Gesichtserkennung am Futtertrog
Landwirtschaft
Elektronik und Herdenmanagement
„Wie die Backen, so die Hacken.“ Der Lehrstellenbewerber bekam früher ein Mittagsessen spendiert. Während er sich über einen Butterbrote freute, beobachteten die Bauern, wie der Lehrling aß. Kaute er gemütlich und war mit dem Brot beim Ende des Vorstellungsgespräches noch fertig, galt er als langsam und schwerfällig. Lehrlinge, die Brot und Wurst, zwischen den Antworten fleißig zerkauten, galten hingegen als flink und gelehrig – und bekam die Lehrstelle auf dem Bauernhof.
Nun, ein offizielles Trainee-Programm war das nicht. Aber heute schaut Kollege Roboter den Kühen beim Fressen zu, kann sie identifizieren und Rückschlüsse auf Futteraufnahme und Gesundheit durchführen. Die Firma Cargill hat das Programm auf der EuroTier in Hannover vorgestellt.
Im Bereich der Tierhaltung hält die digitale Technik Einzug und unterstützt zunehmend die Aufgaben der Tierhalter. Algorithmen erkennen am Futtertrog schneller ein Fehlverhalten, automatische 3D-Kameras erkennen Lahmheiten, bevor sie das Tier behindern und bringen den Landwirt in die Vorwärtsposition, vorzubeugen, statt später zu heilen. Möglich macht das die Sensortechnik, die ständig neue Tiefenanalysen erklimmt. Die Anbindung digitaler Fieberthermometer mit integriertem Lesegerät ermöglicht die Erfassung von Temperaturverläufen und Weitergabe an Dritte. Damit können Dokumentations- und Herdenführungssysteme verknüpft werden.
Im Geflügelbereich erfassen schienengeführte Roboter unter der Decke tierbezogene Parameter sowie Leistung und Gesundheit. Die Kombination großer Datenmengen mit künstlicher Intelligenz erleichtert die Arbeit des Landwirts, fördert aber auch das Tierwohl. Ein ganz großer Vorzug ist die berührungslose Erfassung der Daten. Die Tiere werden nicht gestört.
Im Bereich der Fütterung sind die Sensoren bereits so klein geworden, dass sie in kürzester Zeit eine Nährstoffanalyse durchführen können. In kürzester Zeit heißt aber nicht „Echtzeit“. So weit ist die Technik auf der EuroTier und vor allem im ländlichen Raum noch nicht. Landwirte sollten sich nach Einschätzung von Prof. Dr. Matthias Schick vor einer Investition daher genaue Gedanken über ihre Wünsche machen, welche Aufgaben ihre Arbeit unterstützen könnte.
Roland Krieg; Foto: roRo