Förderpreis Ökologischer Landbau 2013

Landwirtschaft

Förderpreis Ökologischer Landbau 2013

Einhundert Prozent Bio. Die Forderung des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) stößt auf dieser Grünen Woche auf wenig Gegenliebe [1]. Prof. Dr. Alois Heißenhuber zeigte sich auf dem Tag des ökologischen Landbaus auch weniger euphorisch, findet es aber richtig, sich Ziele zu setzen. Der Aufschwung seit den 1980er Jahren, die europäische Unterstützung mit der EU-Ökoverordnung 1993 haben der Branche zwar Marktanteile, aber noch immer keinen Durchbruch gebracht. Das liege vor allem an der Nicht-Berücksichtigung der ökologischen und damit gesellschaftlichen Leistungen wie sauberes Trinkwasser und weniger Rückstände in den Lebensmitteln. Deshalb steigen zu wenig Bauern um.

Dr. Kai-Uwe Kachel aus dem Landwirtschaftsministerium in Mecklenburg-Vorpommern will auch nicht von den 100 Prozent träumen, in seinem Bundesland will man sich anstrengen den aktuellen Stand von 9,1 Prozent Fläche und 15 Prozent Biobauern halten. Beispielsweise gibt es für die Rindermast derzeit keine ökonomischen Gründe auf die ökologische Produktion umzustellen, das die Preise nahezu identisch sind.

Prinz Felix zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW sieht die Branche in einem Lernprozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Das liegt vielleicht auch an dem Ruf, dass der Ökolandbau ineffizient ist. Im Februar wird eine Effizienzstudie vorgestellt, die Ökobetriebe und konventionelle Betriebe verglichen hat. Drei Universitäten haben drei Jahre lang daran gearbeitet und werden überraschende Ergebnisse vorstellen. Details wurden nicht bekannt.

Vor diesem Hintergrund wurden auf der Grünen Woche in Berlin wiederholt drei Betriebe ausgezeichnet, die besondere Leistungen im ökologischen Landbau, Leben und Wirtschaften realisiert haben:

Platz 3

Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle aus Rosenfeld in Baden-Württemberg

„Bienenhaltung ist das letzte Abenteuer“, formuliert Thomas Radetzki seine Lebensaufgabe. Der Trägerverein Mellifera ist auch außerhalb der Branche bekannt, weil Radetzki dort nach vielen Jahren den Begriff „wesensgemäße Bienenhaltung“ geprägt hat. Die jüngsten Initiativen sind alleine schon zahlreich: „BeeGood“, die „Bienenstockkäferkampagne“, das Netzwerk „Blühende Landschaften“ und das „Bündnis der Bienen zum Schutz vor Agrogentechnik“.
In Rosenfeld wurde im Kampf gegen die Varroa-Milbe mit Oxalsäure experimentiert, was im Zeitverlauf zu einer anerkannten Methode wurde. Radetzki hat eine neue Idee entwickelt: Die Bienen kommen in eine „Klimabox“ und werden mit 40 Grad warmen Wasserdampf erfolgreich gegen die Milbe behandelt. Sein Credo: „Möglichst wenig tief in die Völker eingreifen und trotzdem den modernen Anforderungen gerecht werden. Daher nimmt die Aus- und Weiterbildung auf der Fischermühle eine wichtige Rolle ein, denn Radetzki will sein Wissen mit anderen Imkern teilen. Im Fokus liegt aktuell das „urban beekeeping“, bei dem Hobbyimker nicht nur Bienen und Honig in praktischer Erfahrung kennen lernen, sondern durch die Betreuung des Bienenvolkes sich im städtischen Stress entschleunigen können.

Platz 2

Der Pappelhof in Reichelsheim in Hessen

Als Götz Wollinsky den Hof seiner Eltern übernahm und auf „Bio“ umstellte, gab sein Vater ihm vier bis fünf Jahre. Das war 1995 und ist heute der beste Beweis, dass Ökobetriebe mit persönlichem Engagement dauerhaft und erfolgreich umgestellt werden können. Das Besondere an dieser Auszeichnung ist, dass nicht ein einzelner Betriebszweig oder ein Produkt geehrt wurde, sondern ein gesamtbetriebliches Konzept, dass aus einer Lebenskonzeption aller Beteiligten entstanden ist. Der Pappelhof entspricht einem Meta-Organismus, der in den vergangenen 15 Jahren eine Biobetriebsgemeinschaft aus drei Erzeugern und zwei Vermarktern hervorgebracht hat. Die Vermarktung nach außen und ein Hofladen sichert die Existenz aller Beteiligten, die auf dem Pappelhof ihre Arbeit leben. Die Angestellten fühlen sich in eine Familie integriert. Die Vielfältigkeit des Pappelhofes ist gelebte Vielfalt eines ländlichen Raumes an dem alle Menschen teilnehmen können. Möhrentage und Hoffeste bieten Wohlfühlen und Genuss. Sie sehen woher die Produkte aus den Abokisten kommen, von denen wöchentlich 1.200 den Hof verlassen. Die Vision vom gemeinsamen Leben und Arbeiten hat mittlerweile zu einer ressourcenschonenden Selbstversorgung im Energiebereich geführt.

Platz 1

Weingut Wilhelm Zähringer in Heitersheim, Baden-Württemberg

Sohn Fabian Zähringer wollte einst in die weite Welt hinaus. Doch er blieb auf dem Weingut seiner Eltern in Heitersheim – nein, nicht hängen. Er hat den Anbau von Biowein kennen und schätzen gelernt und steht mittlerweile in sechster Generationsfolge des Weingutes.
Zähringer haben für ihr Weingut als erstes in Deutschland eine Bilanz für Kohlendioxid erstellt und die Emissionen bis auf die einzelne Flasche herunter gebrochen. Durch diese Analyse wurden Schwachstellen ermittelt und endeten beispielsweise in einer neuen Kippstation für die Aufnahme der eingesammelten Trauben. Dort hinein werden die Winzerkörbe entleert und die Kippstation arbeitet mit Schwerkraft ohne Sauger, für den normalerweise Energie aufgewendet wird. Das hat bei den Trauben die Qualität verbessert und 90 Prozent Energieersparnis gebracht.
Auch Zähringer gibt sein erworbenes Wissen weiter und gilt als Multiplikator für den ökologischen Weinbau in Deutschland. Dabei geht es nicht nur um neue Mehltautolerante Rebensorten, sondern auch um die Reduzierung des Kupfereinsatzes. Zwischen den Reben wächst eine bunte Blumenwiese, die Zähringer Nützlinge und dem Boden Humus bereitstellt.

Lesestoff:

Fünf Thesen für die große Transformation

Roland Krieg; Fotos: roRo

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-13“ im Archiv anzeigenlassen]

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