Glauber: Erhöhte Gefahr von Starkregen

Landwirtschaft

Landshut nach dem Hochwasser

„Die schweren Gewitter der vergangenen Tage zeigen: Kommunen sollten sich bestmöglich auf Starkregenereignisse vorbereiten“, sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber am Donnerstag. Landshut ist eine der Städte, die in den vergangenen Tagen von heftigem Unwetter betroffen sind. In den südlichen Stadtteilen liefen sogar Erdgeschosswohnungen voll Wasser. Wasser, Erdrutsche und Schlammlawinen haben viele Straßen und Wege unpassierbar gemacht. Thomas Schindler, Leiter des Zivil- und Katastrophenschutzes der Stadt Landshut, kann sich nicht an Vergleichbares erinnern. „Das war wirklich extrem, so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt er. „Die Sturzfluten, Erdrutsche, Schlammlawinen und Überschwemmungen waren dann eine unvermeidliche, katastrophale Folge dieser außergewöhnlichen Unwetterlage.“

Die Stadt gab am 29. Juni die Ausgabe von kurzfristig beschafften 700 Sandsäcken für die Alt- und Neustadt bekannt. Anwohner konnten sie sich bis 17:00 Uhr abholen, zum Teil wurden sie auch von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk verteilt. Kurz danach fielen  zwischen 18:05 und 18:35 Uhr an der Wetterstation Landshut-Reithof 57 Millimeter Niederschlag. Das entspricht 57 Liter pro Quadratmeter. Diese Menge entspricht für Landshut einem „100-jährigem Wetter-Ereignis“.

Erst Mitte Oktober 2020 hatte die Stadt einen Klimaschutzplan beschlossen, der sich noch in Ausarbeitung befindet. Dabei soll ressort- und akteursübergreifend ein Konzept für die Anpassung an den Klimawandel erfolgen. Wenn Starkregen nicht vom Boden aufgenommen werden kann, wurde zuvor die Fläche versiegelt und leitet das Wasser gebündelt ab. Darüber ist jetzt ein Streit in Landshut entbrannt: Wurde das Ausmaß der Fluten durch die Flächenversiegelung in der Stadt oder durch die nicht verdichteten Neubaugebiete am Stadtrand erhöht. Generell zeigt sich bei allen Unwettern, dass die kommunalen Entwässerungssysteme auf solche Starkregenereignisse nicht angepasst sind.  

Landshut wird jetzt darüber nachdenken [1]. Doch: Glauber warnte am Donnerstag: „Jede Kommune kann es treffen. Für kleine Gemeinden können Sturzfluten sogar eine existentielle Bedrohung sein.“ Die Bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung helfe Kommunen und fördert konkrete Maßnahmen mit dem „Integralen Konzept zum kommunalen Starkregen-Risikomanagement“. Mehr als 100 Kommunen haben bereits Zuwendungen in Höhe von 12 Millionen Euro erhalten, erklärte Glauber. Die Konzept-Förderung beleuchtet neben den klassischen Möglichkeiten des technischen Hochwasserschutzes gegen Sturzfluten auch die Hochwasservorsorge bei der Flächennutzung oder Bauleitplanung sowie das richtige Verhalten bei Hochwasser.

Glauber lenkt den Blick durchaus auf die Stadt und spricht von „Schwammstädten“, die Niederschlag die Möglichkeiten zum Versickern geben. „Wir müssen das Wasser in unseren Städten und Gemeinden halten wie in einem Schwamm. Klimaangepasstes Planen und Bauen müssen zum Standard werden."

Lesestoff:

Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hält zahlreiche Informationen zum Thema auf einer Webseite bereit: https://www.hochwasserinfo.bayern.de/

[1] In Rheinland-Pfalz hat das Umweltministerium eine Starkregenkarte angelegt, um überhaupt einen Überblick zu bekommen, wo gefährdete Regionen sind. In der Stadt führe die Versiegelung, auf dem Land das Relief zu Überflutungen nach Starkregenereignissen: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/starkregenkarte-rheinland-pfalz.html

Die Anpassung der Wasserinfrastruktur an den Klimawandel ist Schwerpunkt II in der Anfang Juni vorgestellten Nationalen Wasserstrategie https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/arbeit-an-einer-nationalen-wasserstrategie.html

Roland Krieg

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