Glyphosat: Jetzt bewerten alle alles neu
Landwirtschaft
Glyphosat: Jetzt bewerten alle alles neu
Nachdem das Internationale Krebsforschungszentrum IARC Glyphosat für den Menschen als nur „wahrscheinlich“ krebserregend eingestuft hat, ging die Debatte um den Wirkstoff wieder richtig los [1]. Für eine erneute Zulassung für weitere zehn Jahre hat sich das Europaparlament durchgerungen, der EU-Kommission noch einmal sechs Monate Zeit für eine Bewertung zu geben [2].
Jetzt hat sich auch die eingesetzte Task Force der Weltgesundheitsorganisation WHO gemeldet und festgestellt, dass sie, das „Joint Meeting on Pesticide Residues“ (JMPR), und das IARC zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind. Die Unterschiede sind durch eine nicht Berücksichtigung von Peer Reviews des JMPR entstanden. Das JMPR empfielt eine vollständige Re-Evaluierung des Wirkstoffs Glyphosat durch die JMPR.
Das Einbeziehen neuere Studien hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in seiner Arbeit bereits durchgeführt, teilte das BfR diese Woche mit. Daher, so schreibt das BfR am Dienstag, gebe es bei der Einschätzung von Glyphosat keine Differenz zwischen IARC und BfR.
Dennoch gibt es Defizite. Nach Aussage des BfR können die vorliegenden epidemiologischen Studien nicht zwischen den Effekten von Glyphosat und denen von Pflanzenschutzmitteln mit Glyphosat unterscheiden. Im Pflanzenschutzmittel werden Gemische und Beistoffe mit ausgebracht. Diese Mittel dienen den Studien als Grundlage. Aber, so das BfR, die Toxizität von Beistoffen kann höher sein, als die Giftigkeit von Glyphosat als Reinstoff. Da in den Studien die genaue Zusammensetzung der Pflanzenschutzmittel nicht beschrieben sind, seien diese Ergebnisse für die EU-Zulassung ungeeignet – die Aussagekraft zwischen Pflanzenschutzmittel und Reinstoff sei gering.
Falls die EU sich für eine neuerliche Zulassung von Glyphosat aussprechen sollte, müssen die Mitgliedsländer bei der nachgeschalteten Zulassung der Pflanzenschutzmittel alle Studien zu diesen Formulierungen in die Bewertung einbeziehen, heißt es aus dem BfR. Dann können die Behörden auch zwischen den einzelnen Präparaten unterscheiden. Daher empfiehlt das Institut, zusätzliche Untersuchungen für Pflanzenschutzmittel mit Glyphosat einzufordern.
Lesestoff:
[1] Studie IARC
[2] Galgenfrist für Glyphosat-Bewertung
Roland Krieg