Fünf Thesen für die Transformation

Landwirtschaft

BÖLW fordert: „Ernährungswende – jetzt!“

Derzeit werde in der Agrarpolitik viel um die Instrumente gefeilscht aber nicht um das Ziel, wie die Landwirtschaft im Jahr 2050 aussehen soll, beklagte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) im Vorfeld der Grünen Woche. So wie in der Energiepolitik das Ziel 100 Prozent erneuerbare Energien feststehe, so klar müsste auch die Landwirtschaft künftig auf 100 Prozent Ökolandbau umgestellt werden. Die konventionelle Landwirtschaft hänge an den konventionellen Energien und führe zum Klimawandel, senke die Bodenfruchtbarkeit und störe die Ökosysteme. Auch die ökologische Landwirtschaft sei noch weit vom Ziel entfernt, zeige aber den richtigen Weg auf.

Das Wesentliche Hemmnis für die weitere Entwicklung sieht Löwenstein in den falschen Rahmenbedingungen. Daher hat der BÖLW fünf Thesen aufgestellt:

Recht auf Nahrung: Eine regional angepasste, humusbasierte und ökologisch intensivierte Kreislaufwirtschaft ersetzt unter Nutzung lokaler Ressourcen und lokalen Wissens die industrielle Landwirtschaft.

Nachhaltige Ernährung: Hierbei müssen insbesondere die ökologischen und sozialen Wirkungen betrachtet werden.

Artgerechte Tierhaltung: Eine artgerechte Tierhaltung mit vorbeugendem Gesundheitsschutz und geringstmöglichem Medikamenteneinsatz, ausreichendem Platzangebot, Zugang zu natürlichem Licht, Auslauf, Weide für Raufutterverwerter und Einstreu muss daher Ziel für die gesamte Nutztierhaltung sein.

Kreislaufwirtschaft: Der Schlüssel für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ist eine Kreislaufwirtschaft.

Öko-soziale Marktwirtschaft: Die ökonomischen Rahmenbedingungen auf betrieblicher und volkswirtschaftlicher Ebene müssen auf eine ökologisch und sozial optimierte Marktwirtschaft ausgerichtet werden.

Transformation

Der BÖLW spricht zwar von einer Ernährungswende, aber die letzte These zeigt, dass es um die Transformation geht, bei der die Ernährung nur einen Teil einnimmt. Das hat auch Joachim Weckmann, Berliner Bio-Bäcker so formuliert. Am Ende muss ein „nationaler-Wohlfahrts-Indikator stehen, der alle „Wenden“ zusammenfasst und am besten leicht kommunizierbar ist [1].

Ein praktisches Beispiel

Seit Jahrzehnten liegt der Anteil der ökologischen Schweinehaltung bei einem Prozent. Im Gespräch mit Herd-und-Hof.de führt BÖLW-Vorstand Jan Plagge an, dass das ausschließlich an den ungünstigen Rahmenbedingungen liegt. Fehlende Förderungen für kleine Betriebe, hohe Futterkosten und mangelnde Investitionsmöglichkeiten schränken die Schweineproduktion ein. Auch verbandsübergreifend hat sich dieser Bereich nicht weiter entwickelt. Am Ende ist die Schweineproduktion so kostspielig, dass die Preise für die Verbraucher zu hoch sind. Bis zu 50 Prozent Preisaufschlag gegenüber konventioneller Ware würden sie den ökologischen Ansatz noch mittragen, aber darüber ende auch der gute Willen. Der Preisunterschied ist auch deshalb so groß, weil die Preise für konventionelles Schweinefleisch so niedrig sind, ergänzt Löwenstein. So müssten beispielsweise die Reinigungskosten für die Entfernung des Stickstoffs aus dem Trinkwasser in den Preis einberechnet werden. Derzeit zahlt die Allgemeinheit und nicht der Verursacher.

Lesestoff:

Zitiert wurden lediglich Kernsätze aus den Zielen. Das vollständige Thesenpapier mit einleitenden Herausforderungen und Maßnahmen zur Zielerreichung finden Sie unter www.boelw.de

[1] Die Enquete-Kommission des Bundestages zu Wirtschaft und Wachstum sucht bereits eine Lösung für einen umfassenden Wohlfahrtsparameter, der leicht kommunizierbar ist

Roland Krieg; Foto: roRo

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