Fusion Bayer und Monsanto im Bundestag

Landwirtschaft

Fusion gibt den Agrarkritikern großen Auftrieb

Was wäre, wenn Bayer für 59 Milliarden Euro ein anderes Unternehmen kaufen würde? Nun ist die Wahl auf Monsanto gefalle. Dafür gibt es unternehmerische strategische Gründe. Die Wahl fiel aber auch eben auf das Unternehmen, das weltweit als das „infernalischste “ gilt. Monsanto steht für gentechnisch veränderte Pflanzen. Monsanto steht für Saatgut, das die Landwirte immer wieder neu kaufen müssen. Monsanto steht für ein Pflanzenschutzmittel, das alles außer dem eigenen Saatgut abtötet. Hinter Monsanto steht ein ureigenes amerikanisches Geschäftsmodell, das jetzt eingedeutscht wird. So verlief am Mittwoch auch die von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag beantragte Aktuelle Stunde zur Fusion.

Bayer gibt eine „Riesensumme für ein Unternehmen mit einem schlechten Ruf“ aus, kritisierte Katharina Dröge (Bündnis 90/Die Grünen) den Deal, der von Monsantos Aktieninhabern und den Kartellbehörden noch bestätigt werden muss. Neben den Folgen für Umwelt und Verbraucher fürchtet Dröge um einen gebündelten Einfluss in Brüssel, eine Verschlechterung der Lebensmittelqualität und vor allem die Ausweitung des Geschäftsmodells Saatgut und Pflanzenschutzmittel im Paket zu verkaufen [1]. Dröge kritisiert die Wettbewerbsbehörden, weil sie zwischen Bayer-Pflanzenschutz und Monsanto-Saatgut ausreichende Marktferne entdecken und wohl grünes Licht geben. Parteikollege Harald Ebner hingegen zählte auf, dass Bayer ebenfalls 200 Patente auf Pflanzen habe.

Gerade Monsanto ist einer der Vertreter, der beim Thema Welternährung den Agrarkonzern abbildet, der mit der Bill-Gates-Stiftung in Afrika die Ernährung sicher stellen soll. Die Fusion bringt nach Eva Bulling-Schröter (Die Linke) „einen noch nie gekannten Superkonzern“ hervor, der die Kontrolle über Gesundheit und Leben von Milliarden Menschen übernehme. „Jetzt beginnt eine neue Zeit in der Landwirtschaft“, prognostiziert Eva Drobinski-Weiß von der SPD. „Die bevorstehende Übernahme bringt das Fass zum Überlaufen“, sagt Niema Movassat (Die Linke). Das Geschäftsmodell Saatgut und Pflanzenschutz im Paket zu verkaufen „ist nicht unser Verständnis von Nachhaltigkeit“, ergänzt Rita Hagl-Kehl (SPD).

Die Fusion bietet mit dem Konzern ein neues Kapitel im alten Gesellschafts-Kampf um das System der Landwirtschaft. Das kritisierte Kristina Schröder von der CDU an der Opposition. Am 14. Oktober gibt es vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag einen auch von Renate Künast (B90) angeführten Schauprozess gegen Monsanto „wegen Verbrechen an der Menschlichkeit und wegen Ökozids“. „Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?“, fragte Schröder.

Alois Gerig von der CDU teilt zwar manch Sorge gegen die Fusion, fragte aber auch: „Welche Möglichkeiten haben wir?“ Gerig vertraut den Kartellbehörden „die gründlich prüfen werden“, wie auch Landwirtschaftsminister Christian Schmidt darauf vertraut, dass Bayer Monsanto europäische Standards überhilft. Gerig ist es wichtiger, das am Autobahnkreuz Leverkusen das Bayer-Kreuz und nicht das Monsanto-Signet erstrahlt. Europa werde weder bei TTIP noch bei dieser Fusion seine hohen Standards aufgeben. Gerig setzt auf den Markt, der sich mit dem Qualitätsmerkmal „GVO-frei“ durchsetzen werde.

Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Rainer Spiering von der SPD hat derweil ein anderes Detail veröffentlicht. Die Finanzierungsgesellschaft Black Rock ist wie andere bei beiden Konzernen im Hintergrund tätig. Also müsse es in diesen Etagen eine interne Absprache für die Fusion gegeben haben, worauf die Kartellämter einmal scharf blicken sollten.

Lesestoff:

[1] Das geht auch ohne Gentechnik, wie beim Clearfield-Raps: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/herbiziresistente-pflanzen-ohne-gentechnik.html

Roland Krieg

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