Feldroboter auf dem Vormarsch
Landwirtschaft
Feldroboter auf dem Vormarsch
Der Unterschied zwischen Automatisierung und Roboterisierung ist unscharf. Thilo Steckel vom Landmaschinenhersteller Claas versucht es trotzdem. Die Automatisierung ist die Übertragung von Prozessen, während die Roboterisierung auch eine Lernfähigkeit des Systems umschreibt. Die Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten eine neue Revolution erfahren, der auf den DLG-Feldtagen auf dem Rittergut Bockerode bei Springe in Niedersachsen einen Themenschwerpunkt erhalten hat.
Büroarbeit abnehmen
Nach Dr. Armin Werner vom Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) entfallen rund 16 Prozent der bäuerlichen Arbeit auf Dokumentationsaufgaben wie Schlagkartei pflegen und Arbeiten planen. So sind Pflanzenschutzarbeiten innerhalb eines Feldes unterschiedlich durchzuführen, liegen Teile des Feldes nahe eines Gewässers, oder innerhalb eines Naturschutzgebietes. Außerdem kommen über Cross Compliance ständig neue Aufgaben hinzu.
Außerdem sind Lohnunternehmer nach ihren Aufgaben zu berechnen. Das alles könnte entsprechend der Projektbezeichnung „Future Farms“ demnächst digital erledigt werden. „Das ist eine Zukunft, die gar nicht mehr so weit entfernt ist“, so Dr. Werner.
Claas hat zusammen mit Siemens Rechner entwickelt, die Geschäftsprozesse schon auf dem Feld digitalisieren. Die Feldanfahrt mit der Wegbeschreibung, die Auffahrt auf das Feld mit einer eventuellen Torbreite, der Fahrer, die zu erledigenden Aufgaben und Hindernisse werden in Echtzeit erfasst. So kann eine feuchte Stelle, die temporär auf einem Feld auftritt in das System eingegeben und an andere Fahrer weitegegeben werden. Informationstechnische Prozesse begleiten die physische Arbeit. Ziel ist eine Kosteneinsparung durch einfachere Dokumentation, Schaffung einer Planungsbasis, Senkung des Planungsaufwands und Unterstützung von Entscheidungen. So kann ein Lohnunternehmen mehrere Feler von verschiedenen Bauern bearbeiten und was er wo wie gemacht wird, wird feldabhängig bis zur Rechnungslegung bereits digitalisiert.
Anforderungen steigen
Ziel wären Webbasierte Datenbanken, die von den Naturschutzbehörden, privaten Labeln oder Global G.A.P aufgestellt und gepflegt werden, in denen die aktuellen Vorgaben der Politik, wie Düngeraufwand oder Wasserrahmenrichtlinie gleich eingepflegt und könnten so gleich umgesetzt werden. Allerdings ist die rechtliche Frage noch offen, denn wenn dennoch zu viel gedüngt wurde – war es das Programm?
Die Roboterisierung entspringt dem kürzlich beendeten Projekt „Robot 2 Business“, die Future Farm bindet diesen Teil in die gesamte Wertschöpfungskette ein. Die Praktiker haben sich gleich zu Wort gemeldet, weil sie die Felder schon lange bearbeiten und für den Standort ihr „Fingerspitzenefühl“ entwickelt haben. Für Dr. Werner werden die Bauern jedoch nicht „entmündigt“. Sie müssen sowieso ihre Arbeit im Rahmen der Nachvollziehbarkeit dokumentieren und sie entledigten sich eben den bürokratischen Pflichten.
Durch Roboterisierung und Automatisierung gehen zwar auch Arbeitsplätze verloren, aber nicht mehr, als beim ständigen Strukturwandel. Dr. Werner sieht vor allem die Vorteile. Die Arbeit wird attraktiver, neue Tätigkeiten ergeben sich und lästige entfallen. Damit würde der Beruf des Landwirts vor allem bei jüngeren Menschen an Attraktivität zunehmen.
Roland Krieg; Foto: roRo