Fischer vernetzen sich in Brandenburg

Landwirtschaft

„Märkische Fischstraße“ zu Gast in Berlin

>Seit dem 16. Jahrhundert hat die Teichwirtschaft Tradition in Brandenburg und prägt auch durch die Größe der Anlagen die Kulturlandschaft, sagte Wilfried Donath, Geschäftsführer der Peitzer Edelfisch GmbH, gestern in der Landesvertretung Brandenburg. Die Binnenfischer des Landes hatten in ihren Restaurants seither Zulauf durch Wanderer und mussten 1999 bei der Idee ein Netzwerk zu knüpfen, daher nicht „bei Null anfangen“, wie es Peter Wilczynski, Gesellschaftsführer der GbR Binnenfischerei Potsdam formulierte. Sie übten alle ihren Traumberuf aus, haben allerdings nur wenig Chancen über den Handel zu vermarkten. Daher spielt die Direktvermarktung eine große Rolle.

Wirtschaftsfaktor Fisch
2003 hatten sich dann 50 Brandenburger Fischerei- und Fischverarbeitende Betriebe sowie Fischgaststätten zusammengeschlossen, um gemeinsam nicht nur für den Fisch, sondern auch für Land und Leute zu werben: Damit sie auch weiterhin wirtschaften werden können.
Agrarminister Dr. Dietmar Woidke benannte folgende Probleme: Unklare Eigentumsverhältnisse, hohe Einkaufspreise für Satzfische, vor allem Aale, Importe aus der Aquakultur und Konflikte mit dem Naturschutz.
Brandenburg hat rund 85.000 Hektar Wasserfläche, von denen 77.000 Hektar fischereilich genutzt werden - über 56.000 Hektar davon professionell. Die Gewässer Brandenburgs werden von 137 Familienunternehmen im Haupterwerb und 111 im Nebenerwerb bewirtschaftet und sichern damit 480 Arbeitsplätze. 1.236 Tonnen Fisch sind im letzten Jahr in die Netze gegangen. Davon 524 Tonnen Speisefisch und 712 Tonnen Weißfisch. Hinzu kommen 4.330 Hektar künstliche Teichfläche. Dr. Woidke sieht in der Binnenfischerei eine Säule der ländlichen Entwicklung, wobei der Pfad weg vom reinen Fischfang und hin zum Erlebnistourismus führt. Thomas Tittel, Projektmanager der Märkischen Fischstraße sieht in den jährlich im Oktober stattfindenden Lausitzer Fischwochen in der Oberlausitz ein Vorbild für die Erweiterung der märkischen Initiative. So wird es in diesem Jahr erstmals ein vergleichbares Pilotprojekt in Südbrandenburg mit den Schwerpunkten Teichwirtschaft und Karpfen geben.

Individuelle Fischstraße
Die Märkische Fischstraße ist kein reines Marketingprojekt. Neben Gemeinschaftswerbemaßnahmen und damit Senkung der Kosten soll auch dem Beruf des Fischers und Teichwirts ein höherer Stellenwert gegeben werden. Im Bundesgebiet soll die Metropolenregion Berlin und Brandenburg als wasser- und fischreiche Region bekannt gemacht werden. Diese Zielstellung dient der Sicherung von Arbeitsplätzen und fördert den Tourismus. Die Fischstraße ist nicht linear an der Spree oder Havel gelegen, sondern verteilt sich über das gesamte Bundesland. Unter www.maerkische-fischstrasse.de kann man sich eine eigene Ausflugsroute zusammenstellen und anhand der eigens aufgestellten Beschilderung abwandern, beradeln oder mit dem Auto aufsuchen. Die Webseite wird zur Zeit aktualisiert und mit Kochrezepten kulinarisch erweitert. Vom 23. bis 25. September gibt es in Mellensee beispielsweise das 1. Märkische Anglerfest.

Gefiederter Wettbewerber
Keine Fischveranstaltung ohne den schmalschnäbeligen Feinschmecker Kormoran. Mit einem Fischverzehr von 450 g pro Tag ist er ein ernsthafter Konkurrent für die Fischer, denen er eine ganze Generation an Jungfischen wegfangen kann und daher zu großen wirtschaftlichen Verlusten führt. Nach der Brandenburger Kormoranverordnung ist der Abschuss des gefiederten Fischers außerhalb der Schutzzonen erlaubt, jedoch, wie ein Blick auf andere Bundesländer zeigt, nicht nachhaltig erfolgreich, wie Dr. Woidke gestand. Es gehe für Brandenburg darum, einen für das Land verträglichen Besatz von etwa 2.000 Brutpaaren zu halten. Dazu müssten etwa 600 Paare vertrieben werden, womit der Bestand nicht in seiner Erhaltung gefährdet ist, assistierte Donath. Die Schäden des Kormorans verschlechtern die Situation der Betriebe zusätzlich und es müssen „die mildesten Mittel“ eingesetzt werden, um den Räuber zu vertreiben. Am erfolgversprechendsten sind, so Dr. Woidke, Verbrämungsmaßnahmen: Dabei werden in kalten Nächten die Brutpaare hochgescheucht und die Eier erkalten im Nest. Eine endgültige Auswertung liege noch nicht vor, aber der Agrarminister zeigte sich zuversichtlich.

roRo

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