Forschungswettbewerb Kükenerkennung

Landwirtschaft

Den Hahn über Urinprobe oder Spektroskopie erkennen?

Zu den auch im Bundestag zuletzt diskutierten Methoden zur Vermeidung des Tötens männlicher Küken spezialisierter Legehennenrassen gehört auch die Früherkennung des Geschlechts im Ei [1].

Das könnte die Urinprobe eines Embryos sein, der die Universität Leipzig nachgeht. Als zweite Möglichkeit hat die Universität Dresden auf den Innovationstagen der Bundesanstalt für Landwirtschaf und Ernährung (BLE) im letzten Jahr die Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie (NIR) vorgestellt. Die hat sich diesen Montag Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt einmal angeschaut. Vor allem, weil Projektkoordinatorin Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns am 19. März für ihre Forschung mit dem Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis der LMU München ausgezeichnet wurde.

Zwischen dem Aussehen eines Hühnereis und dem Geschlecht des später schlüpfenden Kükens gibt es keinen Zusammenhang. Also mussten die Wissenschaftler nach anderen Methoden suchen. Letztlich landeten sie bei der Nah-Infrarot-(NIR)-Raman-Spektroskopie mit der das Geschlecht bereits ab dem 3. Bebrütungstag bestimmt werden kann. Ein Spektrometer bricht das Licht in seine Spektralfarben wie bei einem Regenbogen auf.

Für die Untersuchung wird das Ei entdeckelt, mit dem Spektrometer gelasert und mit Klebeband wieder verschlossen. Da männliche und weibliche Eier unterschiedliche, charakteristische Farbspektren aufweisen, ist das der Schlüssel zum Erfolg.

Vögel und Reptilien haben keine XY-Chromosomen, sondern ein vergleichbares „Geschlechtersystem“ aus Z- und W-Chromosomen. Die Ausprägung des DRMT1-Genes auf dem Z-Chromosom bestimmt die „Männlichkeit“ des Kükens. Demnach haben männliche Küken eine ZZ-Kombination und weibliche eine WZ-Kombination. Das Z-Chromosom ist rund 200 Mal größer und umfasst knapp 800 Gene. Das Huhn kommt mit zwei Genen aus.

Daher ist der Größenunterschied im frisch bebrüteten Ei für eine Geschlechterbestimmung anwendbar. Aber: „Kein Ei gleicht dem anderen – und das hat uns voll getroffen“, berichtete Dr. Gerald Steiber von der TU Dresden in Bonn.

Harte Konkurrenz

Derzeit werden die männlichen Küken nach dem Schlüpfen durch das so genannten Sexen identifiziert. Die Profis schaffen anhand von Daunenfärbung und Schwungfederentwicklung bis zu 2.000 Küken pro Stunde. Und das bei einer Genauigkeit von 98 Prozent. So weit sind die Forscher noch nicht. Die Zuverlässigkeit der NIR-Spektroskopie liegt bei „weiblichen“ Eiern bei 84 Prozent und bei „männlichen Eiern“ bei 92 Prozent. Die ersten Ergebnisse haben auch gezeigt, dass die NIR-Methode keinen Einfluss auf die Legeleistung der späteren Legehennen hat. Allerdings dauert ein Vorgang pro Ei zwischen zehn und 15 Sekunden. Damit käme eine Maschine auf maximal 360 Eiern pro Stunde. Eine Parallelschaltung mehrerer Maschinen scheint notwendig. Das Ziel von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ist auf jeden Fall eindeutig: „Mein Ziel ist, dass das Kükenschreddern 2017 aufhört – aber noch mal: Da muss die Wirtschaft mithelfen.“

Lesestoff:

[1] Kükentötung muss tiergerecht und wirtschaftlich sein

Roland Krieg, mit aid; Grafik:BMEL

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