Fruit Logistica

Landwirtschaft

Fruit Logistica in Berlin eröffnet

Bis zum Freitag trifft sich die Fachwelt aus dem Obst- und Gemüsebau auf dem Berliner Messegelände. Fast 2.55 Aussteller aus 84 Ländern präsentieren exotische Früchte, neues Gemüse, stellen Ernte- und Verarbeitungstechnik vor und diskutieren über die Logistik der Zukunft. Die Messe Berlin erwartet rund 50.000 Fachbesucher aus 130 Ländern.

Produktion

Weltweit ist der Anbau von Gemüse in den letzten Jahren gestiegen. Beim Obst gab es 2010 einen leichten Rückgang durch eine kleinere Bananenernte in Lateinamerika und weniger Äpfel auf der Nordhalbkugel der Erde. Es wurden 2010 rund 820 Millionen Tonnen Gemüse und 700 Millionen Tonnen Obst erzeugt.
Die EU bleibt weltweit die wichtigste Importregion für frisches Obst. Die eigene Erzeugung sank. 35 Millionen Tonnen Obst im Jahr 2010 sind fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gemüseanbau ging um zwei Prozent auf 61 Millionen Tonnen zurück. Der Trend spiegelt sich auch in Deutschland wieder. Mit 1,14 Millionen Tonnen Obst wurde so wenig wie zuletzt 2002 eingefahren. 3,4 Millionen Tonnen Gemüse sind neun Prozent unter dem Rekordwert aus dem Vorjahr.
Rund 2.300 Unternehmen gibt es in der Obst- und Gemüsebranche. Im Jahr 2009 haben sie einen Umsatz von 19 Milliarden erzielt, im letzten Jahr ist der Umsatz möglicherweise um fünf Prozent angestiegen. Dann würden die genauen Zahlen an die 20 Milliarden Euro-Grenze heranreichen.
Die Umsatzsteigerung geht aber auf steigende Preise und nicht auf steigenden Konsum zurück. Jeder Haushalt hat ein Prozent weniger Obst gekauft und kommt auf durchschnittlich 81,5 Kilo. Dafür musste er mit 127,34 Euro zwei Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr. Der gleiche Trend beim Gemüse: Je Haushalt ging der Verbrauch um zwei Prozent auf 61,4 Kilo zurück, es mussten mit 121,85 Euro aber acht Prozent mehr bezahlt werden.
Nach Analyse der GfK hat vor allem die Obst- und Gemüseabteilung dem Lebensmittelhandel zum Plus von 1,2 Prozent Umsatz verholfen. Am Gesamtumsatz trägt der Sektor einen Anteil von 13 Prozent. Im letzten Jahr haben erstmals die Discounter nicht zulegen können. Die Supermarktschiene konnte überproportional mehr Obst und Gemüse verkaufen. Das meiste Plus weisen die SB-Warenhäuser mit sechs Prozent auf.

Der Gesundheitssnack

Obst und Gemüse sind die Lebensmittelgruppe schlechthin, die für Frische und Gesundheit steht. Doch an die empfohlenen 650 Gramm Obst und Gemüse am Tag erreichen die deutschen Konsumenten auch mit der seit 10 Jahren laufenden Kampagne „5 am Tag“ nicht. Für Günter Schweinsberg, Geschäftsführer des Fruchthandel Magazin unverständlich, denn alleine für die Folgekosten einer falschen Ernährung müssen in Deutschland rund 80 Milliarden Euro aufgebracht werden. Pro Jahr. Obst und Gemüse sollten zu einem täglichen Snack werden. Schweinsberg bedauerte in Berlin auch, dass nicht alle Bundesländer an dem EU-Schulfruchtprogramm teilnehmen. Den Unwillen zur Teilnahme verschanze sich hinter dem föderalen Schulsystem.
Die Branche leidet nach Jürgen Boruszewski, Präsidiumsmitglied des Deutschen Fruchthandelsverbandes, noch immer unter der Diskussion um Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Die Diskussion sei zu Teil weit von der Realität entfernt und in Deutschland es sei noch keiner durch den Verzehr von Obst und Gemüse krank geworden. Auf dem Frische Forum am Nachmittag sagte Sibyl Anwander Phan-huy von der Schweizer Coop, dass es sich der Handel zusätzlich durch einen Wettbewerb schwer mache, die gesetzlichen Höchstwerte am besten zu unterbieten.
Nach Boruszewski erfasse der Wettbewerb um Rohstoffe auch zunehmend den Obst- und Gemüseanbau. Indirekt verknappe sich Land – auch weil sich ausländische Investoren Land für den Anbau eigener Lebensmittel sichern. Gehe diese Entwicklung so weiter, bleibe das auch für den Obst- und Gemüseanbau nicht ohne folgen, so Boruszewski.

Roland Krieg; Fotos: Messe Berlin

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