Glyphosat: EU-Umweltausschuss bleibt mehrheitlich ablehnend
Landwirtschaft
Wenig Vertrauen in die eigenen Institutionen
Am Montag hatte der EU-Umweltausschuss Besuch von Mike Rasenberg und Tim Bowmer von der Europäischen Chemikalien Agentur (ECHA) und von Manuela Tiramani von der Europäischen Behörde für die Lebensmittelsicherheit (EFSA). Die Abgeordneten wollten sich über den Fortgang der Neubewertung des Wirkstoffs Glyphosat im Pflanzenschutzmittel Roundup informieren. Der umstrittene Wirkstoff ist noch bis Ende 2022 zugelassen. Die Neubewertung unterliegt den beiden Behörden. Die ECHA hat gerade die Gefährdungsklassifizierung abgegeben und den Wirkstoff als nicht kanzerogen eingestuft. Die EFSA hat ihren Zeitplan für die finale Risikoeinschätzung deutlich nach hinten schieben müssen.
Das neuerliche Urteil der ECHA aus dem Jahr 2017 stößt bei den Umweltpolitikern weiterhin auf Skepsis. Der Prüfbericht wird nach Tiramani nicht vor Februar 2023 vorliegen und erst final im Sommer abgeschlossen sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung kam in seinem Bericht im Jahr 2016 zu einem vergleichbaren Ergebnis, was für die Zulassung bis 2022 ausreichte. Da aber monatlich viele neue Studien erscheinen und die Kritik nicht abreiß sind jetzt Frankreich, die Niederlande, Ungarn und Schweden mit zwei Beisitzern aus Norwegen und Finnland seit 2021 in einem neuen Bewertungsprozess. Tiramani hat aufgezeichnet, wie umfangreich Glyphosat gegenüber anderen Wirkstoffen analysiert wurde:
Alexander Bernhuber aus Österreich bedauert für die EVP die Verzögerung bei der EFSA und hätte schneller mehr Klarheit. Er hofft, dass die Abgeordneten das „Ergebnis der eigenen Agenturen“ auch akzeptieren und nicht wieder mit Einzelstudien alles wieder in Frage stellen. „Die eigenen Agenturen zu hinterfragen, wäre ein falsches Signal.“
Damit ist er schon der einsame Rufer im Umweltausschuss. Die schwedische Sozialdemokratin Jytte Guteland macht sich Sorgen um den höchsten wissenschaftlichen Standard, der nicht angewandt werde und hofft auf ein Ende der „Glyphosat-Ära Ende 2022“ wie vom Parlament beschlossen. Die EU müsse Verantwortung übernehmen und den Bürgern zuhören. Guteland braucht keine Angaben, wie viele Seiten gelesen wurden.
Die beiden Niederländer Bas Eickhout (Die Grünen/EFA) und Anja Hazekamp (Die Linke) kämpfen bis zum Schluss. Eickhout kritisiert, dass die ECHA die Krebswirkung nicht komplett ausschließt und Hazekamp hinterfragt, ob die Behörden zum gleichen Ergebnis kämen, wenn es sich nicht um einen milliardenschweren Wirkstoff handelte.
Rasenberg betont, dass das Ergebnis auch bei einem weniger bedeutenden Wirkstoff so ausgefallen sei. Es gibt zahlreiche Studien, die mit unterschiedlichen Qualitäten aufwarten. Die ECHA orientiere sich an den weltweit gültigen OECD-Standards und bewertet qualitativ bessere Studien höher ein. Industrielle und unabhängige Studien wurden gleich behandelt und Tiramani konnte zeigen, dass jeder bei den Konsultationen zu Wort kam und berücksichtigt wurde.
Roland Krieg
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