Gesündere Ernährung und Ausstieg aus Biokraftstoffen
Landwirtschaft
Landnutzungsbericht der UNEP
Am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Davos hat Achim Steiner, Exekutivdirektor der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) einen Bericht des International Resource Panel (IRP) zur globalen Landnutzung vorgestellt, dessen koordinierender Autor Prof. Dr. Stefan Bringezu vom Wuppertal Institut ist.
Der Bericht stellt einen steigenden Druck auf die natürlichen Ressourcen durch die Nachfrage an Nahrung, Biokraftstoffen und nachwachsenden Rohstoffen fest. Zugleich gehen fruchtbare Böden durch Erosion und Überbauung verloren. Diese dramatische Entwicklung dürfte nicht nur zu weiter steigenden Preisen für Lebensmittel und wachsender Bodenspekulation führen. Wenn nicht gegengesteuert wird, erwartet der Bericht eine Ausweitung der Ackerfläche um 320 bis 850 Mio. Hektar bis zum Jahr 2050 (ausgehend von 1.530 Mio. Hektar 2005). Diese Ausdehnung geht zu Lasten von Grasländern, Savannen und Wäldern vorwiegend in den Tropen. Die Folgen sind zusätzliche Treibhausgasemissionen und erhebliche Verluste an Biodiversität. Damit werden die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Funktionen von Ökosystemen und letztlich auch eine nachhaltige Sicherung der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährdet, analysiert der Bericht.
Um die Ausdehnung des Anbaulandes in beherrschbaren Grenzen zu halten, wird eine doppelte Strategie vorgeschlagen. Erstens muss mit jedem Hektar fruchtbaren Bodens sorgsamer umgegangen werden. Dazu gehören bessere landwirtschaftliche Praktiken und eine Raumplanung, die eine Überbauung produktiver Anbauflächen vermeidet. Zweitens muss die Nachfrage nach der Anzahl von Hektaren in der Landwirtschaft auf ein Niveau beschränkt werden, das eine nachhaltige Produktion erlaubt.
Bisher nicht erschlossene Potenziale, Land zu „sparen“ sieht der Bericht vor allem darin, effizienter mit der geernteten Biomasse umzugehen. Weltweit geht bislang ein Drittel der Ernte in der weiteren Lagerung und Verarbeitung, im Handel und den Haushalten als Abfall verloren (in Deutschland sind es 11 Mio. Tonnen jährlich). Eine gesündere Ernährung, die auf ein Übermaß an Fleisch- und Milchprodukten verzichtet, trägt ebenfalls wesentlich zur Entlastung der natürlichen Systeme bei, denn die Tierproduktion braucht z. B. in Deutschland fünfmal mehr Fläche für das Futter als die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel mit dem gleichen Nährwert. Problematisch sieht der Bericht auch den wachsenden Einsatz von Energiepflanzen für Biokraftstoffe. Deren Verbrauch sollte durch die Verminderung und letztlich die Aufgabe von vorgeschriebenen Verbrauchsquoten reduziert werden.
Lesestoff:
Den UNEP-Bericht finden Sie unter www.unep.org
Dorle Riechert (Wuppertal Institut)