Finnland steigt 2025 aus der Kohle aus
Landwirtschaft
Agrarökologische Kreisläufe schaffen
Saana und Elmeri heißen die beiden berühmtesten Bewohner in Koskenkorva, einem kleinen Ort mit 2.200 Seelen zwischen Tampere und Vaasa. Es sind die Namen der beiden Gerstensorten, auf denen die 60-jährige Geschichte des Koskenkorva Wodkas beruht. Nördlicher als auf den Feldern rund um das Dorf wird weltweit nirgend woanders noch Gerste angebaut. Pro Kopf kommen 90 Tonnen Gerste pro Jahr zusammen, die in einem kontinuierlichen Destillationsverfahren zu Wodka gebrannt werden. Dadurch entstehen so reine Ethanoole, das keine weiteren weitere Carbonfilter eingesetzt werden müssen.
18.000 Kubikmeter reines Quellwasser aus den Hügeln von Salpausselkä werden täglich gewonnen. Die Filter fischen nur Blätter und kleine Zweige heraus. Mit den Spelzen wird Biogas und Biowärme gewonnen, die Gärreste kommen als Dünger wieder auf die Felder von Koskenkorva.
Was in kleinen Kreisläufen im Norden funktioniert, probiert Finnland mit Hilfe der Universität Helsinki auch in großem Stil. Auf der im Süden gelegenen Farm der Familie Knethilä im Ort Palopuro wurden die 390 Hektar Land 2010 vollständig auf ökologische Anbauweise umgestellt. Wiesenlieschgras, Rotklee, Ackerbohnen, Gerste, Rüben und Kreuzkümmel werden angebaut. Das Getreide wird auf dem Hof vermahlen und zu Brot verarbeitet. Pferdemist und Gründünger kommen auf den Betrieb, der aus seiner Biogasanlage die Gärreste für die Düngung gewinnt.
Der Betrieb ist nicht allein, sondern hat kontinuierlich ein Netzwerk genossenschaftlich organisierten Produzenten und Verarbeitern aus der Region aufgebaut. 2017 wurde die Knethilä Farm als „“Umweltfreundlichste Farm in Finnland“ ausgezeichnet. Der Begriff „Palopuro Agroecological Symbiosis“ dient als Vorbild für die Weiterentwicklung der finnischen Landwirtschaft im Rahmen der Bioökonomie.
Heute sind im Hafen von Helsinki noch die Kohlenberge für die Energiegewinnung des Landes zu sehen. 2025 sind die Lager geräumt, die Kohle soll nicht mehr genutzt werden. Im Jahr 2045 will Finnland klimaneutral wirtschaften. Für die Landwirtschaft heißt dass, sie muss sich neu aufstellen.
Roland Krieg