Geben und Nehmen auf dem Deutschen Bauerntag

Landwirtschaft

DBV: „Gemeinsam Zukunft gestalten“

Joachim Rukwied

Heute und Morgen treffen sich die Bauernvertreter „zum jahrespolitischen Highlight“, dem Deutschen Bauerntag in Berlin. Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat passend zur Bundestagswahl im September und rechtzeitig vor der Weichenstellung zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2020 Prominenz eingeladen, von der Präsident Joachim Rukwied Signale erwartet, in welche Richtung es weitergeht.

Erwartungen

So spricht heute die Bundeskanzlerin Angela Merkel, von der Rukwied Aussagen zur deutschen Agrarpolitik und Gewichtung der Landwirtschaft in und für die Gesellschaft erwartet. Vom EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger erwartet der DBV Weichenstellung für den Agrarhaushalt, wobei der Brexit nicht alleine den Landwirten in Rechnung gestellt werden dürfe. Die schwierigste Aufgabe hat wohl Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zu erfüllen, der sich jüngst erneut gegen die Spaltung der Regierung in Agrar- und Umweltpolitik gewehrt hat [1].

Joachim Rukwied

Leistungen

Der Bauerntag ist nicht nur ein Forum der Forderungen. Das Motto „Gemeinsam Zukunft gestalten“ ist dem DBV ernst und hat rechtzeitig ein Positionspapier zu seinen eigenen Leistungen vorgelegt. Politik und Gesellschaft sollen gemeinsam mit den Landwirten daran arbeiten. „Landwirte sind grundsätzlich zu Veränderungen bereit. Das ist ein generationenübergreifendes Selbstverständnis“, erklärte Rukwied vor der Eröffnung des Bauerntages.

Nicht alles allerdings lasse sich in Einklang bringen. Wer Offenställe fordert, bei denen die Tiere Auslauf haben, muss höhere Emissionen in Kauf nehmen, als wenn die Tiere in geschlossenen und klimatisierten Ställen stehen. Veränderungen müssen in den Rahmen der „modernen Landwirtschaft“ passen. Dazu gehöre der „kooperative Naturschutz“, der in verschiedenen Projekten bereits erprobt wird.

Precision Agriculture und Digitalisierung sind Innovationen für eine steigende Ressourceneffizienz, bei der auch die weitere Minimierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes gehöre [2].

Das größte Thema ist die Tierhaltung. Die Tierhalter wehrten sich weder gegen das Ende kurativer Eingriffe oder das Beenden des Tötens männlicher Eintagsküken. Doch müssten die Lösungen praxisgerecht sein. In dem Zusammenhang favorisiert Rukwied auch den so genannten 4. Weg der Lokalanästhesie bei der Ferkelkastration [3].

Tierwohllabel

Die Landwirte haben die wirtschaftliche Realität im Blick. Für die Brancheninitiative Tierwohl, die zusammen mit dem Handel umgesetzt wird, stehen sie Schlange. Aber Joachim Rukwied sieht trotz allen bisherigen Bemühungen des Bundeslandwirtschaftsministers das staatliche Tierwohl-Label noch immer erst am Anfang. Verbraucherversprechen, höhere Preise zahlen zu wollen, reichten nicht. Der höhere Aufwand muss entlohnt werden, was langfristig einem Tierwohllabel nicht entgegensteht. Doch derzeit gebe es sowohl für die Finanzierung als auch für die Beteiligung des Handels beim staatlichen Label keine Perspektive. DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken ergänzt gegenüber Herd-und-Hof.de, dass diese Defizite wohl auch den Handel an der Teilnahme zögern lassen.

Nach Aussage Rukwieds hat das Label nur eine Chance, wenn es sich mit der Brancheninitiative verzahnen lässt. Audit und Monitoring werden von Wirtschaftsunternehmen geführt, die ihre Arbeit auch dem BMEL-Label anbieten könnten. Eigene Wege mit Sondervermarktung, getrennter Erfassung und getrennter Schlachtung müssten sonst mit 18 bis 25 Euro je Schwein extra entlohnt werden. „Da wird es noch viele Gespräche geben müssen“, so Rukwied. „Da sind wir noch am Anfang!“

Lesestoff:

[1] BfN-Report kritisiert mangelnde ökologische Ausrichtung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/agrarpolitik-weiter-unter-druck.html

[2] Phosphor-Effizienz in der Fütterung ist auch Sache der Gene: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/phosphor-fuetterung-und-tiergesundheit.html

[3] BTK gegen Lokalanästhesie: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/veterinaere-lehnen-lokalanaesthesie-ab.html

Roland Krieg; Fotos: roRo

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