Forschung und Umstellungshilfe für den Ökolandbau

Landwirtschaft

DBV will mehr Anteil am Ökolandbau haben

Der Deutsche Bauernverband (DBV) erkennt die auseinanderklaffende Schere zwischen Nachfrage nach Ökoprodukten und geringer ansteigender Ökofläche. Eine politische Fokussierung auf den Ökolandbau solle es jedoch nicht geben. Auf der BioFach stellten Gerd Sonnleitner, Präsident des DBV (Foto oben), und Dr. Heinrich Graf von Bassewitz, Leiter der Abteilung Ökolandbau im DBV, ihre Perspektiven vor. Verstärkt werden sollen die Forschung im Ökolandbau, was auch den konventionellen Betrieben zu Gute komme, so Bassewitz. Begleitet werden sollte die Umstellung durch eine stärkere Umstellungsförderung, ergänzte Sonnleitner.
Das Ziel erscheint gleich: „Wir wollen einen großen Anteil am Ökowachstum haben.“ Und zwar weltweit, wie Sonnleitner sagte, der am Mittwochmorgen mit einer Vertretung aus Ghana zusammentraf. Dort sollen die kleinen Strukturen gestärkt werden, um die Menschen aus Not und Elend heraus zu führen.
Allerdings werde es keinen „Goldstandard Ökolandbau“ geben, so Bassewitz zu Herd-und-Hof.de. Die Begrifflichkeit vom Rat für Nachhaltigkeit „war ein kleiner Unfall“ und sollte versinnbildlichen, dass der Ökolandbau zu einem „Goldstandard“ entwickelt werden müsse.
Denn ohne eine Ertragssteigerung werde der Ökolandbau sein Ziel, die Weltbevölkerung zu ernähren, nicht halten können. Während die Weizenerträge in der konventionellen Landwirtschaft in den letzten 25 Jahren stark zugenommen haben, stagnieren sie im Ökolandbau und gehen sogar leicht zurück.
Nach DBV-Generalsekretär Dr. Helmut Born müssen sich Produktionsumfang und Anbauflächen in Deutschland deutlich weiter entwickeln, damit die wachsende Nachfrage nach Bioprodukten auch aus dem deutschen Markt heraus gedeckt werden kann.
Marktprognosen und Marktaussichten sind für potenzielle Umsteller wichtiger denn je, so Sonnleitner. Biogas verdränge nicht den Ökolandbau, Biogas trete regional auch in Konkurrenz zur konventionellen Produktion. Nach Sonnleitner wollen auch die Ökobetriebe Strom, Wärme und Dünger in den Fermentern erzeugen, allerdings mit Mist, Kleegrasgemische und Reststoffverwertung.

Eiweißlücke

Den fehlenden Eiweißfutteranbau in Europa können die konventionellen Betriebe aus Importen decken, wenngleich die Herkunft nach Bassewitz nicht immer ohne Zweifel ist. Vor allem der Ökolandbau sie noch wichtiger auf eine eigene Futtermittelversorgung angewiesen. Doch im letzten Jahr wurden nur noch auf rund 100.000 Hektar Futterleguminosen wie Ackerbohnen und Erbsen angebaut. In den letzten 15 Jahren ist das ein Rückgang um zwei Drittel.
In der Folge gebe es kaum noch züchterische Bearbeitungen für Erbse, Ackerbohnen und Süßlupine, deren Zuchtprogramme auch noch auszulaufen drohten.
In einer zur Grünen Woche vorgelegten Eiweißstrategie fordern neben dem DBV auch der Bundesverband deutscher Pflanzenzüchter und die Union zur Förderung von oel- und Proteinpflanzen ein Gesamtkonzept aufzulegen, dass wieder wettbewerbsfähige Pflanzen herbringt. In dem Zusammenhang kritisierte Bassewitz auch die Diskussionen um den Fortbestand der Landessortenversuche.
Als Futterprotein für Schweine und Geflügel könne nach Bassewitz auch wieder tierisches Protein eingesetzt werden, da es keine wissenschaftliche Begründung mehr gebe, BSE zu übertragen. Es gehe dabei nicht um Abfälle, sondern um wertvolle wieder verwendbare Reste aus der Produktion. Vor dem Hintergrund der Vermeidung von Lebensmittel im Restmüll, solle auch diese Quelle wieder genutzt werden können.

Roland Krieg (Text und Fotos)

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