Getreide-Rundblick international

Landwirtschaft

Getreide-Rundblick Juli

Australien wird durch eine Ausdehnung des Weizen- und Gerstenanbaus sowie durch gute Bodenfeuchtigkeit für das Wirtschaftsjahr 2019/20 mehr ernten können. Die prognostizierte Weizenernte von 21,5 Millionen Tonnen liegt dennoch unter dem Durchschnitt. West-Australien ist mit 4,7 Millionen Hektar die Hauptanbauregion. Ausgerechnet dort wurde die bestellte Fläche aktuell um fünf Prozent auf 4,45 Millionen ha reduziert. Der Westen stellt mit 41 Prozent den größten Anteil der Weizenexporte. Die Nachfrage ist im letzten Wirtschaftsjahr 2018/19 vor allem wegen Indonesien (um 950 Mio. t), China (550) und Vietnam (300) gefallen. Bei Gerste sieht das anders aus. In Westaustralien wurde die Anbaufläche von 1,45 auf 1,6 Millionen ha ausgedehnt. 91 Prozent der exportierten Gerste kommen aus dem Westen. China bleibt trotz um 1,5 Mio. t gesunkener Nachfrage wichtigster Kunde für australische Gerste.

Nach unerwartet trockenen Witterungsbedingungen zwischen April und Juni hat die Türkei ihre Ernteprognose für Weizen von 21 auf 17,75 Millionen Tonnen reduziert. Vor allem im Südosten und in Zentralanatolien gibt es sowohl Ertrags- als auch Qualitätseinbußen. Höhere Ertragserwartungen in Ost-Thrakien gleichen die Verluste nicht aus. Türkische Landwirte haben im Vorfeld für das Wirtschaftsjahr 2019/20 die Weizenanbaufläche um fünf Prozent auf 7,23 Millionen Hektar reduziert. Zur Erhöhung ihres Einkommens setzen sie auf Gewächshäuser, Obstplantagen und Gemüse im Bewässerungsbau. In Regionen ohne Bewässerungsmöglichkeiten wurde Weizen in Summe von 380.000 ha durch Gerstenanbau ersetzt. Obwohl mit 618 mm Niederschlag zwischen Oktober und Ende Juni 19 Prozent mehr als der langjährige Durchschnitt fiel, war die Verteilung höchst ungleich. Der Mai 2019 war der trockenste der letzten 20 Jahre. Das hat auch die Gerste getroffen, deren Gesamtertrag von 8,5 auf 7,9 Millionen Tonnen gesenkt wurde. Für die menschliche Ernährung ist genug Getreide vorhanden. Der Bedarf liegt bei 18.1 Millionen Tonnen. Aber Futtergetreide wird knapp und teuer. Der Importbedarf für qualitativen Weizen wird für das Wirtschaftsjahr 2019/20 auf rund sieben Millionen Tonnen geschätzt. Der Bedarf wird bevorzugt aus der Schwarzmeerregion gedeckt.

Feldkulturen, die in Indien vor dem Monsun gepflanzt werden heißen „kharif“. Anfang Juli hat das indische Kabinett die Erhöhung der Minimumpreise für „kharif“ beschlossen. Die Erhöhung fällt je nach Kultur wie Reis, Mais, Bohnen, Soja oder Erdnüsse zwischen 2,2 und 9,1 Prozent zu Vorjahr aus. Fingerhirse und Baumwolle bekamen die meiste Erhöhung. Die subventionierten Minimalpreise sollen mindestens 50 Prozent der Betriebsausgaben decken. Die Festlegung der Minimumpreise erfolgt normalerweise vor der Pflanzsaison, damit die Landwirte ihren Anbau danach ausrichten können. Die verspätete Veröffentlichung Anfang Juli wird auf die kürzlich erfolgte Wahl im Land zurückgeführt. Die Pflanzung der „kharif“-Früchte erfolgt durch einen schwachen Monsun in diesem Jahr aber auch später als in den Vorjahren und kommt erst Ende Juni in Schwung. Der Südwestmonsun kam in diesem Jahr schwach und brachte im Durchschnitt im Juni nur wenig Regen. Die von der Zentralen Wasserkommission geschätzten Vorräte wurden leicht von 37,2 auf 35,1 Milliarden Kubikmeter Wasser reduziert. In Erwartung von mehr Niederschlag im Juli soll sich die Situation weiter entspannen. Dann werden auch die Reis, Mais- und Hirsepflanzungen für das Wirtschaftsjahr 2019/20 steigen, aber die Idealmenge zum Ende Juli wohl verfehlen. Mit knapp 100 Millionen Tonnen Weizen wird Indien vergleichbare Mengen aus den beiden Vorjahren ernten. Die Weizenvorräte sind seit 2017/18 zu 2019/20 von 9,8 auf 16,9 Mio. t angestiegen. Der Bedarf an Weizenimporte ist bei einem Bedarf unter Produktion vernachlässigbar.

Indonesien blickt auf eine anhaltende Trockenzeit. Rund ein Drittel des Territoriums hat die Trockenzeit bereits erreicht. Die Prognose auf einen schwachen El Nino wird die allgemeine Trockenzeit ab August eher verlängern. Die Meteorologen haben für den Juni 2019 über weniger als 20 mm Niederschlag innerhalb zehn Tagen und einer vermehrten Zahl an Tagen ohne Niederschlag berichtet. Einige Regionen, wie West Java, Bali oder Yoyakarta hatten 61 Tage lang keinen Regen verzeichnet. Das betrifft den zweiten Reisanbauzyklus, der in diesen Regionen ab August zur Ernte ansteht. Halten diese Bedingungen an, wechseln Reisbauern in den Talregionen im dritten Anbauzyklus vom Reis im Regenfeldanbau zur Maiskultur. Fehlende Trocknungs- und Lagerkapazitäten für Weizen halten den Bedarf der Futtermühlen wegen stabiler Maisproduktion stabil bei lediglich 2,1 Millionen Tonnen Weizen im Wirtschaftsjahr 2019/20. Geringerer Futterbedarf und eine gesunkene Kaufkraft führen nur zu einem leicht gewachsenen Importbedarf an 11,5 Millionen Tonnen Weizen.

Gestiegene Maispreise führen in Südafrika zu einer um 13 Prozent steigenden Maisanbaufläche. Ohne negative Witterungsereignisse könnte Südafrika mit 13,3 Millionen Tonnen Mais im kommenden Erntejahr rund 16 Prozent mehr einfahren als im Wirtschaftsjahr 2018/19. Rund eine Million Tonnen stünden für den Export in die unter Trockenheit leidenden Nachbarländer zur Verfügung. Die höheren Maispreise resultieren aus der verspäteten Maisaussaat in den USA und einer niedrigeren Maisernte durch Trockenheit in Südafrika im vergangenen Jahr. Der aktuelle Anstieg der Maisfläche wird nicht durch die Subsistenzbauern betrieben. Die werden ihre Anbaufläche für Mais sogar um sechs Prozent auf 310.000 ha verringern. Die kommerziellen Farmen bauen Mais auf rund 2,6 Millionen ha an.

Roland Krieg

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