Feuerbrand in Österreich

Landwirtschaft

Wiener Ökologin sucht nach Signalstoffen

Milde Winter sind gute Jahre für den Feuerbrand, eine bakterielle Krankheit, die Äpfel, Birnen und Quitten im Obstbau befällt - aber auch Ziergewächse wie Weiß- und Rotdorn, Feuerdorn, diverse Zwergmispelarten, die Vogelbeere, Felsenbirne und andere Pflanzen Feuerbrand auf Apfelblüteaus der Familie der Rosengewächse nicht verschmäht. Vermutlich um 1957 gelangte der Feuerbrand aus den USA nach Europa und breitet sich seit 1993 in Österreich ostwärts aus.
„In Teilen der Steiermark holzt man als Feuerbrand-Prävention gerade alle nicht gewerblich genutzten Quittenbäume ab. Aus ökologischer Sicht eine Tragödie und als Maßnahme mehr oder weniger sinnlos“, klagt Doris Engelmeier, Ökologin von der Universität Wien. Sie sucht in Blattwachsen nach Mitteln, um den Feuerbrand zu stoppen. Auch die Behandlung mit dem Antibiotikum Streptomycin ist problematisch, weil es zu resistenten Erregerstämmen führt, die auch für Menschen gefährlich sein können, und sich erhöhte Streptomycin-Konzentrationen im Honig von Bienen wieder finden, die auf Apfelblüten weideten.

Krankheitsbarriere Wachsschicht
Häufig nutzt der Feuerbrand Blüten oder Verletzungen, um in die Pflanzen einzudringen. Er gelangt aber auch über die Oberfläche gesunder Blätter in den Baum. „Die äußerst Schicht der Blätter, die Wachsschicht, ist eine Barriere gegen Krankheitserreger“, weiß die Wiener Wissenschaftlerin. Um sie zu durchdringen, braucht die Krankheit eine bestimmte Menge an Erregern, die sich erst auf der Wachsschicht vermehren müssen, um sich durch sie „hindurchzufressen“. „Wenn sie auf Grund gewisser chemischer Signalstoffe entschlüsseln können, dass sich das für sie nicht auszahlt, warten die Bakterien mit der Vermehrung, bis die Umstände sie zu einem geeigneteren Wirt bringen“, erörtert Engelmeier ihre Arbeitshypothese.

Ziel 2009
Genau die Signalstoffe, die das Bakterienwachstum hemmen, sucht Doris Engelmeier vom Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung seit Februar 2007 im Rahmen des vom Lebensministeriums geförderten Projekts „Feuerbrand auf Kernobst: Blattoberflächenchemie und sortenspezifische Resistenz“. Die Blätter von feuerbrandresistenteren Sorten werden ganz kurz in ein Lösungsmittel getaucht, so dass nur der oberste Teil der Wachsschicht in die Lösung geht. Dort werden die Signalstoffe vermutet. Dann beobachtet sie, wie sich der Feuerbrand in Gegenwart verschiedener Blattwachsstoffe vermehrt. Stoffe, die das Wachstum behindern, kommen in die engere Betrachtung, werden in Quarantäne-Gewächshäusern auf Obstbäume ausgebracht einem Infektionsversuch ausgesetzt. Anfang 2009 soll ein wirksames Mittel vorliegen.

roRo; Foto: Dr. Eva Wilhelm, Seibersdorf: Mit Feuerbrand infizierte Apfelblüte

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