Freiland-Ananas aus Europa
Landwirtschaft
Spanier experimentieren mit Ananas aus dem Freiland
Franz-Josef Strauß wollte lieber in Alaska eine Ananasfarm betreiben als Bundeskanzler zu werden. Zu seiner Zeit hätte er schon Schwierigkeiten gehabt, das beliebte Bromeliengewächs in Westeuropa anzubauen. Im tropischen Südamerika entdeckt, brachten die Spanier die Ananas auch zurück auf den alten Kontinent. Seit 1700 wächst sie aber nur in geschützten Gewächshäusern. Noch.
Ananas aus Spanien
Die spanische Firma Garcia Carrión hat vor mehr als drei Jahren mit 6.000 Setzlingen aus Guatemala und der Hilfe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Polytechnischen Universität von Cartagena den Versuch Freiland-Ananas in Spanien begonnen.
Bislang wurden die Pflanzen allerdings noch im Gewächshaus veredelt und sollen Gewichte bis zu zwei Kilogramm erreicht haben. Jetzt steht die Zucht auf eine Verkürzung der Wachstumsphase auf acht Monate an, damit die Ananas noch vor der kalten Jahreszeit ausgereift ist. Das Ergebnis ist noch offen. Falls es gelingt, sollen die süßen Früchte auf rund 10.000 Hektar angebaut werden. Davon könnten 45.000 Bauern in der Region Murcia profitieren. Die Spanier werden die Ananas aber wohl selbst nutzen. Das Land ist mit 300 Millionen Liter weltweit der größte Konsument von Ananassaft.
CAM-Pflanze
Die Ananas ist Vertreterin einer besonderen Pflanzenspezies. Sie ist eine CAM-Pflanze. Das Kürzel steht für Crassulaceen Acid Metabolism. Diese Pflanzen trennen zeitlich die Aufnahmen von Kohlendioxid von seiner Fixierung. Andere Pflanzen nehmen Kohlendioxid tagsüber auf und verwerten ihn in der Photosynthese. Die CAM-Pflanzen machen das in der Nacht und speichern das Gas in Form der Äpfelsäure in den Zellen. Erst am folgenden Tag wird das CO2 mit Hilfe des Lichtes über den so genannten Calvin-Zyklus für den Aufbau von Kohlenhydraten verarbeitet. Die vorgezogene nächtliche Aufnahme hat Vorteile. Das Kohlendioxid gelangt über die Spaltöffnungen der Blätter in die Pflanze, die auch für die Regulation der Verdunstung zuständig sind. Die Ananas kann in heißen Regionen auf diese Weise tagsüber ihre Spaltöffnungen geschlossen lassen und spart dabei auch noch Wasser.
Roland Krieg