Fauna und Flora im Winter 07
Landwirtschaft
Viren, Frost und Schmetterlinge
Mit wachsender Besorgnis hatten bislang Landwirte den ungewöhnlich hohen Blattlausbefall im Wintergetreide registriert. Jetzt häufen sich die Meldungen über Wintergerste, die vom Gerstengelbverzweigungs-Virus befallen ist. Das Virus, kurz BYDV genannt, wird von infizierten Blattläusen auf die Pflanzen übertragen. „Ein starker Blattlausbefall im Herbst und der milde Winter haben dazu geführt, dass viele Blattläuse in den Feldern überlebt haben“ erklärte kürzlich Dr. Udo Heimbach von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA).
Das alleine sei schon besorgniserregend, sind die Tiere doch bereits ungewöhnlich mobil. 20 Prozent der erwachsenen Läuse sind schon beflügelt. Ein sehr hoher Wert, der sich aus den bundesweiten Blattlausproben ergeben hat, die im vergangenen Monat gesammelt wurden. In keiner Region Deutschlands sei es kalt genug gewesen, die Läuse zu stoppen. Werde die Blattlauspopulation nicht dezimiert, dann breiten sich die Viren im Frühjahr weiter aus. Das Virus selbst kann nicht bekämpft werden und tritt auf ökologischen und konventionellen Flächen auf.
Rechtzeitiger Kälteeinbruch
Der an diesem Wochenende auftretende Kälteeinbruch hingegen ist noch rechtzeitig gekommen, stellt das bayrische Landwirtschafsministerium fest. Hätte sich die wärmere Periode noch zwei Wochen länger gehalten und wäre dann durch einen Kälteeinbruch unterbrochen worden, läge der Schaden für die Landwirtschaft höher.
Die Vegetation in Bayern ist nach Aussage des Agrarministers Josef Miller der Zeit um zwei bis drei Wochen voraus. Die Vorräte an Bodenwasser sind aber ausreichend, die Herbstsaaten in der Regel gut entwickelt über den Winter gekommen und im Entwicklungsstand weit fortgeschritten. Die Ertragsaussichten seien gut – wenn die Bauern mit dem aktuellen Schädlingsdruck fertig werden. Die Sommersaaten hingegen liegen gut geschützt im Boden und die vorgekeimten Frühkartoffeln sind meist unter Folie geschützt.
Entlang des Mains blühen vereinzelt bereits Wildpflaumen und Aprikosen, während die Knospen von Kirschen, Zwetschgen, Äpfeln und Birnen noch fest verschlossen sind. Damit sind sie vor Temperaturen bis acht Grad unter Null geschützt. Auch die Erdbeerpflanzen tragen noch keine Knospen.
Problematisch wäre nur, wenn den kalten Nächten warme Tage folgten. Durch nächtlichen Frost und nachfolgendes Auftauen bei hoher Sonneneinstrahlung kann das Wurzelwerk der Pflanzen regelrecht aufgerissen werden.
Klimawandel heißt auch Artenwandel
Das Umweltforschungszentrum Leipzig (UFZ) stellte am Freitag fest, dass Wanderungsbewegungen bei Schmetterlingen Indikatoren für den Klimawandel sind. In den kommenden Jahren werde sich die Artenzusammensetzung ändern. Kälte liebende Arten seine bedroht und Wärme liebende Arten würden immer weiter nach Norden vordringen.
Der Grosse Fuchs, der noch vor 10 Jahren auf einige Reststandorte zurückgedrängt war, ist wieder in vielen Teilen Süddeutschlands zu finden. Meldungen aus Schottland weisen dort den Braunkolbigen Braun-Dickkopffalter und das Rotbraune Ochsenauge nach, denen es früher dort zu kalt war. Schmetterlinge, die kühlere Klimate bevorzugen werden nach Norden verdrängt. Das UFZ teilte zudem mit, dass nicht nur die Verbreitungsgebiete in Bewegung sind, sondern auch die Zeiten, wann die Schmetterlinge auftauchen. Das Tagpfauenauge schafft bei uns mittlerweile schon eine zweite Generation in einer Sommerperiode.
Schmetterlinge reagieren schnell und empfindlich auf Umweltveränderungen, so dass sie sich als Indikatoren für ganze Lebensgemeinschaften eignen. Deren Reaktionen treten erst mit erheblicher Verzögerung auf.
VLE