Farmers in UK

Landwirtschaft

Stimmen aus die britische Landwirtschaft

Tagebucheinträge im aktuellen Farmers Guardian

Oliver Scott, Bradford Estates

Oliver führt seinen Betrieb nordöstlich von Birmingham und unterstützt die Anstrengungen der britischen Regierung, vom russischem Öl und Gas unabhängig zu werden. Er weist aber auch darauf hin, dass für die Unabhängigkeit der Getreideproduktion ähnliche Ziele angestrebt werden müssen. Der Krieg in der Ukraine hat zu einer Getreideknappheit und zu stark erhöhten Preisen für Diesel und Düngemittel geführt. Großbritannien erzeugt lediglich 60 Prozent der benötigten Lebensmittel selbst. Für eine Tonne alterntigen Weizen zahlen Händler bereits 301 britische Pfund und für die neue Ernte 2022 sind ebenfalls schon 250 Pfund je Tonne aufgerufen. Die Märkte sind jedoch sehr nervös und schwanken kurzfristig um 20 Pfund. Diesel hat sich von 66 Pence auf 1,30 Pfund erhöht. Für die Frühjahrsbestellung verbraucht er rund 2.200 Liter pro Tag. Die Düngerkosten haben sich fast vervierfacht. Wenn er an Dünger spart, verringert sich der Ertrag im Sommer 2022. Die Lebensmittelknappheit werde zuerst den globalen Süden treffen, erklärt Scott. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen den hohen Kosten für Energie und Getreide. Sein Fazit: In Großbritannien müssen mehr Nahrungsmittel angebaut werden.

Johnathan Napier, Pflanzenbiotechnologe am Rothamstead Institut

Mit 305 bei zwei Gegenstimmen votierte das „House of Lords im März für eine am 20. Januar eingebrachte Gesetzgebung über neue Züchtungsmethoden. Im Vereinten Königreich wurden die neuen Züchtungsmetoden bislang dem alten Gentechnikrecht unterworfen. Jetzt ändert sich die Politik in Großbritannien und kann die Produktivität, Nachhaltigkeit und klimarelevante Aspekte in der Pflanzenzucht steigern. Für Napier ist die Entscheidung die erste in seiner wissenschaftlichen Karriere, die der Gentechnik keine Barrieren auferlegt. Die Genom Editierung kann die Wahrnehmung der Öffentlichkeit gegenüber der Gentechnik erstmals ändern. So wie es die Pandemie bei der Entwicklung von Impfstoffen erreicht habe. Napier wünscht sich eine Differenzierung, wie sie Australien, Japan oder Kanada bereits getroffen wird: Die Genschere ohne Nutzung von Fremdgenen wird aus dem alten Gentechnikrecht ausgenommen.

James Wright, Kleinbauer

Wright wünscht sich mehr Sicherheit bei der Verpachtung von Land. Seine Kühe sind mittlerweile auf der Weide, das Frühjahr ist da und die saisonale Abkalbung ist beendet. Im vergangenen Jahr wurden mehr Bullen- als Kuhkälber geboren, was gerade Kleinbauern mit kleinen Herden in die Bedrängnis bringt. Dieses Jahr ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen und die Leistungskühe haben weibliche Kälber geboren. Er sei schon fast übermütig, angesichts des Abkalbeergebnisses. Wright begann vor sieben Jahren mit der Milchwirtschaft im Südosten. Frisch verheiratet begann er mit einer kleinen Herde aus einem Viehtransporter, einigen Schafen und einem Bankkredit. Vier Jahre später stehen seine knapp 100 Milchkühe im Stall, hat die Zahl der Saugkälber verdoppelt, den Kredit abbezahlt und selbst Nachwuchs bekommen. Im südwestlichen Sussex ist Land zwar preiswerter als woanders, aber Pachtflächen sind knapp. Bei der Bewerbung um 170 Hektar Land mit Wohnhaus zog er den Kürzeren. Die Fläche wäre zweieinhalb Mal größer als das Pachtland aktuell, er müsste aber nur eineinhalb Mal mehr Pacht bezahlen. Im Osten kann er seinen Betrieb nicht mehr vergrößern. Wright überlegt sich, die Milchkühe abzuschaffen. Der Landwirt fordert von der Regierung die rechtliche Absicherung von Flächenpachten.

