Getreide in Dammkultur?
Landwirtschaft
Der richtige Damm reduziert Erosion
Das Häufelpflug-Dammkulturgerät besteht aus einem Dammkronenräumer, Säscharen, die das Saatgut genau in die Mitte des Damms ablegen und Lockerungszinken mit Häufelkörpern, die nach der Saat wieder den Damm formen. Eine Kettenschleppe befördert grobe Brocken in die Dammsohle.
Das Gerät formt Dämme, die geschüttet und nicht gefräst und angedrückt sind, schreibt die Landwirtschaftskammer Österreich. Der Unterschied zeigt sich in der Bodenstruktur und bei der damit verbundenen Erosionsanfälligkeit. In Deutschland ist das Gerät von Julian Turiel in Paderborn entwickelt worden und führt den alten „Mecklenburger Haken“ fort. Noch 1920 war der einscharige Häufelpflug hinter dem Pferd oder der Kuh im Einsatz. Verdrängt wurde die alte Technik durch den Drehpflug, der den Boden wendet.
Im Juni hat die Landwirtschaftskammer Österreich einen Feldtag zur Häufelpflug-Dammkultur ausgerichtet und die Vorteile überprüft. Die Österreicher haben Soja in Dammkultur angebaut. Auch Roggen auf 45-cm-Dämmen zeigten im Juli einen vollflächigen Bestand.
Die konventionellen Dämme zeigen sich nach Starkregenereignissen feinkrümelig und verschlämmt. Viel Wasser ist in die Talsohle geflossen. Der gehäufelte Damm hingegen zeigte noch im Juni grobe Brocken und eine Grünschnittroggen-Begrünung in der Talsohle. Viel Wasser konnte in den Talsohlen versickern.
Nach Julian Turiel sind die Vorteile eindeutig: Dammkultur gebe dem Boden zwei Lungensysteme. Ein unterirdisches regt die Lebensbildung im Boden an und entfaltet dadurch die Bodengare. Das andere ist die Bildung von Klimazonen durch abwechselnde Beschattung und Boden-Erhöhung zwischen den Reihen. Die Dammkultur durch Häufeln schließt Krafteinflüsse wie Walzen des Bodens aus. Der dauerhafte Luftaustausch im Damm begünstigt die Mikroben im Boden. Es entstehen Ton-Humus-Komplexe, die am Ende auch die Wasserspeicherfähigkeit im Boden erhöhen. Gerade für Sommer wie 2018 hätten Pflanzen länger von verfügbarem Bodenwasser profitieren können.
Das sagte auch Dr. Peter Strauß vom österreichischem Bundesamt für Wasserwirtschaft auf dem Feldtag: „Für eine abgesicherte wissenschaftliche Bewertung wären genauere Untersuchungen notwendig. Es zeigt sich aber bereits deutlich, dass die Häufelpflug-Dammkultur keinesfalls mit anderen Dammkulturen zu vergleichen ist. Die geschütteten, lockeren Dämme der Häufelpflug-Dammkultur und die gelockerten Talsohlen bewirken eine gute Versickerung. Die groben Brocken und eventuellen Begrünungsreste bewirken eine Mikro-Retention des abfließenden Wassers. Weitere wissenschaftliche Forschungsarbeiten wären sehr interessant.“
Roland Krieg