Futterpflanze Hanf

Landwirtschaft

BfR empfiehlt Fütterungsempfehlung für Hanf

Hanf (Cannabis sativa) ist einer der ältesten Nutzpflanzen des Menschen. Die Chinesen stellten 2.800 v. Chr. die ersten Hanfseile her. Das erste Stück Papier stammt etwa aus der Zeit 100 v. Chr und wurde aus Hanf hergestellt. In Europa hatte der Hanf seinen Höhepunkt im 17. Jahrhundert für Textilien, Seile und Segeltuch. Für ein einziges Segelschiff wurden rund 100 Tonnen Hanffasern benötigt, die alle zwei Jahre ersetzt werden mussten [1]. Die Umstellung auf Dampfschiffe, Spinnmaschinen für Baumwollfäden und Importe billiger Jute haben zum Niedergang des Hanfanbaus geführt. Zudem gab es in Deutschland zwischen 1982 und 1995 ein restriktives Anbauverbot von Hanf, trotz Sorten mit niedrigem THC-Gehalt.
Seit 15 Jahren wächst Hanf wieder auf den Feldern, wenn auch in kleinem Maßstab. Die Hanffaser erfährt eine Renaissance als Naturfaser in Verbundwerkstoffen und als Dämmstoff. In Europa ist der Anbau von Hanf allerdings nur in Frankreich auf rund 76.000 Hektar von Bedeutung. Dort wachsen drei Viertel der europäischen Hanfpflanzen.

Hanf als Tierfutter

Hanf ist eine gute Futterpflanze. Die Samen weisen die schwefelhaltige Aminosäure Methionin auf und haben einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren. Hanfsamen wird daher nicht nur in Vogelfutter, sondern auch bei Geflügel in der Landwirtschaft eingesetzt. Das Fettsäuremuster des Futters hat bei den Legehennen einen unmittelbaren Einfluss auf das Fettsäurespektrum im Ei. Hanfsamen kann als Lieferant für Omega-3-Fettsäuren dienen.
Hanföl für Mastschweine ist kritisch, weil zu viele ungesättigte Fettsäuren, vor allem Linolensäure, vorhanden sind. Mehr als ein Prozent in der Futterration sind nicht empfehlenswert. Hingegen können Hanfsamen und Presskuchen wegen der hohen Fett- und Eiweißgehalte ihre Vorteile in der Sauenfütterung ausspielen. Fünf bis sieben Prozent des Fettes sind verdaulich und 25 bis 30 Prozent des Eiweißes. Daher kann Presskuchen auch in der Milchviehfütterung, und bei Pferden eingesetzt werden. Hanfpresskuchen ist mittlerweile auch in die Positivliste für Einzelfuttermittel aufgenommen. Blätter und Stroh können auch verfüttert werden, sofern THC-arme Sorten angebaut wurden. In der Schweiz ist dies verboten.

Was wird verfüttert?

Den größten Teil in der Fütterung stellt aber Hanfsamen dar. In der EU werden rund 12.000 Tonnen verfüttert, der größte Teil als Vogelfutter. Die Hälfte davon stammt aus China.
Der Anteil innerhalb der Futterration bei Nutztieren kann aber groß sein. Bei Legehennen können 12 Prozent Hanföl, oder 20 Prozent Hanfsamen oder Hanfextraktionsschrot gefüttert werden. Andere Fütterungsversuche haben Milchkühen 14 Prozent Hanfkuchen, beim Rind 14 Prozent Hanfsamen und 1 bis 1,4 Kilogramm Hanfkuchen am Tag und beim Schaf 20 Prozent Hanfextraktionsschrot vorgelegt.

THC in Futtermitteln

Auch bei geringen THC-Gehalten im Hanf kann diese psychoaktiv wirksame Substanz in die Nahrungsmittelkette gelangen. Bislang sind 483 Inhaltsstoffe der Hanfpflanze bekannt, 60 davon zählen zu den Cannabinoiden. Eines der mengenmäßig bedeutendsten ist das Tetrahydrocannabinol (THC). Ausgangsstoff ist eine inaktive Carboxylsäure (THCA), die durch Decarboxylierung durch Licht und Temperatur zu THC wird. So wird vermutet, dass Hanf nach einer thermischen Behandlung höhere THC-Gehalte als der Ausgangsstoff beinhaltet. Zugelassen sind in der EU Hanfpflanzen mit weniger als 0,2 Prozent THC in der Trockenmasse.
Im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dennoch die Möglichkeit abgewogen, wie viel THC über die Fütterung in tierische Lebensmittel übergehen kann. Denn: THC ist lipophil, reichert sich also im Fettgewebe an. Gefährdet eine Fütterung von Hanf die Tiergesundheit?
Es gibt nur wenige Studien, die den Übergang von THC in die Nahrungskette belegen. Einzelstudien zeigen jedoch den Übergang in Gewebe und Milch. Verschiedene Kalkulationen des BfR mit den oben genannten Fütterungsmenge haben gezeigt, dass Huhn, Milchrind, Rind und Schwein zwischen einem und 60 Milligramm THC je Kilogramm Lebendmasse aufweisen können. Die hohen Werte resultieren aus der Vorlage als Grünfutter. Es gibt aber keine Hinweise, dass dies in der Praxis umgesetzt wird.

Carry over Rate und Fazit

Für das Lebensmittel Milch beträgt die Übertragungsrate (Carry over) 0,15 Prozent. Am Ende landen „relevante Mengen“ in der Milch. Einen Wert für das Fettgewebe wurde nicht ermittelt, weil das sehr stark von Hanfanteil in der Ration als auch vom Fettansatz des Nutztieres abhängig ist.
Im Fazit ziehen die Experten den Schluss, dass THC übertragen werden kann. Wie viel hängt von der Ausgangsration ab. Bei Milchkühen kann auch eine Langzeitexposition von Hanf mit niedrigem THC-Gehalt zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führen kann.„Es wird vorgeschlagen, Landwirte, die Hanf oder Hanferzeugnisse verfüttern, Fütterungsempfehlungen an die Hand zu geben.“

Lesestoff:

[1] Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR): Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaserwerkstoffen; Gülzower Fachgespräche, Band 26; Januar 2008 www.fnr.de

www.bfr.bund.de

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