Fünf Hektar am Tag sind genug

Landwirtschaft

NRW-Bodenschutzpreis für gute Beispiele

Täglich werden in Deutschland 114 Hektar Ackerfläche, Forst und Grünland aus der Produktion genommen. Sie werden genutzt für Siedlungsbau, Gewerbe und Wegenetze. Im Rahmen der Nachhaltigkeit will die Bundesrepublik den Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 Hektar reduzieren, doch „Zweifel sind angebracht“ – so der Rat für Nachhaltige Entwicklung in der Evaluierung des formulierten Ziels.
Das liege nicht unbedingt am fehlenden Willen der Politik, so der Rat, sondern im Wertzuwachs der Umwandlung von Acker- zu Bauland. Grundstückspreise können sich bei Bedarf schnell verzehnfachen, steht auf dem Grundstück ein Gebäude, bewegt sich der Wertgewinn noch einmal um das zehn- bis zwanzigfache nach oben. „Gegen diese Ökonomie des Wertzuwachses kommen die herkömmlichen „weichen“ politischen Instrumente der Raumplanung bisher nur schlecht an.“

Ein Garten pro Person
Das Rheinland ist ein fokussiertes Beispiel für die Flächenentwicklung. Hier treffen fruchtbarer Boden, viele Menschen in und zwischen den Zentren Köln und Bonn und ein gutes Einkommen aufeinander. In den vergangenen 60 Jahren hat sich die landwirtschaftliche Nutzfläche um 50 Prozent verringert, teilte der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) im März 2009 mit. Für 6,7 Millionen Rheinländern standen 1950 noch mehr als 765.000 Hektar Ackerland zur Verfügung. 2008 gab es nur noch 518.475 Hektar für 9,6 Millionen Rheinländer. Pro-Kopf sank die verfügbare Fläche von 1.135 auf 540 Quadratmeter. Das ist etwa die Gartenfläche eines durchschnittlichen Einfamilienhauses.
Dieser Hausgarten muss die Lebensmittel des Durchschnittsrheinländers erzeugen, die Freizeitansprüche der Kulturlandschaft erfüllen und die Verwertung der organischen Rückstände wie Kompost aufnehmen.
Trotz Flächenrückgang haben die rheinischen Bauern den Selbstversorgungsgrad bei Kartoffeln, Getreide und Zucker steigern können, bei Obst und Gemüse ging er allerdings zurück.

NRW-Allianz für die Brachflächen
Am Sonntag teilte das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen mit, erstmals einen ausgelobten Bodenschutzpreis für praktische und nachahmenswerte Beispiele der Wiedernutzung von Industrie-, Gewerbe- und Militärstandorten zu vergeben. In den letzten 20 Jahren wurden in NRW täglich 20 Hektar Fläche in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Für Minister Eckhard Uhlenberg zu viel: „Diese Flächen und Böden stellen eine wertvolle und unvermehrbare Ressource dar, dienen sie doch der Nahrungsmittelproduktion, dem Klimaschutz durch Speicherung von Kohlenstoff und dem Erhalt der biologischen Vielfalt in der Natur.“ Deshalb will die Landesregierung den Flächenverbrauch bis 2020 auf fünf Hektar am Tag reduzieren. Das Problem: Viele Altlasten hemmen Bau- und Investitionsmaßnahmen, was die Wiederverwendung von Brachflächen erheblich erschwert.
So hat das Umweltministerium zusammen mit dem Altlastensanierungsverband (AAV) jetzt den NRW-Bodenschutzpreis ausgerufen, der am 26. November in Düsseldorf verliehen wird. Der Wettbewerb soll Kommunen und Investoren anregen, zur Verbreitung modellhafter Strategien zur Entwicklung brach gefallene Areale, beizutragen. Der Preis soll auch das Thema Flächenverbrauch in das öffentliche Bewusstsein tragen.
Eingereicht werden können Projekte, die auf vorgenutzten Flächen in Nordrhein-Westfalen im Zeitraum von 2003 bis 2008 realisiert wurden und eine Folgennutzung erkennen lassen. Voraussetzung ist das Einverständnis aller Projekt-Beteiligten.

Brandenburger Flächenpool
Brandenburg hat ein bundesweit einmaliges Verfahren für einen Flächenausgleich eingeführt. Bei großen Bauvorhaben geht Natur verloren, die woanders als Ausgleichsfläche kompensiert werden muss. Viele Unternehmen hätten Probleme mit dem für sie fachfremden Umsetzen naturschutzrechtlicher Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen, teilt das Brandenburger Ministerium mit. Potsdam hat eine Flächenpoolverordnung geschaffen, mit der Kompensationspflichten auf Flächenagenturen übertragen werden.
Das Agrarministerium ist überzeugt, dass der größte Effekt von Naturschutzmaßnahmen durch Bündelung erzielt werden kann und diese an geeigneten Standorten konzentriert werden können. Das soll der Flächenpool erreichen, mit dem sowohl die Pflege von Naturschutzmaßnahmen als auch eine Erfolgskontrolle durchgeführt werden kann. Der Flächenpool könne die Einzelmaßnahme in der Größe verringern, das Genehmigungsverfahren verkürzen und mit einer Zertifizierung einen einheitlichen Qualitätsstandard erzielen.

Lesestoff:
Die Evaluierung des Rat für Nachhaltigkeit finden Sie unter www.nachhaltigkeitsrat.de
Bewerbungsunterlagen für den NRW-Preis gibt es auf der Internetseite www.umwelt.nrw.de.

roRo

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