Fischereipolitik

Landwirtschaft

Illegales Fischen, Makrelen-Zoff und FAO-Bericht

Gegen illegal Fischerei

Die EU und Japan sind die beiden größten Importeure für Fische und Meeresfrüchte. Daher erhoffen sich die EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki und der japanische Fischereiminister Akira Gunji ein starkes Signal ihres am Mittwoch unterzeichneten Abkommens. Die EU und Japan wollen gemeinsam gegen illegale Fischerei vorgehen und nur noch ordnungsgemäß dokumentierten Fang ins Land lassen. Die illegale Fischerei verursacht jährlich einen Schaden in Höhe von 23 Milliarden US-Dollar bei den regulären Fischeren. Außerdem bedroht die illegale Fischerei die Fischbestände durch unkontrollierten Fang.
Das Europäische Parlament hat zudem den Beschluss gefasst, nicht nur die Fischart mit einem Bann zu belegen, die aus einer illegalen Fischerei stammt, sondern alle Fänge aus dem Fanggebiet, das illegal befischt wurde.

Flottenverkleinerung

Ein Bericht der EU hat in dieser Woche die Bemühungen zur Flottenreduzierung als Maßnahmen gegen Überfischung in Gewässern der EU mangelnden Fortschritt vorgeworfen. In den jüngsten Jahren haben die Reduzierung der Schiffstonnage und der Motorenstärke lediglich um zwei bis vier Prozent pro Jahr abgenommen, was nicht ausreichend sei, nachhaltig bewirtschaftete Fischbestände aufzubauen, wie sie in der laufenden Reform der Fischereipolitik vorgesehen sind. Außerdem kompensiert technischer Fortschritt laufende Bemühungen der Flottenverkleinerung. Daher sei zu überprüfen, ob die staatlichen Beihilfen für den Abbau der Fangquantitäten wirklich der richtige Schritt seinen, oder ob nicht andere Maßnahmen ergriffen werden müssten. „Eine Änderung der gegenwärtigen Politik ist notwendig“, so der Bericht.
Vor diesem Hintergrund hat das Europäische Parlament am Mittwoch eine entsprechende Resolution verabschiedet, mehr für die Nachhaltigkeit zu tun. Eine Verfehlung des Zieles würde 75 Prozent der Fischbestände im Status „Überfischt“ belassen und einen jährlichen Schaden in Höhe von 1,8 Milliarden Euro nach sich ziehen. Mehrjährige Bewirtschaftungspläne auf Basis besserer Daten über die Bestände und ein Signal zum globalen Bann von Beifängen soll die Fischgründe ergiebig halten.

Ertragsbestimmung

Die Datenerhebung des Fischbestandes ist eine komplizierte Angelegenheit. Dr. Rainer Froese vom Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hat eine Abkürzung gefunden, die einfacher und kostengünstiger ist. Ziel ist der langfristige maximale Fang (Maximum Sustainable Yield, MSY), der den Bestand nicht gefährdet, zu finden und der in der neuen Fischereipolitik eine zentrale Rolle spielen wird [1].
Bislang musste über eine lange Zeitreihe die Anzahl der Fische bestimmt werden die zu einer Art gehören. Weil das sehr aufwändig ist, fehlen viele Daten über Fischgründe. Nun geht der Fischereiexperte vom Fang der Fischer aus. „Das sind Daten, die die entsprechenden Behörden sowieso erheben“, so Dr. Froese. Für seine Berechnungen nutzt die biologische Grundlagenforschung: „Es geht um die Frage der Widerstandsfähigkeit, also wie schnell ein Fischbestand Verluste durch Fischerei ausgleichen kann. Bei den meisten Arten gibt es dazu Erkenntnisse, die auch in der globalen online-Datenbank FishBase erfasst sind.“ Aus dem Verhältnis zwischen Fangmengen und Regenerationsfähigkeit lässt sich dann mi einigen Zwischenschritten der MSY berechnen. An 148 Fischbeständen, über die gesicherte Daten vorliegen, haben die Kieler Fischereibiologen ihre Rechenmethode bereits erfolgreich getestet [2].

Makrelen-Zoff eskaliert

Im März hat sich der EU-Agrarrat schon um den Makrelen-Zoff gekümmert, der im Nordost-Atlantik zwischen der EU und Isländern und Färöer besteht. Das Parlament hat der EU ei neues Verhandlungsmandat gegeben, mit den Nordanrainern erneut zu verhandeln und einen Bann für deren Makrelenfang zu verhängen. Der irische Berichterstatter Pat the Cope Gallagher (Liberale) sieht darin ein letztes Mittel für eine Einigung und hofft, dass sich die Anrainer noch gütlich um neue Fangquoten einigen können. Der Bann greift frühestens in einem Monat.

Status der Weltfischerei

Die FAO hat in dieser Woche ihre neue Publikation „The State of the World Fisheries and Aquaculture 2012“ vorgelegt. Der Sektor produziert rund 128 Millionen Tonnen Fisch, rund 18.4 Kilogramm je Kopf, im Jahr für die menschliche Ernährung. Das entspricht einem Wert von 217,5 Milliarden US-Dollar. Für etwa 4,3 Milliarden Menschen stellt Fisch 15 Prozent des tierischen Proteins. Die Fischerei beschäftigt rund 55 Millionen Menschen. Arni Mathiesen, Leiter der FAO-Fischereiabteilung: „Fischerei und Aquakultur sind wesentliche Bestandteil der globalen Ernährungssicherung und des ökonomischen Wachstums. Dennoch gibt es zahlreiche Probleme wie schlechte Regierungsführung, mangelhaftes Bestandsmanagement, Konflikte über Fischgründe und ineffiziente Fangtechniken. Die Fischerei wird zusätzlich durch mangelnde Prioritätensetzung, mangelnden Rechten der kleinen handwerklichen Fischerei sowie Geschlechterungerechtigkeit und Kinderarbeit ausgehöhlt.“
Die FAO bewertet 30 Prozent der Fischbestände als überfischt an, auch wenn die Zahl in den beiden letzten Jahren zurückgegangen ist. 57 Prozent der Bestände werden an ihren maximalen Grenzen befischt. Die Überfischung mündet n den Kreislauf kleiner Bestände und ineffizienter Fänge mit ihren sozioökonomischen Folgen.
Nur während der Finanzkrise gab es einen Rückgang im Fischhandel. Fisch ist einer der weltweit am meisten gehandelten Produkte und wird immer stärker nachgefragt. Zusammen mit dem Klimawandel zeichnet die FAO keine positive Prognose für die kommenden Dekaden. Die Nachhaltigkeit der Fischerei muss stärker gefördert werden, so der Bericht.
Der Ansatz liegt in der handwerklichen Fischerei, denn sie fängt noch immer rund 90 Prozent aller Fänge und steht im Mittelpunkt der Nahrungssicherheit und der ökonomischen Wohlfahrt.

Lesestoff:

[1] Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik

[2] Martell, S., Droese, R., A simple method for estimating MSY from catch and resilience. Fish and Fisheries (2012) http://dx.doi.org/10.1111/j.1467-2979.2012.00485.x

www.fao.org

Roland Krieg; Foto: M. Nicolai (Geomar)

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