Globale Auswirkungen der ASP in China
Landwirtschaft
ASP in China trifft die ganze Welt
Das Lächeln der Schweinehalter auf der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung Mitte Mai war nicht aus dem Gesicht zu kriegen. Von Ferkelpreisen über 60 Euro und Preise von mehr als 1,70 Euro/kg Schlachtgewicht sind anhaltender Balsam für die Konten. Das Preishoch resultiert hauptsächlich aus dem Voranschreiten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in China. Mitte April hatte das Virus auch die letzte Provinz Hainan erreicht. China saugt den Weltmarkt leer. Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat in ihrem Marktbericht Mitte Mai dem Ausbruch extra-Seiten gewidmet. Die ASP breitet sich über China aus, obwohl mehr als eine Million Schweine gekeult wurden.
Die lokalen Berater der FAO zeichnen ein ernsteres Bild als die offizielle Seite. China selbst gibt eine Keulungsrate von 20 Prozent an. In Henan wurden bis Ende Januar nach FAO-Angaben aber 26 Prozent der Schweine getötet. In allgemeiner Panik gegen die ASP werden Hausschweine unnötig gekeult. So zitiert der FAO-Bericht das Veterinäramt von Shandong, das im Januar 2019 um 41 Prozent niedrigeren Sauenbestand als noch im Juli 2018 verzeichnet. Die offizielle Schlachtstatistik weist in den beiden ersten Monaten 2019 17,3 Prozent weniger Schweinefleisch gegenüber der Vorjahresperiode aus.
50 Prozent der weltweiten Hausschweine standen in China, bevor die ASP kam. Die in Deutschland steigenden Schweinepreise zeigen die indirekten Auswirkungen. Die Chinesen verzehren pro Kopf 55 kg Fleisch aller Sorten im Jahr. Dazu importiert das Reich der Mitte rund zwei Drittel des weltweit gehandelten Sojas. Die Schweinefleischproduktion hat in China trotz der zahllosen Hinterhofhaltungen einen Industrialisierungsgrad von 85 Prozent erreicht. Getreidereiche Fütterung ist die Norm. China versucht schon lange, mehr heimischen Mais statt Importsoja zu füttern. Im letzten Jahr hat die Regierung die Empfehlung für den Proteinbedarf bei Schweine in der Fütterung um ein Prozent gesenkt. Das ist sicher auch dem Handelskrieg mit den USA geschuldet. Die südamerikanischen Länder gehören derzeit zu den Gewinnern bei Sojalieferungen nach Peking. Das aktuell drohende Ende der Verhandlungen mit den USA entscheidet über die Sojawarenströme 2019 auf der Welt. Sollte China den Bedarf an Importsoja einschränken, dann muss sich mit Ausblick auf die gute Ernte südamerikanisches Soja neue Märkte, wie beispielsweise Europa suchen. Sinkender Futterbedarf in China beeinflusst auch Cassava-, Gerste- und Sorghumimporte. Der Gerstenbedarf in China hat sich seit Ende 2018 bereits halbiert. Das hat vor allem EU- und australische Getreideexporteure getroffen. China ist zudem der größte Importeuer von Milchpulver. Rund 60 Prozent gehen in die Fütterung. Mit sinkender Zahl an Ferkeln geht auch der Bedarf an Milchpulver zurück und wirkt international auf den Milchmarkt. Auch hier sinkt nicht nur das Volumen insgesamt. Der Handelsstreit mit den USA, führt China auf die Suche nach neuen Einfuhrquellen. Mit nachfolgenden Preiseffekten.
Die Ausbreitung der ASP in die ersten Nachbarstaaten gefährdet von Vietnam bis zur Mongolei die traditionelle Hinterhofhaltung mit einem Dominoeffekt für Tierzahlen und Futterversorgung. Die ASP kann den intraasiatischen Handel gefährden. Neben deutschen dürfen sich auch US-amerikanische und australische Schweinehaltern über gestiegene Preise freuen. Eine Prognose über den Fortgang der ASP, dem Strukturwandel in China und die Dauer der weltweiten Auswirkungen wurde im FAO-Bericht gar nicht erst erwähnt.
Roland Krieg
Der Artikel erschien zuerst in der vfz Vieh und Fleisch Handelszeitung