Gewächshaus-Boom in Russland

Landwirtschaft

Russlands Sanktionen beflügeln eigenes Investment

Rund 1,8 Millionen Tonnen Gemüse verzehren die Russen jährlich. Nur rund ein Drittel stammt aus dem eigenen Land. Das meiste wurde aus der EU importiert. Vor allem aus den Niederlanden, Spanien, Griechenland und Polen. Seit Putin den Import europäischer Agrargüter verboten hat, suchen die Händler „Ersatz“ in der Türkei, dem Iran und China. Die russischen Gewächshausbetreiber produzieren meist Tomaten, Gurken, Petersilie und Dill. Zucchini, Paprika, Auberginen und Brokkoli müssen meist importiert werden.

Der russische Konsument aber ist sensibel. Die neuen Importgemüse weisen qualitative Mängel durch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf. Daher hat sich nach Angaben der German Trade & Invest der russische Gewächshaus-Verband entschieden, die eigenen Kapazitäten deutlich auszubauen. Die Fläche unter Glas soll von 1.900 auf 4.000 Hektar mehr als verdoppelt werden. Damit erhofft sich Verbandschefin Natalja Rogowa einen Selbstversorgungsgrad bei Gemüse von 70 bis 80 Prozent.

Ein Hindernis für das eigene Gemüse liegt in den hohen Kosten gegenüber Importware. Bestehende Anlagen werden subventioniert, um sich am Markt platzieren zu können. Im nächsten Jahr sollen neue Gebäude um Moskau, Astrachan, Tjumen und Saratow fertig gestellt sein und etwa 50.000 Tonnen Gemüse liefern. Die Investitionen sollen sich auf 310 Millionen US-Dollar belaufen. Investitionen bei Novosibirsk sollen bis 2018 rund 50 Millionen US-Dollar erbringen. Ein Projekt in Smolensk will bis 2016 Gewächshäuser auf einer Fläche von 40 Hektar fertig stellen.

Es fehlt aber nicht nur an Anbaufläche. Äpfel sind in Russland wirklich noch ein saisonales Lebensmittel, denn oftmals fehlt es an Lagerkapazitäten. Die heimische Ware reicht nur bis Weihnachten und wird danach durch Frischeimporte ersetzt. Russland will die tausenden privaten Datschenbesitzer in die Versorgung der Bevölkerung einbinden und braucht daher auch Sortier- und Lagerraum. In der Region Rjasan soll für 54 Millionen US-Dollar ein Lagerhaus für 49.000 Tonnen Kartoffeln entstehen. Dort werden Kleinmengen von Kleinbauern aufgefangen. Sortiert wird die Ware dann an den Großhandel geliefert.

Deutschland kann von dieser Entwicklung durchaus profitieren. Heizkessel oder Ventilationssysteme werden gerne mit dem Versprechen „Made in Germany“ gekauft und eingesetzt.

Roland Krieg

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