Fortuna ohne Glück?
Landwirtschaft
BASF-Zulassungsantrag für Fortuna-Kartoffel
Am Montag hat die BASF bei der EU einen antrag auf Zulassung der gentechnisch veränderten Speisekartoffel Fortuna gestellt. Fortuna besitzt den Schutz der Wildkartoffel gegen die Kraut- und Knollenfäule. Der Zulassungsantrag gilt für den kommerziellen Anbau als Lebens- und Futtermittel. Im nächsten Schritt bewertet die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA die Sicherheit der Kartoffel.
Forschung seit 2003
Die
Forschung über die Kartoffel hat nach Angaben von BASF im Jahr 2003 begonnen.
Mehr als sechs Jahre lang wurde die Kartoffel in Feldversuchen getestet. Im
Zeitraum 2014/2015 rechnet BASF mit einer Zulassung.
Für
Peter Eckes, Geschäftsführer der BASF Plant Science, bietet Fortuna
entscheidende Vorteile für Landwirte.“ Die Verarbeitungseigenschaften der
Fortuna sind so gut wie bei ihrer Muttersorte. Durch ihren vollständigen Schutz
gegen einer der hartnäckigsten Kartoffelkrankheiten und in Kombination mit
modernen Pflanzenschutzmaßnahmen sind wir in der Lage, ein besonders nachhaltig
produziertes Lebensmittel anzubieten.“ Letztlich würde auch der Verbraucher
profitieren.
Die
Kartoffel eignet sich für die Herstellung von Pommes frites. Der Pilz der
Kraut- und Knollenfäule verursacht weltweit einen Ernteverlust in Höhe von 20
Prozent. Das Resistenzgen stammt aus einer südamerikanischen Wildkartoffel und
wurde von niederländischen Wissenschaftlern entdeckt.
Gegenwind
Alexander
Bonde, baden-württembergischer Landwirtschaftsminister (Grüne), hat sich
derweil vehement gegen die Zulassung ausgesprochen. „Die Menschen in
Baden-Württemberg wollen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel – weder
auf ihren Tellern noch auf ihren Äckern.“ Für Bonde sind noch ökologische
Fragen von gentechnisch veränderten Pflanzen offen. Bonde forderte die
Bundesregierung auf, den Bundesländern die rechtlichen Kompetenzen zu
übertragen, die Grüne Gentechnik abzulehnen.
Harald
Ebner, Sprecher für Agrogentechnik der grünen Bundestagsfraktion, erinnert an
die Absage der Kartoffelverarbeiter aus dem Jahr 2010. Der Bundesverband der
obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK) hatte im November
erklärt: „Die kartoffelverarbeitende Industrie sieht unter den jetzigen
Rahmenbedingungen keine Notwendigkeit zur Verwendung von gentechnisch
veränderten Kartoffeln für die Produktion von Lebensmitteln und Futtermitteln.“
Der Verbraucher sei nicht bereit, solche Produkte zu akzeptieren.
Aus
diesem Grund sei auch die Amflora-Kartoffel zu einem Ladenhüter geworden,
erklärte Ebner: „BASF sollte auch im Sinne seiner Aktionäre nicht länger versuchen,
dem Markt Produkte aufzuzwingen, für die es keine Nachfrage gibt.“
Konventionelle Resistenz
Dr.
Ulrich Darsow forschte Anfang der 2000er Jahre in der Bundesanstalt für
Züchtungsforschung (BAZ) in Groß Lüsewitz bei Rostock1). Die BAZ
wurde 2008 in das Julius Kühn-Institut überführt. Für Dr Darsow war es keine
Frage, dass auch die konventionelle Züchtung Phytophtora-Resistenzen
hervorbringen kann. Schon alleine mit den damaligen Sorten ließen sich 30
Prozent der eingesetzten Fungizide gegen die Kraut- und Knollenfäule einsparen.
Es gab sogar einen mittelfrühen Zuchtstamm, der in fortschreitender Abreife
fast keinen Befall mehr aufwies – bei hohem Ertrag und hoher Speisereifung.
Seine Arbeit bahnte auch den Weg für mittelfrühe und möglicherweise auch frühe
Kartoffelsorten.
Allerdings
ist der Zuchtaufwand sehr hoch. Pro Jahr wurden in dem Institut 36.000 aus
Samen gezogene Kartoffelpflanzen auf ihre Resistenz gegen Phytophtora
untersucht. Nur ein Drittel der Stämme erschien gut genug für die Weiterzucht.
Diese werden sechs Jahre lang vermehrt und insgesamt auf bis zu 40 Merkmale
untersucht. Alle sieben Jahre werden neue Pflanzen für neue Forschungen
eingekreuzt. Daraus ergeben sich lange Züchtungszeiträume.
Lesestoff:
1) Dr. Ulrich Darsow: Phytophtora-Resistenz bei Kartoffeln, in: Forschungs-Report 1/2002, S. 16 – 19
Roland Krieg