Frischemarkt: Klimaprobleme und Arbeitermangel

Landwirtschaft

Blick auf die Obst- und Gemüsefelder

Frischeprodukte aus dem Mittelmeerraum verlängern die Saison von Obst und Gemüse zeitlich nach vorne oder nach hinten. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland ist niedrig. Ohne die bewährten Importe wären Kirschen und Co. in Deutschland wesentlich knapper. Zitrusfrüchte überhaupt nicht erhältlich.

Der Mittelmeerraum leidet seit einigen Jahren unter dem Klimawandel. Spätfröste und Trockenheit erschweren die Vegetation, Spanien verliert mit Großbritannien den größten Kunden in der EU.

In Deutschland wurde das Thema der Saison-Arbeitskräfte breit diskutiert. Regionaler Ersatz bleibt wegen der Unerfahrenheit für die Arbeit Mangelware. In anderen Ländern stellen sich die gleichen Fragen.

Kirschen

Die Kirschernte in Alicante reduziert sich nach Meldungen vom 21. April um etwa die Hälfte. Mit 76 Prozent Kirschbaumfläche ist Alicante die wichtigste Anbauregion in der Gemeinde Valenciana. Die ersten Krischen sind schon rot, aber nicht mehr viele werden folgen. Im Winter fehlten die Kältestunden, um die Kirschbäume über diesen Prozess, Vernalisation genannt, neu austreiben und blühen zu lassen. Der März brachte viel Feuchtigkeit und Bienen flogen wegen Nebel, und fehlendem Sonnenschein  weniger aus. Das hat zu einer schlechten Fruchtbildung und gestörter Bestäubung geführt. Die Kirschbauern in Alicante rechnen mit einem Verlust von acht Millionen Euro.

Knoblauch

Mitte Mai beginnt die Knoblauchernte in Spanien. Der Verband der Knoblaucherzeuger macht schon jetzt auf die fehlenden Saison-Arbeitskräfte aufmerksam. Zu Beginn der Ernte müssten 4.500 Arbeiter auf den spanischen Feldern unterwegs sein. Doch nicht nur die Reiserestriktionen behindern das Anreisen der Saison-AK. Diese müssten nach dem spanischen Infektionsschutzgesetz auch jeweils in der Nähe des landwirtschaftlichen Betriebes bleiben, für den sie arbeiten. Das bilde aber die Realität nicht ab. Der Knoblauchanbau ist über das ganze Land verstreut. Knoblauch ist sehr arbeitsintensiv. Pro Hektar braucht ein Betrieb etwa 50 Arbeiter für die Ernte. Generell fehlen in Spanien 60.000 Helfer, die vor allem aus Marokko kommen.

Italien

Mangel an Erntehelfer gibt es auch in Italien. Dort fehlen übewiegend Rumänen, die über eingerichtete grüne Korridore nach Italien gelangen sollen. Italien braucht pro Jahr rund 400.000 Saison-AK.

Österreich

Die Temperaturen in der österreichischen Steiermark spielten Mitte April verrückt. Tagsüber kletterte das Thermometer auf 20 Grad Celsius, nachts gab es Frost bis minus sieben Grad. Neben Äpfeln wurde vor allem Steinobst wie Marillen, Kirschen und Pfirsiche massiv geschädigt. Die Österreichische Hagelversicherung gibt als erste Schätzung einen Schaden in Höhe von 50 Millionen Euro auf rund 8.000 ha an.

Schweiz

Reiserestriktionen haben auch die Zahl der Saisonarbeiter in der Schweiz verkleinert. Die Betriebe blicken in eine unsichere Zukunft. Sehr viele Personen bieten Hilfe für die Ernte von Spargel oder Erdbeeren an. „Wir sind überwältigt von der enormen Solidarität der Schweizer gegenüber der Landwirtschaft“, sagt Direktor Matija Nuic vom Schweizer Gemüseanbauverband. Aber es können nicht alle Helfer vermittelt werden. Für die körperlich anstrengende Arbeit muss man fit sein und Durchhaltewille beweisen, Die Arbeitstage sind lang. Man muss robust sein, weil die Gemüsegärtner bei jedem Wetter rausgehen. Der Mindestlohn für Unerfahrene liege nur bei umgerechnet 3.037,87 Euro pro Monat. Das ist für Schweizer Verhältnisse nicht sehr viel. Der Verband fordert seit Jahren neben einer Lohnerhöhung auch eine einheitliche und reduzierte Arbeitszeit im ganzen Land. Das aber hat die Politik bislang nicht umgesetzt.

Ecuador

Im Rahmen des Staatlichen Notstandes in Ecuador durfte der Bananensektor offen bleiben. Nach über vier Wochen zeigen sich die ersten Probleme. Mitarbeiter sind krank, Container knapp und in Europa gehört die Banane nicht zu den Produkten, die während der Pandemie häufiger gekauft werden. Im Gegenteil. Der Bananenverband Acorbanec rechnet mit 30 Prozent weniger Nachfrage nach Bananen aus Ecuador. Der Verband hat die Regierung zur finanziellen Hilfe für die Erzeuger du Händler aufgerufen.

Roland Krieg / VLE

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