Finnland ist mehr als Wald

Landwirtschaft

Lebensmittel aus der reinen, nordischen Natur

Finnland

Die Vorbereitungen für die Internationale Grüne Woche 2019 laufen auf Hochtouren. Partnerland der IGW ist Finnland, das europäische Land mit der größten Grenze zu Russland. Das Land liegt komplett nördlich des 60. Breitengrades und ist genauso groß wie Deutschland. Allerdings leben kaum mehr als 5,5 Millionen Menschen in Finnland. 75 Prozent der Landesfläche ist mit Wald bewachsen, aber die restlichen 25 Prozent haben es in sich. Lappland im nördlichsten Teil hat die reinste Luft der Welt und Grundwasser kann direkt in der Lebensmittelproduktion ohne weitere Aufbereitung eingesetzt werden. Nach der Metallindustrie erzielt die Ernährungsindustrie mit 10,5 Milliarden Euro das größte Branchensozialprodukt.

Unverfälscht  rein und authentisch ist die finnische Küche, die immer mehr Liebhaber findet. In der Messehalle 10.2 werden die Besucher der Grünen Woche Land und Kultur kulinarisch entdecken können. Deutschland ist einer der wichtigsten Außenhandelspartner der Finnen. Die Bundesbürger können bei mehr als 50 Ausstellern die Vielfalt aus der arktischen Landwirtschaft testen, sagte Klaus Hartikainen vom finnischen Bauernverband am Dienstag zu deutschen Journalisten, die in den nächsten Tagen einen tiefen Einblick in die Besonderheiten der Landwirtschaft werfen. Nur rund 180 Tage dauert die Vegetationsperiode. Der lange und strenge Winter hilft den Landwirten Schadinsekten und Unkräuter zu kontrollieren.

Auch nördlich des 60. Breitengrades stellt die Gesellschaft hohe Ansprüche an das Tierwohl. Bei den Schweinen bleiben die Schwänze dran, das Geflügel behält seinen ungekürzten Schnabel. Im Ackerbau ist Gerste auf 437.000 Hektar das am meisten angebaute Getreide. Es folgt Hafer auf 337.000 ha. Eine knappe Million Tonnen Hafer werden jährlich produziert. 200.000 Tonnen gehen in den Export und machen Finnland zum wichtigsten Herkunftsland für das wertvolle Getreide.

Der Sommer 2018 hat auch die Getreidebauern durch Trockenheit getroffen. Der Hafer wird jetzt mehr für die Futterindustrie genutzt werden müssen. Für die Hafererzeuger ein gutes Signal, auch wenn sie rund 30 Prozent weniger geerntet haben, denn die Preise werden zwischen Export und Futternutzung ausgehandelt.

Die kurze Vegetationszeit gibt den Takt für Kosten und Politik vor. Finnland hat weltweit und auch im Vergleich zur EU höhere Produktionskosten, erklärte Bauernpräsident Juha Marttila. Daher haben die finnischen Landwirte schon immer auf Effizienz und Qualität achten müssen. Der finnischen Cuisine komme das zugute.

Brauereischild

Dennoch hat sich die Zahl der Landwirte in den letzten 20 Jahren auf etwa 48.000 halbiert. Betriebe geben auf und übergeben das Land an größer werdende Farmen. Pekka Kääriäinen ist Getreidespezialist und arbeitet beim europäischen Bauern- und Genossenschaftsverband Copa Cogeca. Er befürchtet, dass der Sommer 2018 die Betriebsaufgaben beschleunigt. Versicherungen für die betriebliche Risikoabsicherung sind teuer. Weil es so eine Trockenheit wie 2018 noch nie gegeben hat, wird eine Dürreversicherung nicht angeboten. Zusammen mit der finnischen Regierung arbeitet er an einer marktorientierten Lösung, auf die im Idealfall keine Steuer fällig wird.

Pekka Kääriäinen ist auch Geschäftsführer der Bryggeri im alten Helsinki. Die Büros sind aus den klassizistischen Bauten schon lange verschwunden. Zahlreiche Restaurants beleben das Stadtviertel für Finnen und Touristen. Kääriäinen bietet Pils aus eigener Gasthofbrauerei an und eröffnet sogar noch in dieser Woche in Berlin Prenzlauer Berg eine Bryggeri mit finnischer Küche und frischem Pils. Eine Auswahl an Kleinbrauereien stellen sich auch auf der Grünen Woche 2019 vor.

 

Roland Krieg; Fotos: roRo

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