FLP vor ungewisser Zukunft
Landwirtschaft
Nichtregierungsorganisationen verlassen Flower Label Program
„Jeder, der eine Blume kauft, kann ganz konkret zu
Veränderungen beitragen!“ Mit diesen Worten beschreibt Judith Brendel, Projektreferentin
von Vamos e.V. die Aufgabe des Flower Label Program (FLP).
Schnittblumen stammen nicht alle aus heimischen Landen
oder dem Nachbarland Holland. Nach Ermittlungen des Verbraucherzentrale
Bundesverband kamen 2008 rund 11.600 Tonnen Blumenwaren für Deutschland mit dem
Flugzeug aus Übersee. Davon etwa 8.200 Tonnen Schnittblumen. Rosen und Nelken
sind dabei die häufigsten Sorten. Die Hälfte stammt aus Kenia, danach folgt
Kolumbien mit 1.329 Tonnen Nelken. Weitere wichtige Herkunftsländer sind
Ecuador und Äthiopien.
In den Ländern gibt es Probleme mit dem Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln und Arbeitsbedingungen. Das FLP-Label will dem
Verbraucher ein gutes Gewissen verschaffen, weil die FLP-Blumen nachhaltig und
mit einem Mindestmaß an Arbeitsgerechtigkeit produziert werden.
Vor allem zu Muttertag appellieren die
Umweltorganisationen für den Kauf von zertifizierten Blumen. In der
Muttertagswoche verdoppelt sich der Blumenumsatz gegenüber den anderen Wochen.
Im Jahr 2010 lag er bei 125 Millionen Euro für Schnittblumen und bei 50
Millionen Euro für Topfpflanzen.
Zukunft von FLP ist ungewiss
Welche Empfehlung es in diesem Jahr zum Muttertag gibt,
ist offen. Am Dienstag erklärten die Menschenrechtsorganisation FIAN, Brot für
die Welt, terres des hommes und die IG Bau gemeinsam ihren Austritt aus dem
FLP-Programm. Das 1999 gegründete Label hat für alle anderen Siegel in der
Blumenbranche Standards bei Arbeits-, Sozial- und Umweltkriterien gesetzt.
Davon profitieren rund 20.000 hauptsächlich Arbeitnehmerinnen in den
Blumenplantagen der Welt.
Als Begründung des Austritts legen die Organisationen
die Schwächen des Systems offen. Angesichts der Freiwilligkeit konnten nicht
alle Grundlagen, wie die der Gewerkschaftspflicht, überall durchgesetzt werden.
Zertifikate wurden auch wieder zurückgenommen und Blumenproduzenten in Übersee
stiegen aus dem Programm wieder aus.
Was vor allem fehlte war wohl der öffentliche Druck.
Nach Meinung der Organisationen wurden die FLP-Blumen zu wenig beworben und
kaum für den Verbraucher kenntlich gemacht. Ohne Nachfrage kein Angebot.
Die FLP-Blumen wurden nicht in einem geschlossenen
System gehandelt, was durchaus ein Wunsch der zertifizierten Produzenten
gewesen sei, von den Händlern aber abgelehnt wurde, so die Organisationen. Dadurch
fehlt es an finanzieller Grundlage und die Nichtregierungsorganisationen
fürchten, dass es mangels Kontrollen zu einem Missbrauch des Zeichens kommt.
Wie geht es weiter?
Das Kölner FLP-Büro ist mittlerweile aufgelöst, aber
eine Projektkoordinatorin teilte Herd-und-Hof.de noch mit, dass die anderen
Gesellschaftergruppen von FLP aus Handel und Blumenbaubetrieben an dem Siegel
festhalten wollen. Bis Juni 2012 wird es das Zeichen noch geben. Einer der
größten Protagonisten, der Verband des Deutschen Blumen- Groß- und
Importhandels e.V. (BGI) will auch tatsächlich weitermachen. In den nächsten
Wochen sollen verschiedene Konzepte diskutiert werden, heißt es beim BGI.
Für heute hat das FLP eine Stellungnahme angekündet.
TransFair-Blumen
TransFair-Blumen sind die Gewinner. Die Nichtregierungsorganisationen hatten schon im letzten Jahr mit der Kölner Gesellschaft Sondierungsgespräche geführt, FLP und FairTrade zusammenzubringen. Der Handel im FLP lehnte das ab. Und muss sich künftig bei einer möglichen eigenen Branchenlösung mit der Organisation messen müssen, die in diesem Jahr 20 Jahre fairen Welthandel feiert. Nach Angaben von FIAN sind rund die Hälfte der Überseeproduzenten, die im letzten Jahr die FLP verlassen haben, auf FairTrade-Zertifikate umgestiegen. FLP hatte zwar etwas strengere Richtlinien, so ein Sprecher zu Herd-und-Hof.de, aber im Gegensatz zu FLP ist das FairTrade-Logo den meisten Verbrauchern bekannt und hat eine hohe Glaubwürdigkeit.
Lesestoff:
Nicht nur zu Muttertag: Auch für den täglichen Blumenstrauß finden Sie auf der Fairtrade-Seite mit dem Blumen-Finder Ihr nächst gelegenes Geschäft: www.fairtrade-deutschland.de
Den Blumengroßhandel finden Sie unter www.bgi-ev.info
Die Seite des FLP finden sie unter www.fairflowers.de
Roland Krieg