Frauen in der Landwirtschaft
Landwirtschaft
Nur wenige Frauen leiten landwirtschaftliche Betriebe
Die Auszubildende auf dem Traktor oder vor dem Rechner sind zwar schöne Bilder, die junge Frauen für die Arbeit auf dem Bauernhof werben wollen. Doch haben sie neben einer qualifizierten angestellten Arbeit oder der Hofnachfolge auch den Posten der Betriebsleitung in Aussicht?
Gerade bei den Leiterposten sind die Frauen deutlich in der Unterzahl. Nur gerade einmal 8,6 Prozent der Leiter sind weiblich, teilt das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Dabei ist jede dritte Arbeitskraft im landwirtschaftlichen Betrieb eine Frau und sie leisten nahezu ein Drittel der Gesamtarbeitsleistung, wie die Europäische Kommission schon vor über zehn Jahren feststellen musste. Fazit: „Die Stellung der Frau im landwirtschaftlichen Betrieb und im ländlichen Raum muss verbessert werden.“
Vor allem auf den Familienbetrieben „schafft“ sie im täglichen Arbeitsablauf neben Kinder und Küche sowie Haushalt auch noch auf dem Bauernhof. Und sei es „nur“ das Füttern oder Melken als „Arbeitsstunden obendrauf“. Unbezahlt.
Betriebsleitung
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat für eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen aktuelle Zahlen weiblicher Betriebsleiter nach Größenklasse des landwirtschaftlichen Betriebes veröffentlicht.
Auch durch Schwächen in der Datenerhebung zeigt sich ein deutliches Übergewicht an Betriebsleiterinnen bei kleineren Betrieben, die öfters als der Durchschnitt im Nebenerwerb liegen. Die Wachstumsschwelle der Betriebe liegt derzeit bei 100 Hektar. Unterhalb nimmt die Zahl der Betriebe kontinuierlich ab. Die Summe der Betriebsleiterinnen im Jahr 213 bilden 8,6 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe ab.
Schwerpunkt Saisonarbeitskraft
Der Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) 2013/14 weist wie auf europäischer Ebene ein Drittel der Arbeitskräfte als weiblich aus. Im Jahr 2010 waren zudem 45 Prozent der Saisonarbeitskräfte weiblich.
Europa
Die Verteilung in Europa weist Unterschiede auf. Den höchsten Anteil Frauen in der Landwirtschaft weisen Portugal (47 %) und Griechenland sowie Österreich mit jeweils 40 Prozent auf. Den geringsten Anteil gibt es in Großbritannien mit 26 Prozent.
Im Jahr 1997 wurden in der EU15 rund 1,3 Millionen Betriebe von Frauen geführt, wobei auch hier die Zahl der kleinen und Kleinstbetriebe überwiegt.
Spanien und Tschechien
Die Studie „Frauen in der Landwirtschaft“ der EU-Kommission aus dem Jahr 2002 [1] hat am Beispiel Spanien die Belastungen aufgezeigt. Die „spanische Landfrau“ ist 50 Jahre alt, geht acht Stunden täglich den Hausarbeiten nach und nutzt fünf Stunden für andere berufliche Tätigkeiten. Allerdings sind nur sechs Prozent der arbeitenden Frauen auf dem Land auch Landwirtinnen. 82 Prozent gehen Hauspflegearbeiten nach.
Weniger als neun Prozent sind Betriebsleiterinnen, die Höfe führen, die in der Regel kleiner als die von Männern geleiteten sind. Sie sind jedoch rund zehn Jahre jünger als die Landfrau. Nur jeder fünfte Subventionsantrag zur Betriebsmodernisierung stammt von einem Betrieb mit weiblicher Führung.
In Tschechien ist jede dritte Frau auf einem Agrarbetrieb betriebsführend. Das kann als Betriebsinhaberin oder auch als Betriebsleiterin sein. Auch in Litauen ist der Anteil von Frauen in der Betriebsleitung mit 47 Prozent sehr hoch.
Nach Auswertung der Karte der EU-Studie ist der Anteil von Frauen in der Chefetage eines Agrarbetriebes im Osten höher als im Westen.
Lesestoff:
[1] Generaldirektion Landwirtschaft der EU und Eurostat::
Frauen in der Landwirtschaft, 2002; ISBN 92-894-2034-0
http://ec.europa.eu/agriculture/publi/women/spotlight/text_de.pdf
Roland Krieg; Grafiken: DBV; EU-Kommission