Förderpreis Ökologischer Landbau
Landwirtschaft
Förderpreis Ökologischer Landbau
>Bereits zum neunten Mal wurde auf der Grünen Woche der Förderpreis Ökologischer Landbau vergeben. Aus 64 eingereichten Bewerbungen wurden heute Mittag drei Betriebe für ihre speziellen Innovationen geehrt. Aber diesmal nicht, so Jurymitglied Dr. Jürgen Heß von der Universität Kassel, in einer Reihung bis zum ersten Platz, sondern gleichwertig nebeneinander. Das resultiere aus dem sehr breiten Spektrum der Bewerbungen und damit auch dem der Gewinner. Jeder ein Spezialist für sich.Die Preise übergab Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die dem Ökolandbau bescheinigte, dass er mit seinem Wachstum von 10 Prozent im letzten Jahr besser als andere Wirtschaftszweige dastehe. Dass mittlerweile 17 Prozent der Verbraucher ökologische Produkte kaufen zeige, dass die Branche „das Herz der Verbraucher getroffen habe“. Der Verbraucher solle auch frei entscheiden, auf welche Produkte er zugreifen will, „und der Markt regelt es offensichtlich“ sagte Aigner.
Die Gewinner
Buschberghof in Fuhlenhagen
Der Buschberghof vor den Toren Hamburgs ist Vorreiter im Bereich der Community Supported Agriculture (CSA). Der Bedarf von rund 90 Familien aus der Umgebung und bis nach Hamburg hinein wird auf dem 100 Hektar großen Betrieb erzeugt. Getreide, Brot, Kartoffeln, Gemüse, Milch und Fleisch werden für die 300 Verbraucher erzeugt, die Teil der Wirtschaftsgemeinschaft sind. Sie zahlen einen festen monatlichen Beitrag nach eigener Wirtschaftskraft. Auf dem Hof arbeiten bis zu 40 Personen. Seit 1973 werden Menschen mit Behinderungen aufgenommen, die beispielsweise in der Meierei mitarbeiten. Die Wirtschaftsgemeinschaft Buschberghof wurde 1988 gegründet und will die Betriebskosten des Hofes für ein Jahr vorfinanzieren. Damit soll die Landwirtschaft frei von den Zwängen der Wirtschaft gehalten werden. Da die Produkte innerhalb der großen „Familie“ bleiben muss der Hof nicht für den Markt produzieren und kann sich beispielsweise auf die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit konzentrieren. Der Gemüseanbau besteht aus über 50 verschiedenen Kulturen und das Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung ist die letzte komplette Herde weltweit. In den USA ist das Konzept mit mehr als 100 Betrieben weiter verbreitet.
Pfarrgut Taubenheim
Schon vor der Wende hat das Ehepaar Schwarzwälder den Anbauverband Gäa vorbereitet und schließlich gegründet. Das Pfarrgut ist einer der ersten Ökobetriebe in Sachsen und liegt bei Meißen. Das Pfarrgut ist Eigentum der Kirche und wurde 1990 an die Familie verpachtet, die auf 145 ha wirtschaftet. Zunächst mit einer Hofbäckerei wurde dann mit einer Hofmolkerei die Verarbeitung der eigenen Produkte begonnen, die über den Hofladen vermarktet werden. Die Kunden kennen die Familie, die bei ihren Produkten die ganze Produktionskette in der Hand hat und damit Qualität und Sicherheit anbietet. In der Hofbäckerei werden jährlich rund 150 Tonnen Getreide vermahlen. Die Hofmolkerei stellt Trinkmilch, Quark und Joghurt her. Als weiteren Absatzkanal dienen die Naturkostläden in Dresden und Umgebung.
Dreschflegel
Biosaatgut ist knapp. 13 Betriebe aus allen Anbauverbänden haben sich bei Dreschflegel zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengetan und sich der gemeinschaftlichen Saatgutzucht und -vermehrung verschrieben. „Viele Menschen können an vielen Orten Vielfalt lebendig machen“, sagt Anke Radtke von Dreschflegel. Die Betriebe arbeiten ohne Chef zusammen und haben ihre eigenen Schwerpunkte. Das gemeinsame Werk ist der jährliche Saatgutkatalog, in dem sich allerlei seltene Spezialitäten wiederfinden, wie zum Beispiel gelbe Tomaten. Zusammen erhalten die Betriebe rund 600 Gemüse-, Kräuter- und Blumensorten am Leben. Rund 30.000 Kunden bis hin zu Erwerbsgemüsebauern kaufen bei Dreschflegel. Die Gemeinschaft ist auch in der Öffentlichkeitsarbeit tätig und informiert über die Saatguterzeugung. In Thüringen hat der Verein in Schönhagen einen Schaugarten. Dreschflegel nutzte die Preisvergabe und überreichte Ministerin Ilse Aigner in einem Gesetzesrahmen Textvorschläge für Lücken im Gentechnikgesetz.
roRo
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