Frische Orangen aus Ägypten

Landwirtschaft

3,4 Mio. t frische Orangen aus Ägypten

Orangen

Im Wirtschaftsjahr 2018/2019 haben ägyptische Zitrusfruchterzeuger ihre Anbaufläche für Orangen um 5,1 Prozent auf 162.000 Hektar erweitert. Damit können sie 9,6 Prozent mehr Orangen ernten und steigern den Ertrag gegenüber dem Vorjahr um 300.000 Tonnen auf 3,42 Millionen Tonnen. Für die Ertragssteigerung wurden rund 350.000 neue Orangenbäume angepflanzt.

Am produktivsten sind die Bäume zwischen dem vierten und 15. Jahr. Einige Erzeuger bewirtschaften ihre Bäume aber schon seit 50 Jahren. Bis auf die heißen Sommermonate August und September blühen die Bäume der verschiedenen Sorten das ganze Jahr über.

Preiswertes Obst für den Binnenmarkt

Die Orange ist eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte am Nil. Der Anbau ist seit 2006 um 48 Prozent, die Produktion um 74 Prozent gestiegen. Die Nachfrage resultiert aus dem Binnenmarkt und aus der Exportnachfrage. Orangen sind mit Großhandelspreisen von 0,15 bis 0,285 US-Dollar pro kg die günstigsten Früchte auf dem Binnenmarkt. Für ein Kilo Bananen müssen die Ägypter 0,85 US-Dollar, für ein Kilo Äpfel 1,10 US-Dollar und für Guava 0,40 US-Dollar hinlegen. Bei 97 Millionen Einwohnern und einem Bevölkerungswachstum von 2,5 Prozent kommt eine stattliche Binnennachfrage zusammen.

Ägypten ist der sechstgrößte Orangenproduzent der Welt. Von den Spaniern mit 1,9 Millionen Tonnen abgesehen stammen die meisten weltweit gehandelten frischen Orangen vom Nil. 46 Prozent der ägyptischen Ernte wird frisch vermarktet, drei Prozent werden verarbeitet und 51 Prozent kommen in den Export. In Brasilien werden lediglich 28 Prozent der Orangen frisch vermarktet und gelangen 72 Prozent in die Verarbeitung zu Fruchtsaftkonzentrat. Zurzeit machen die Abwertung des ägyptischen Pfunds und niedrige Arbeitskosten die Exporte vom Nil besonders preiswert.

Exportzulassung

Der Klimawandel begünstigt den Anbau durch eine längere Reifezeit im verlängerten Sommer. Fruchtbare Böden am Nil und Bewässerung sichern eine hohe Produktivität. Wer frische Orangen exportieren will, der braucht eine Zulassung der Regierung. Exporteure haben meist eine eigene Verpackungsstraße, haben eigene Plantagen und kaufen nach Bedarf Orangen von kleineren Erzeugern hinzu. Wenige Exporteure verpacken nur aufgekaufte Ware. Kleinerzeuger haben meist einen Exporteuer in ihrer Nähe und liefern Orangen zu festen Preisen.

Ein Drittel der Ernte geht nach Russland, Saudi-Arabien, die Niederlande und nach China. Weil die Chinesen auf US-Orangen 25 Prozent mehr Zoll gesetzt haben, erwarten die Ägypter Zusatzgeschäfte nach Peking. In China gibt es zudem Probleme mit der Zitrus-Ergrünungskrankheit, was die Erzeugung senkt und die Produktion verteuert. Ägypten kann für die Chinesen in Südafrika und Australien in die Bresche springen.

Der russische Markt ist profitabel, weil Russland keine Orangen mehr aus Ländern importiert, die Sanktionen gegen Moskau führen. Nachdem die Türkei über Syrien einen russischen Jet abgeschossen hat, konnte Ägypten rund 40 Prozent mehr Orangen nach Moskau liefern. Mit 254.000 Tonnen ist Ägypten der größte Orangenimporteur Russlands.

Kairo hat im vergangenen Wirtschaftsjahr mit Indien (+132 Prozent auf 80.000 t), Vietnam (+ 657 %, 3.300 t) und Kanada (+126 %, 1.400 t) Märkte neu erschlossen. Nach Angaben des ägyptischen Landwirtschaftsministeriums hat die Central Administration for Plant Quarantine (CAPQ) 2018 ein neues Sanitärabkommen mit Neuseeland abgeschlossen. Gespräche mit Japan und den Philippinen laufen bereits. Damit bieten sich den ägyptischen Landwirten neue Anreize, den Orangenanbau weiter auszudehnen.

Vier Sorten im Angebot

Im Wesentlichen bietet Ägypten vier Sorten. Die Baladi Orangen gibt es mit und ohne Kerne in der Zeit zwischen Dezember und März. Die Valencia Orangen sind Sommersorten für Saft und den Frischverzehr und werden von Januar bis Juni geerntet. Bei den Naval Orangen kommen die frühen Sorten auf den heimischen Markt und sind die späten Sorten für den Export vorgesehen. Von Dezember bis März werden die Sweet Orangen (Sukkari) mit Kernen für den Frischverzehr geerntet.

Der Erntezeitpunkt wird in Abhängigkeit von der Witterung vom Egyptian Agriculture Export Council festgelegt. Der Rat setzt nach Größe und Form der Früchte auch die Preise fest.

Roland Krieg; Foto: roRo

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