Feuer unter´m Biodach
Landwirtschaft
Wie groß darf Bio sein?
Offiziell gibt es im Biobereich keine Probleme mit den großen Betrieben im Ostdeutschland. Ob Tiere gut oder schlecht gehalten werden, ob die Richtlinien eingehalten werden oder dagegen verstoßen wird, entscheidet das Management und nicht die Größe des Betriebes. Die mittlerweile aufgelöste KTG Agrar mit ehemals 40.000 Hektar Land war auch Deutschlands größter Biobetrieb. Inoffiziell gibt es aber den starken Wunsch des „Cocooning“. Die Biopioniere hatten nicht im Sinn, dass die Nachfolgegeneration weniger ideell, sondern mehr geschäftlich unterwegs ist. Biosupermärkte sind den traditionellen Naturkostladnern noch immer ein Dorn im Auge. Das Wachstum der ökologischen Betriebe, wie erst jüngst in Schleswig-Holstein zu verzeichnen, entspricht auch nicht mehr der ökologischen Idylle, die manche Verbraucher von Bio erwarten [1].
Rohstoffbeschaffung oder Landgrabbing?
So hat „Der Spiegel“ in dieser Woche von einer neuen Dimension geschrieben, die im Biobereich unterwegs ist. Finanzinvestoren hätten Zugriff auf einen „Bio Agrar Fonds“ und 40.000 ha Land in Zentral- und Osteuropa. Mit Bioland Markt beteilige sich eine frühere Tochter des Bioland-Anbauverbandes. Hintergrund sei das Nachschubproblem von Bioware, die auf heimischen Feldern nicht erzeugt werden kann.
Fritz Schmidt, Geschäftsführer der Bioland Markt GmbH & Co. KG, teilt in einer E-Mail an Herd-und-Hof.de mit, dass hinter dem „Bio Agrar Fonds“ keine großen Investoren, sondern drei Familien stehen, die „mit einem langfristigen Horizont von mehr als 20 Jahren in ökologisch wirtschaftende Betriebe in Osteuropa investieren.“
„Dafür werden in der Regel landwirtschaftliche Flächen von Kleineigentümern gepachtet. Soziale Aspekte, die den Landwirten und Verpächtern ein faires Einkommen und eine langfristige Perspektive sichern, werden berücksichtigt.“
Dass die heimische Ware in Deutschland für den eigenen Markt nicht ausreicht, ist seit Jahren bekannt. Das Wachstum der Ökoanbaufläche hält mit der Nachfrage nicht Schritt. Aber selbst wenn: Das in Osteuropa „herrschende Klima ist oftmals besser geeignet, eiweißhaltige Pflanzen wie z.B. Sonnenblumen, Soja, Erbsen und Luzerne in nachhaltige Fruchtfolge“ zu produzieren. Bioland Markt ist reiner Händler ohne eigene Erzeugung und habe das den Autoren vom Spiegel dargelegt.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Niedersachsen hingegen sieht sich durch den Spiegel-Bericht bestätigt. Die AbL kritisiert das „Wegdriften“ des Bio-Sektors in Richtung „Agrarindustrie-Bio“.
Eigenes Bio-Siegel statt Verbandslogo
Anderes Thema: Förderung des ökologischen Landbaus, Förderung der Verbraucherberatung und Förderung des Tierschutzes. Wenn diese Inhalte mit einem Bio-Siegel versehen werden, erreichen die Produkte hohe Glaubwürdigkeit. Weil aber bei Bioland und Biopark bei Geflügel maximal 6.000 Tiere eingestallt werden dürfen, finden die 14 Eier-Erzeuger der Fürstenhofgruppe aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dort keinen Platz mehr. Zudem standen Betriebsleiter in Verdacht, gegen Tierschutzrichtlinien zu verstoßen.
Jetzt haben die Firmen ihr eigenes Bio-Siegel gegründet, das nach den EU-Standards geführt ab Mai auf den Markt kommt. Ein Ei ohne Logo findet heute keinen Anklang mehr bei den Kunden.
Lesestoff:
[1] Ökobetriebe werden immer größer: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/oekobetriebe-werden-groesser.html
Roland Krieg