Frauen fördern und Hunger besiegen

Landwirtschaft

Bildung ist der Schlüssel zur Armutsbekämpfung

Anlässlich des 100-jährigen internationalen Frauentages am 8. März erklärt Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel: „Dieser Tag steht für die Einforderung von Frauenrechten und der Gleichberechtigung der Geschlechter in allen Lebenslagen. Die Förderung dieser Gleichberechtigung ist ein Qualitätsmerkmal der deutschen Entwicklungspolitik. Wir möchten Frauen und Männer gleichberechtigt an allen Entwicklungsprozessen beteiligen und setzen uns dafür weltweit ein. Frauenrechte sind Menschenrechte. Zu ihrer Umsetzung beizutragen, wird uns daher auch über dieses Jubiläums-Jahr hinaus ein wichtiges Ziel bleiben.“

Auf die Frauen kommt es an
Nach Angaben der FAO sind rund 60 Prozent der unter Hunger leidenden eine Milliarde Menschen Frauen. Daher sollten sie im Fokus der Entwicklungspolitik und in den Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums stehen. Dazu haben Oxfam und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) gemeinsam aufgerufen. Einer der Schlüssel zur Armutsbekämpfung ist Bildung. Jeder Cent, der in die Bildung gesteckt wird, hilft den Hunger zu bekämpfen: „Bildung für Frauen ist wohl der wichtigste Schlüssel, um die Einkommen- und die Ernährungssituation von Familien zu verbessern.“ Fast die Hälfte des Rückgangs der Unterernährung bei Frauen ist auf besserer Bildung zurückzuführen. Jedes Schuljahr mehr spiegelt sich später in höheren Gehältern wider. Mehr Gleichberechtigung erfordere jedoch auch mehr Bildung bei den Männern. Oxfam und der KDFB weisen darauf hin, dass die Gleichberechtigung mit dem kritischen Hinterfragen von Geschlechterbildern einhergeht.
Gerade im ländlichen Raum haben Frauen noch weniger Zugang zu notwendigen Betriebsmitteln wie Wasser, Land und Krediten. In Afrika werden rund 70 Prozent der Nahrungsmittel von Frauen produziert, doch sie erhalten nur 10 Prozent der Kredite, die für Kleinbauern bereitgestellt werden, so Oxfam.

2007 hat der Wirbelsturm Sidr in Bangladesch gewütet. 90 Prozent der Opfer waren Frauen. Frauen dürfen beispielsweise das Haus nicht verlassen, sind durch bestehende Kleidungsvorschriften behindert oder von Katastrophenübungen ausgeschlossen, führen Oxfam und KDFB an. Komme der Mann ums Leben, stünden die Frauen häufig vor dem Nichts, denn an sie dürfe häufig kein Vieh, Land oder Haus vererbt werden.

AIDS
Die Deutsche AIDS-Stiftung weist zum Internationalen Frauentag auf die besonders prekäre Lage betroffener Frauen hin.
In Deutschland befinden sich infizierte Frauen häufiger in sozialen Notlagen als Männer. Viele der Frauen sind allein erziehende Mütter, die auch noch die Sorge um ihre Kinder zu tragen haben. HIV-infizierte Frauen leiden nach Auskunft der AIDS-Stiftung neben den medizinischen Nebenwirkungen noch zusätzlich an Schuldgefühlen, mangelndem Selbstwertgefühl, Depressionen, Isolation und Diskriminierung. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts lebten im vergangenen Jahr 12.000 Frauen mit HIV. 350 Frauen haben sich neu infiziert und 200 sind an AIDS erkrankt.
Noch dramatischer ist es in Afrika südlich der Sahara. 60 Prozent der HIV-Betroffenen sind Frauen, weswegen die AIDS-Stiftung modellhafte Hilfsprojekte unterstützt, die sich vor allem an schwangere Frauen und ihre Kinder richtet. Das Dream-Programm der Gemeinschaft Sant` Egidio in Mosambik beispielsweise hat sich die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV zum Ziel gesetzt. Über 98 Prozent der Babys werden dort HIV-negativ geboren. HIV-positive Frauen werden in das Programm einbezogen und zu „Activistas“ ausgebildet, die andere Frauenüber HIV und AIDS aufklären.

Im Kampf nicht nachlassen
„Wir dürfen in unseren Anstrengungen zur Gleichberechtigung von Frauen nicht nachlassen“, sagte Dr. Monika Stolz, die Sozialministerin aus Baden-Württemberg. Sie verwies im Vorfeld des Frauentages auf die Erfolge hin, die seit dem ersten Frauentag im Jahr 1911 erreicht wurden, was aber nicht darüber hinwegtäuschen könne, „dass auf dem Weg zur Gleichberechtigung noch ein gutes Stück vor uns liegt.“ Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und „erheblich veränderter sozialer, ökonomischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen“ bestehe noch Nachholbedarf.
Zusätzliche Anstrengungen und neue Wege bei der Vereinbarung von Beruf und Familie seien notwendig. 50 Prozent der Studierenden im Erstsemester sind Frauen; bei den Absolventen sind es sogar über 50 Prozent. Die Erwerbstätigenquote von Frauen liegt bei 71 Prozent. „Diese Zahlen zeigen deutlich auf, dass eine familienbewusste Personalpolitik und bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote immer wichtiger werden.“ Dr Stolz forderte die Unternehmen auf, familienfreundliche Bedingungen zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur zu machen.

VLE

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