Ferntransport von Pflanzenschutzmitteln

Landwirtschaft

Abdrift PSM über große Entfernungen

Abdrift von Pflanzenschutzmitteln ist bei der Ausbringung unerwünscht. Daher sind bei der Anwendung Windgeschwindigkeiten zu beachten, die Abdriften befördern oder vermindern. Entscheidend ist auch die Tropfengröße. Je kleiner ein Tropfen ist, desto mehr verdriftet sie der Wind. Ab drei Meter Windgeschwindigkeit pro Sekunde ist die mögliche Abdrift bereits zu reduzieren. Die Tropfengröße wird wesentlich durch den Spritzdruck und die Düsen bestimmt. Abdriftversuche, Eckdaten und abdriftmindernde Düsen sind Eckwerte bei der Zulassung und Anwendungstipps, um Pflanzenschutzmittel dorthin zu bringen, wo sie gewünscht sind.

Aber auch der Wirkstoff selbst bestimmt seine Flüchtigkeit. Gemessen wird über den Dampfdruck, also ab wann ein flüssiger Wirkstoff in die Dampfphase übergeht und sich in der Luft verteilt. Mittel mit einem hohen Dampfdruck gehen bei feucht-warmer Witterung leicht in die Dampfphase über und verflüchtigen sich. Beispielsweise bei Prosulfocarb und Pendimethalin. Die weisen einen Dampfdruck von 7,9 mal 10-4 und 1,39 mal 10-3 Pascal bei 20 Grad Celsius Lufttemperatur auf. Bei den Versuchen im Zulassungsverfahren geht es um Abdriftungen von 100 Meter Entfernung.

Ferntransport

Um andere Entfernungen geht es in einer aufwendigen Studie in einem Fenchelfeld in Wilmersdorf in der Region Angermünde – Schorfheide/Chorin, nördlich von Berlin. Dort sind Prosulfocarb und Pendimethalin in der Luft und in Rinden vorzufinden, obwohl im direkten Umfeld keine Anwendungen mit diesen Mitteln durchgeführt werden. Das hat das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) für die Studie des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) ermittelt. Pendimethalin für Wintergetreide wird in zehn Kilometer Entfernung genutzt. Prosulfocarb hingegen nur auf einem Standort im Fläming, südlich von Berlin.

Die sensitiven Dampfdruckgefälle sind bekannt, aber nicht ungewöhnlich. Nach Zahlen der damaligen Biologischen Bundesanstalt für 1998 wurden in den Dampfdruckbereichen der beiden Substanzen insgesamt 10.600 Tonnen Wirkstoffe in Deutschland ausgebracht. Rund fünf Prozent aller verwendeten Wirkstoffe. Dennoch seien für diese „volatilen bis semivolatilen“ Substanzen keine Einträge in benachbarte Flächen zu erwarten. Es komme auf die Formulierungstypen der Wirkstoffe an. Bei Suspensions- und Emulsions-Formulierungen bestehen Verflüchtigungsraten von 20 bis 56 Prozent vom Boden und 59 bis 72 Prozent von Pflanzen innerhalb von 72 Stunden. Werden die Substanzen verkapselt, sinken die Verflüchtigungsraten auf unter zehn Prozent.

Da die Substanzen im Frühjahr ausgebracht werden, das Monitoring aber im Herbst stattfand, kann das Vorhandensein der Substanzen im Fenchelfeld nicht auf eine falsche Ausbringung zurückzuführen sein, argumentiert die Studie. Die Autoren legen daher das Augenmerk auf das Dampfdruckgefälle und empfehlen:

„Pendimethalin einer vertieften ökotoxikologische Prüfung von Exposition der Umwelt und potentiellen Wirkungen zu unterziehen. Hierbei gilt es insbesondere auch das Ausmaß der Verbreitung vom Nahbereich bis fern abseits lokaler Quellen genauer zu charakterisieren.

„Im Zuge der anstehender Neuzulassungen von Pendimethalin dies mindestens mit der Auflage verbinden, dass das Verbreitungspotenzial des Herbizides über die Luft wirksam minimiert wird, d. herstellerseits bestimmte Formulierungen mit ungünstigem Dampfdruck effektiv verbessert werden bzw. nur entsprechende Formulierungen in Verkehr kommen (Kapselung).

„Den noch vorläufigen Ergebnissen zu Prosulfocarb hinsichtlich einer potenziell weiträumigen Verbreitung in der Umwelt weiter nachzugehen.

Lesestoff:

Die Studie „Durchführung einer Bioindikation auf Pflanzenschutzmittelrückstände mittels Luftgüte-Rindenmonitoring, Passivsammlern und Vegetationsproben“ kann bei www.Bioland.de eingesehen werden

Roland Krieg

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