird auf drei Säulen stehen: „Wir werden ein starkes Sicherheitsnetz brauchen, wir werden eine nachhaltige Produktion aufbauen müssen und wir müssen für pulsierende Märkte sorgen“, sagte Vilsack.
Überalterung der Farmer
Das Sicherheitsnetz muss Ackerbauern und Tierhalter im
Falle von Katastrophen und Marktproblemen schnell helfen können, weil die
Banken nicht auf verspätete Zinsen warten können, so Vilsack. Das
Sicherheitsnetz muss für alle Farmer und Rancher, egal wie viel Land und Tiere
sie haben, gleichermaßen gelten. Daher muss es einfach und transparent
aufgebaut sein.
In diesem Rahmen betonte Vilsack die Bedeutung eines
Jungbauernprogramms. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Betriebe mit
Betriebsleitern unter 25 Jahre um 20 Prozent gesunken. Der durchschnittliche
US-Farmer ist 57 Jahre alt, 30 Prozent der Betriebsleiter sind älter als 65.
Die neue Farm Bill muss mit Ausbildung und Unterstützung neue Farmer und
Rancher gewinnen.
Nachhaltigkeit
Unter dem Begriff der Nachhaltigkeit werden
verschiedene Aspekte subsummiert. Zum einen ist es die Bewahrung der
Produktionserfolge. In den letzten 60 Jahren sind die Erträge verschiedener
Kulturarten um das zwei- bis vierfache angestiegen. Vilsack führt das vor allem
auf die Erfolge der Agrarforschung zurück. Jeder Dollar, der in die
Agrarforschung gesteckt wurde, habe sich 20-fach ausbezahlt.
Aber nicht nur durch hohe Erträge, sondern auch durch
Konservierung des Landes und der Ressourcen. Ein Thema, das angesichts des
Klimawandels immer wichtiger werde. In den letzten 30 Jahren wurden Sünden der
Vergangenheit minimiert. Die Bodenerosion habe um 30 Prozent abgenommen und
Niedermoorstandorte werden vermehrt wieder vernässt. Nach Vilsack gebe es eine
Rekordfläche an geschützten Landschaften, was in der künftigen Farm Bill
stärker berücksichtigt werden soll.
Exporte und Heimatmarkt
Der Export von Agrargütern ist ein traditionelles
Geschäft der USA und läuft auf Hochtouren. Schon auf Rekordkurs wird dieses
Jahr mit 137 Milliarden Dollar und einem Plus von 20 Milliarden Dollar
abschließen. Der Agrarhandelsüberschuss wird rund 42 Milliarden Dollar
erreichen. Das Ergebnis komme durch die gezielte Unterstützung aller Farmen
aller Größen zustande, auch für den Weltmarkt zu produzieren. Alleine die
letzten Handelsabkommen mit Süd Korea, Panama und Kolumbien erwirtschaften
voraussichtlich zusätzliche 2,3 Milliarden US-Dollar. Jede Milliarde sichert
8.400 Arbeitsplätze in den USA, jeder Dollar in die Exportförderung komme
31-fach wieder zurück.
Gleichzeitig müsse die Farm Bill nach Ansicht Vilsack
auch den Trend nach regionalen Lebensmitteln auf dem heimischen Markt
aufnehmen. Das sei der am stärksten wachsende Sektor und hat die Anzahl der
Direktvermarkter in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Die Farm Bill soll die
Bauern unterstützen, ihre Produkte an Schulen, Krankenhäusern und direkt bei
den Nachbarn zu verkaufen.
Ernährungsprogramme
Die USA hat verschiedene Ernährungsprogramme. Im Rahmen der Farm Bill hilft „SNAP“ (Supplemental Nutrition Assistance Program) rund 44 Millionen Bedürftigen. Das wurde während der Finanzkrise besonders stark beansprucht. Am meisten werden Kinder von Arbeiterfamilien und Senioren betreut.
Erneuerbare Energie
Und nicht zuletzt spielt die erneuerbare Energie aus der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Biomasse und Bioethanol haben den Ölimport nach Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums von 60 auf 52 Prozent sinken lassen. Ein weiteres Drittel soll noch durch heimische erneuerbare Energie ersetzt werden. Daher wurden in den beiden letzten Jahren rund 22.000 Projekte unterstützt, was die Farm Bill in den kommenden Jahren ebenfalls weiterführen soll.
VLE; Foto: USDA