Fischerei-Flotten werden nicht kleiner

EU-Fischerei-Förderung in der Kritik

Der EU-Agrarrat hat sich in der Nacht zu Mittwoch auf eine Fischereiförderung geeinigt, die auf heftige Kritik stößt. Die Überkapazität der Fischereiflotten gilt als einer der bedeutendsten Gründe für die Überfischung in den europäischen und internationalen Gewässern. Die vereinbarten Regelungen zur Modernisierung reichen nach Einschätzung von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner nicht aus, die Flotten zu verkleinern und würden sogar zu einer eine Ausweitung führen. Gefördert wird die Motorleistung bei großen Fischereifahrzeugen.

„Ich bedauere, dass der Rat sich heute mehrheitlich auf die Fortsetzung von flottenbezogenen Fördermaßnahmen verständigt hat. Die bestehenden Überkapazitäten in den Flotten der Mitgliedsstaaten sind nach wie vor ein Kernproblem für die nachhaltige Bewirtschaftung der Fischereiressourcen“, sagte Aigner nach der Sitzung.

Kritik gibt es auch von Cornelia Behm, Sprecherin für Ländliche Entwicklung und Fischereipolitik von Bündnis 90/Die Grünen: „Der Beschluss der europäischen Fischereiminister, in allen EU-Mitgliedsstaaten die Förderung des Abwrackens alter Fangschiffe, der zeitweisen Stilllegung von Fangschiffen und des Austausches von Motoren fortzuführen, führt faktisch die EU-Flottenförderung weiter.“ Die Erfahrungen der letzen Jahre hätten gezeigt, dass dadurch die Flotte weiter vergrößert wird. Das Mindeste wäre es nach Einschätzung Behms gewesen, die Flottenförderung auf die Mitgliedsstaaten zu konzentrieren, die keine Überkapazitäten aufweisen.

Dabei hat die Kommission noch einmal selbst auf die Nachhaltigkeit hingewiesen. Maria Damanaki, EU-Kommissarin für maritime Angelegenheiten und Fischerei: „Wir müssen langfristig denken. Ohne nachhaltige, gesunde Bestände sehen die europäischen Fischer einer düsteren Zukunft entgegen. Dank langfristiger Bewirtschaftung werden bereits eine Reihe von Beständen im Atlantik auf MSY-Niveau befischt.“ MYS ist der höchstmögliche Dauerertrag, der dem Bestand das Überleben sichert.

Nach Damanaki folgt die Kommission mit dem Beenden der Verschrottung lediglich der Rüge des Europäischen Rechnungshofes. Die Beschlüsse zur zeitweisen Stilllegung und Förderung des Motorentausches soll jungen und regionalen Fischern eine Chance geben.

Behm setzt auf eine Korrektur durch das Europäische Parlament.

Roland Krieg