FBN steigt in Geflügelforschung ein

Landwirtschaft

Zweinutzungshuhn zukunftsfähig machen

Geflügelfleisch erfreut sich weltweit steigender Beliebtheit. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland wächst stetig und beträgt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes inzwischen 19,6 Kilogramm (2015). Mit rund 6.500 Haltern in Deutschland spielt die Geflügelwirtschaft in der Landwirtschaft eine große Rolle.

Es gibt allerdings eine genetische Diskrepanz zwischen Legeleistung und Fleischansatz. Daher werden derzeit mehr als 40 Millionen männliche Eintagsküken von spezialisierten Legerassen getötet. Als eine Alternative gilt die Geschlechtererkennung im Ei, so dass nur weibliche Legehennen ausgebrütet werden. Ein anderer Ansatz ist das Zweinutzungshuhn, das zwar weniger Eier legt, aber auch ein bisschen Fleisch ansetzt.

Zu wenig Geflügelforschung

Das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) hat viel Erfahrung bei Wiederkäuern und Schweinen. Damit steigt die FBN jetzt in die Geflügelzucht ein und hat ein Stallgebäude in Dummerstorf bei Rostock zu einer Experimentieranlage Geflügel umgebaut.

„Mit unserem molekularbiologischen und physiologischen Know-how wollen wir dazu beitragen, mit neuen Ansätzen das Tierwohl und die Tiergesundheit in der Geflügelhaltung zu verbessern“, betonte der Kommissarische Vorstand des FBN, Prof. Klaus Wimmers, das Engagement des Forschungsinstitutes. „Ein weiterer Grund ist, dass die Geflügelwirtschaft im Land fehlende Forschungskapazitäten beklagt hatte.“

Die Experimentalanlage Geflügel ist insgesamt etwa 610 Quadratmeter groß. Davon entfallen 175 Quadratmeter auf die Tierhaltung in sieben Abteilen. Ferner gehören zu dem Gebäude ein Forschungslabor, ein Brutraum sowie Pausen- und Umkleideräume. Die Tierhaltung ist mit Klima- und Lichtsteuerung sowie automatischer Wasserversorgung ausgestattet und auf maximal 1.500 Tiere ausgelegt. Verantwortlich für die Experimentanlage Geflügel ist Dr. Bernd Stabenow, der Leiter der Tierexperimentellen Anlagen am FBN. Aktuell laufen in Dummerstorf bereits mehrere Forschungsprojekte zum Geflügel, weitere befinden sich in der Vorbereitung. Manuel Stehr schreibt dabei seine Doktorarbeit.

Vorsicht Würmer

Nach dem Aus des Legekäfigs steht auch der ausgestaltete Käfig für die Kleingruppe vor dem Aus. Die zunehmende Freilandhaltung ist nicht unkompliziert. Die Tiere fangen sich Infektionen mit gastrointestinalen Nematoden ein. Ein massiver Befall beeinträchtigt die Legehennen durch Nährstoffentzug. Daher legt die erste Forschung Wert auf diesen Zusammenhang.

Unterschiedliche Genotypen des neu gezüchteten und zu untersuchenden Zweinutzungsgenotypus (Lohmann Dual) werden in der Experimentalanlage kontrolliert mit zwei häufig auftretenden Spulwurm-Spezies (Ascaridia galli und Heterakis gallinarum) infiziert. Ihre Empfänglichkeit sowie ihrer Abwehrleistung auf die Infektion wird parasitologisch, makroskopisch, histologisch, immunologisch und ernährungsphysiologisch untersucht.

Gürbüz Das (re.) und Projektteammitarbeiter Manuel Stehr mit Zweinutzungshühnern in der neuen Stallanlage, Foto: Frank Mogwitz (FBN)

Der erste Versuch mit Masthähnchen wurde zwischen April und Juni 2016 in der Experimentalanlage Geflügel erfolgreich abgeschlossen. „Momentan werten wir die erhobenen Daten aus und bereiten alles für einen zweiten Versuch mit Masthähnchen vor. Voraussichtlich bis Ende des Jahres werden wir die wichtigsten Ergebnisse aus dem Versuch mit Masthähnchen vorliegen haben. 2017 werden die Untersuchungen mit Legehennen fortgesetzt“, so Dr. Gürbüz Daş.

„Falls wir in diesem Projekt bedeutsame Unterschiede zwischen den untersuchten Genotypen finden, müssen wir uns mit diesem Thema weiter beschäftigen. Uns wird auch zukünftig interessieren, wie hoch die metabolischen Kosten von Parasiten-Infektionen sind, ob man mit Ernährungsmaßnahmen abhelfen kann und wie die unterschiedlichen Genotypen diese tolerieren. Die Untersuchungen tragen zur objektiven Beurteilung alternativer Produktionssysteme bei und werden Wege für eine nachhaltige Geflügelhaltung mit größerer Akzeptanz aufzeigen.“

Das Ziel

„Hauptziel unseres Projektes ist es, die Machbarkeit des Einsatzes eines Zweinutzungshuhnes sowohl für die Mast als auch für die Eierproduktion aus der Sicht des Tier-, Verbraucher- sowie Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit zu testen“, sagt Dr. Gürbüz Daş. Jetzt beurteilen sie die Unterschiede zwischen den Genotypen und versuchen die metabolischen Kosten von Parasiten-Infektionen zu ermitteln. Dann können die Tierhalter mit Ernährungsmaßnahmen gegensteuern. „Die Untersuchungen tragen zur objektiven Beurteilung alternativer Produktionssysteme bei und werden Wege für eine nachhaltige Geflügelhaltung mit größerer Akzeptanz aufzeigen.“

roRo; FBN; Fotos: FBN; Frank Mogwitz

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