Forschung für die Futtermittelindustrie

Landwirtschaft

Was macht eigentlich die Futtermittelforschung?

Ernteschätzungen, Warenterminbörse und der internationale Handel. Die Futtermittelwirtschaft hat jedoch mehr zu bieten, als Märkte und Prognosen. Rund um die Jahrespressekonferenz hat sich Herd-und-Hof.de beim Deutschen Verband Tiernahrung (DVT) umgehört, welche Themen auf der Wissenschaftsagenda der Branche stehen.

GrainUp

Allen Diskussionen zum Trotz wird der Futtermittelbedarf bei steigender Bevölkerung und wachsendem Fleischkonsum künftig steigen. Angesichts knapper werdender Ressourcen wie Boden und Wasser steht die Effizienz des Futtermitteleinsatzes im Fokus der Forschung. Seit einem Jahr arbeiten Forscher aus den Bereichen Tierernährung und Pflanzenzüchtung an dem von der Universität Hohenheim koordinierten Verbundprojekt „GrainUp“, das mit 12 Teilprojekten den Futterwert von Getreide verbessern will. Zudem werden Effekte der Futtermittelaufbereitung auf die Tiergesundheit und Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Qualität des Getreides untersucht. Die Untersuchungen tragen maßgeblich dazu bei, dass die Effizienz des Einsatzes von Energie, Protein und Phosphor aus heimischem Getreide erhöht und die Ausscheidungen umweltrelevanter Verbindungen reduziert werden.
Die Wahl der Forscher fiel auf das Getreide, weil es mit jährlich rund 27 Millionen Tonnen als bedeutendstes Futtermittel im Trog landet. Der hohe Stärkegehalt des Korns ist ein wesentlicher Energieträger. Zwischen neun und 14 Prozent Rohprotein sind im Vergleich zu anderen Futtermitteln nicht so hoch, doch liefert das Getreide im Mischfutter einen wesentlichen Anteil an Aminosäuren ab.
Bezogen auf die Einsatzmenge ist Getreide für die Tiere auch eine gute Phosphorquelle. Der Gehalt an verdaulichem Phosphor allerdings schwankt zwischen Erntepartien und auch Sorten, obwohl der Gesamtgehalt gleich ist. Ein Teilprojekt will Variationen erkennen helfen und mit Hilfe eines Schnelltests in Echtzeit den Anteil verdaulichen Phosphors schon in der Futtermühle bestimmen.
Getreide wird künftig vermehrt für die Ethanolproduktion gebraucht. Das ist kein Totalverlust für die Landwirtschaft, denn bei der Herstellung entstehen proteinreiche Koppelprodukte, die in der Fütterung gut eingesetzt werden können.
GrainUp beschäftigt sich auch mit der Vermahlung des Getreides in der Futtermühle. Die Art und Intensität der Zerkleinerung nehmen Einfluss auf die Verdauungsprozesse im Tiermagen und damit auf die energetische Ausbeute des Getreides. Der Vermahlungsgrad bestimmt bei Schweinen auch die Verträglichkeit des Mischfutters und kann die Disposition für Infektionen des Verdauungstraktes wie beispielsweise Salmonellen, senken.

Steine und Erdklumpen

Erntemaschinen nehmen Steine und Erdklumpen, aber auch unerwünschte Pflanzen auf, die noch bis zum Verladen im Hafen im Erntestrom vorhanden sein können. Diese Fremdstoffe können organischen und anorganischen Ursprung sein und bis zu 12 Prozent des Erntevolumens ausmachen. Anbau- und Erntebedingungen bestimmen den Anteil der Fremdstoffe. Jedoch ist der Kenntnisstand zur stofflichen Charakteristik von Fremdstoffen in Agrarrohstoffen, zu deren Trennverhalten und Trenneigenschaften eher gering. Dabei geht es nicht nur um den Gehalt unerwünschter Fremdstoffe, sie können auch erhebliche Schäden bis zum Totalausfall der Förderanlagen führen. Bis Ende 2012 finanziert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie das Projekt „Bewertung und Verringerung des Schadpotenzials festdisperser Fremdstoffe in Umschlagsanlagen“ bei der „Internationalen Forschungsgemeinschaft Futtermitteltechnik (IFF)“ in Braunschweig. Das Interesse von Mischfutterherstellern, Anlagenherstellern und Hafengesellschaften besteht in einer Minimierung von Anlagenstandzeiten, Reduzierung von Betriebskosten und Erhöhung der Sicherheit durch Beseitigung der Fremdstoffe.

Der richtige Pellet

In den letzten Jahren haben die Preisschwankungen für Getreide und Ölsaaten deutlich zugenommen. Auch steigende Energiekosten spülen Alternativen wie Hirse, Getreideschlempe aus der Ethanolherstellung und Körnerleguminosen in den Vordergrund. Dadurch ändern sich aber stoffliche, prozess- und anlagentechnische Parameter für die Herstellung eines Mischfutterpellets. Ebenfalls am IFF wurden in einem gerade zu Ende gegangenen Projekt die alternativen Komponenten auf ihre Verfügbarkeit untersucht und in einer Laborpressanlage auf ihre Pressfähigkeit hin getestet.
Einfach drauflos pressen geht nicht, denn neueste Kenntnisse aus der Schweinefütterung zeigen, dass eine gröbere Partikelverteilung im Futter ernährungsphysiologisch besser ist. Technisch lässt sich das aber nicht in der Pelletherstellung nicht einfach umsetzen. Die derzeit noch nicht veröffentlichten Ergebnisse sollen Mischfutterhersteller befähigen, neue Mischfutterrezepturen mit alternativen Futterkomponenten zu gestalten, die nicht nur dem Schwein zum Vorteil gereichen, sondern auch technologisch umsetzbar sind.

Zink: Schlüssel für die Ferkelgesundheit

Zink ist eines der Spurenelemente, die für die Gesundheit von Tieren essentiell sind. Bei Zinkmangel können Haut-, Haar und Skelettschäden auftreten. Der bedarfsgerechten Versorgung der Ferkel mit Zink steht die Zinkfixierung durch die Phytinsäure in Getreide und Soja entgegen. Daher müssen Ferkel mit Zink zusätzlich versorgt werden.
Dr. Klaus Eder, der in der letzten Woche den von der vom DVT getragenen Hennberg-Lehmann-Stiftung Wissenschaftspreis erhalten hat, forschte im Jahr davor an der Verbesserung der Zinkverfügbarkeit durch organische Zinkverbindungen. Ziel ist neben der höheren Zinkverfügbarkeit im Ferkel auch die Minimierung der Zinkausscheidungen in der Gülle zur Entlastung der Böden. Dr. Eder hat organische Zinkverbindungen an Aminosäurekomplexen mit herkömmlichen Zinksulphaten verglichen und kam zu dem Ergebnis, dass die beiden organischen Zinkverbindungen keine Verbesserung der Bioverfügbarkeit in der Fütterung von Weizen, Gerste und Sojamehl erzielten1).

Lesestoff:

www.grain-up.de

www.iff-braunschweig.de

1) Paulicks B, Ingenkamp H, eder K: Bioavailibility of two organic forms of zinc in comparison to zinc sulphate for weaning pigs fed a diet composed mainly of wheat, barley and soybean meal; archives of Animal Nutrition, 65:4, 320-328 http://dx.doi.org/10.1080/1745039X.2011.586135

Jahrespressekonferenz DVT

Roland Krieg

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