Thomas Carrick. Milchkühe und Schafe

Februar und März zählt Thomas Carrick nicht zu seinen Lieblinksmonaten, weil der Winter noch immer da ist. Die vor ihm liegende Lammzeit ist auch nicht immer problemfrei. Diesen März aber gab es eine anhaltende Trockenheit und Leicesterschafe haben gut gelammt. Allerdings sind 80 Prozent der Lämmer weiblich drängen später auf den Markt. Für die französischen Saler-Milchkühe hat Carrick einen Lunig-Bullen gekauft. Die sind 1947 auf der schottischen Insel Luing durch Einkreuzung von Shorthorn mit Schottischen Hochlandrindern als Fleischrasse entstanden. Die Saler-Kühe sind einfach zu halten, werden aber möglicherweise durch den Luing zu schwer. Das britische Landwirtschaftsministerium empfiehlt angesichts der steigenden Betriebskosten, die Rinder auf den Hochflächen zu weiden. Diese könnten weniger gedüngt werden. Das rentiere sich dennoch nicht, beklagt Carrick. Stattdessen würde eine Intensivierung der Schafhaltung wirtschaftlicher sein.

Pippa Botting, Fachkraft

Pippa Botting ist zwar auf dem Land, aber nicht in der Landwirtschaft aufgewachsen. Dennoch hatte sie zahlreiche Mentoren für eine erste Arbeitsstelle auf einem Marktfruchtbetrieb, der für eine Universität wirtschaftete. 2015 wechselte sie in den Südwesten nach Martock in Somerset und arbeitet auf einer große Biomilchfarm, die für die Molkerei Arla, McDonald und Waitrose produziert. An der Nottingham Universität absolvierte sie ihren Master und fand eine Anstellung auf dem Betrieb, auf dem sie ein Praktikum machte. Lediglich drei Prozent der Millennials empfinden die Landwirtschaft als attraktiven Arbeitgeber. Die Auswirkungen sind in einem Mangel an Facharbeitskräften spürbar, erklärt Botting. Die jungen Menschen müssten für einen großen Kulturwechsel bereit sein. Das Bild des Tweed-tragenden Landwirt mit Schirmmütze gibt es nicht mehr. Die Landwirtschaft bietet einen modernen Arbeitsplatz, der größer als in der Industrie abgesteckt ist.

Bizza Walters, Schäferin

Bizza Walters stammt von einem 200-Hektar Betrieb in Warwickshire in Mittelengland. Den ersten Ausbildungsgang zur Musikerin gab sie auf und wechselte an die Royal Agricultural University in Cirencester und wurde nach Abschluss Junglandwirtebotschafterin beim britischen Bauernverband. Seit 2019 arbeitet sie als als eigenständige Schäferin. Ursprünglich war sie auch nicht als Familiennachfolgerin des elterlichen Betriebes vorgesehen. Doch alle Cousins werden die Farm nicht übernehmen, so dass sie mittlerweile als erste Nachfolgerin vorgesehen ist. Aktuell zieht sie mit den ihren Schafen nordwärts von den Midlands bis Orkney und wird wohl auf Island die Saison beenden. Ihre Herde aus Greyface Dartmoor Schafen wird immer größer. Als Wanderschäferin genießt sie das Treffen auf interessante Menschen.

James Lacey, South Lincolnshire

Anfang März hat Lacey schon alle Winterfrüchte gedrillt. In einer trockenen Phase konnte der Landwirt aus South Lincolnshire eine Kopfdüngung auf den Sommerweizen bringen und die Bestände sehen aktuell gut aus. Lacey hat die Winterpause für die Toppfalnzen genutzt, die er vor allem über den Valentinstag gut aus dem Gewächshaus heraus an die Kunden hat bringen können. Im Vergleich zu anderen Zierpflanzenhändlern hat er ein gutes Geschäft gemacht. Unzufrieden ist er aber mit dem Kartoffelverkauf. Der Januar ist eher ein verkaufsarmer Monat, aber nach dem Weihnachtsverkauf hat sich die Nachfrage bis in den Februar hinein noch nicht erholt.

Mike Harris, Viehhalter

Mike Harris ist froh in einem friedlichen Teil der Welt zu leben. Die Stürme Dudley, Eunice und Franklin haben keine größeren Schäden angerichtet. Im Februar konnte der Landwirt in Dorset die ersten Kälber auf dem „Candelmas“-Viehmarkt verkaufen. Selbst die zweite Wahl hat unerwartet hohe Preise erzielt. Ausgerechnet in dem Bezirk mit hoher Viehdichte aber gibt es seit 2019  keinen regelmäßigen Viehmarkt mehr.

Roland Krieg

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