FertilCrop gestartet
Landwirtschaft
Europäische Forschung zur Bodenfruchtbarkeit
Unter der Leitung des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau (FiBL) ist die Arbeit im europäischen Forschungsprojekt „Aufbau von Bodenfruchtbarkeit in biologischen Ackerkulturen“ (FertilCrop) aufgenommen worden. 20 Institutionen aus 13 verschiedenen europäischen Ländern arbeiten in diesem dreijährigen Vorhaben gemeinsam an zukunftsfähigen Anbaumethoden.
Bodenfruchtbarkeit
Bodenfruchtbarkeit spielt eine zentrale Rolle im
Biolandbau, bei dem auf chemisch-synthetische Düngemittel und
Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Insbesondere organischer Dünger,
reduzierte Bodenbearbeitung und die richtige Gründüngung fördern die
Bodenfruchtbarkeit auf Biobetrieben: Der Boden wird stabiler und humusreicher,
die Kleinstlebewesen im Boden sind aktiver und die Pflanzenwurzeln haben
besseren Zugang zu den Nährstoffen.
Die reduzierte Bodenbearbeitung ist noch wenig verbreitet im Biolandbau, da
viele Landwirte eine massive Ausbreitung von Unkräutern befürchten. Vor allem
die hartnäckigen Wurzelunkräuter wie Disteln, Quecken oder Blacken/Ampfer
können sich ohne regelmässiges Pflügen stark vermehren. Diese sind im
biologischen Landbau schwierig zu bekämpfen, da synthetische Unkrautvertilger
verboten sind.
Rotkleeuntersaat in
Winterweizen;
Foto: Christophe David (ISARA)
Höhere Erträge mit reduzierter Bodenbearbeitung
Der Ackerbau mit reduzierter Bodenbearbeitung bedarf
deshalb weiterer Forschungstätigkeit. Diese Entwicklungsarbeit möchte das FiBL
im Projekt FertilCrop mit anderen europäischen Forschern und Beratern
vorantreiben. Dazu werden verschiedene Fruchtfolgen, Düngungspraktiken und
Bodenbearbeitungsvarianten auf Landwirtschaftsbetrieben getestet. Das Ziel ist
anspruchsvoll: höhere Erträge und fruchtbarere Böden, eine bessere Bodenstruktur
und weniger Unkräuter. Die reduzierte Bodenbearbeitung kann auch den
Energieaufwand senken und die Böden setzen weniger klimaschädliche Gase frei.
Im Projekt FertilCrop arbeiten Spezialisten für Unkrautbekämpfung, Bodenphysik
und -biologie, Pflanzenernährung, Gründüngung, Kompostierung, Klimawandel und
Modellierung eng zusammen. Für die landwirtschaftliche Praxis werden
verbesserte Anbaumethoden, neue Techniken und Entscheidungshilfen erarbeitet.
„Wir erwarten, dass die enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Forschern
umweltfreundliche und vor allem lokal angepasste Ackerbausysteme ermöglicht,
welche Wissenschaft und Praxiserfahrung kombinieren“, so Projektleiter Andreas
Fliessbach vom FiBL.
TILMAN-ORG als Ausgangspunkt
Das Projekt FertilCrop baut auf dem Vorgängerprojekt TILMAN-ORG auf, welches von 2012 bis 2014 mit zum Teil den gleichen Forschungspartnern durchgeführt wurde. Am neu lancierten Projekt ist sowohl der Forschungsschwerpunkt als auch der Ansatz ungewöhnlich. Der Fokus liegt auf den Wechselbeziehungen, etwa zwischen dem Ertrag der Ackerkulturen und dem Wachstum der Unkräuter oder dem Zusammenhang zwischen einer guten Bodenstruktur und einer hohen Aktivität von Kleinstlebewesen. Alle Partner nutzen dazu bereits bestehende Feldexperimente. Mit den zahlreichen Informationen werden EDV-gestützte Beratungs- und Entscheidungsmodelle gefüttert, welche den Landwirten den Einstieg erleichtern. Die beteiligten Landwirte und Forscher lernen voneinander, den Zustand des Bodens auf Basis der Wissenschaft und der Praxiserfahrung einzuschätzen, und sie lernen, die Computer-gestützten Entscheidungshilfen zu nutzen.
Lesestoff:
Anne Merz (FiBL)