Große Bauern viel Geld – kleine Bauern mittellos?

Landwirtschaft

Agrarstrukturwandel und flächenabhängige Agrarzahlungen

Komplexer sind die Beziehungen zwischen landwirtschaftlicher Betriebsgröße, Bodenpreis und Direktzahlungen. Seit in Deutschland die Zahlungen von den Produktionsmengen nahezu komplett entkoppelt sind, wird nach Fläche gezahlt. Große Bauern haben viel Fläche und bekommen viel Geld. Kleine Bauern wirtschaften auf kleiner Fläche und müssen mit weniger Geld auskommen. Deshalb sind sie benachteiligt. Oder nicht?

Dieser Zusammenhang steht hinter der Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen mit der Überschrift „Agrarstrukturwandel und flächenabhängige Agrarzahlungen“. Den langsamen Wandel zeigt das vom Bundeslandwirtschaftsministerium übermittelte Zahlenwerk. Im Verhältnis bekommen die kleinen Betriebe mehr Geld pro Hektar, als die Großen. Ein Hektar ist nicht mehr ein Hektar. Für einen Freispruch der Großen vom Einfluss auf die Agrarstruktur aber reicht es nicht.

Bodenmarktpolitik

Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Bodenmarktpolitik“ kommt zu dem Schluss, „dass zumindest ein Teil der Direktzahlungen zu einer tendenziellen Erhöhung der Pachtpreise und Druck auf den Bodenmarkt führt“ [1]. Das ist der Anlass für die Bundesgrünen, dem BMEL auf die Finger zu schauen. Das Ministerium findet keine Belege für die aufgestellte These und gibt den kleineren Betrieben sogar bessere Chancen am Bodenmarkt, weil sie pro Hektar mehr Geld erhalten.

Durch die 2013 durchgeführte Modulation wurden die Direktzahlungen ab 5.000 Euro um zehn und ab 300.000 Euro um 14 Prozent gekürzt. Daher ergebe sich eine Begünstigung der kleineren Betriebe ohne Kürzungen.

In den letzten Jahren wurde erheblich um eine Neugestaltung der Förderpolitik gerungen. Soziale Aspekte wie die Bindung der Zahlungen an Arbeitsplätze und eine Degression der Zahlungen ab einer bestimmten Summe fanden in der EU keine Mehrheit.

Daher wird sich grundsätzlich in der Förderperiode bis 2020 kaum etwas ändern, teilt das BMEL mit. Der Wert eines Zahlungsanspruches reduziert sich 2015 auf 179 Euro pro Hektar während er 2013 noch bei 344 Euro lag. Allerdings werden sich die absoluten Zahlenwerte wie in der ersten Tabelle dargestellt halbieren. Der Rest bis zum Gesamtwert entfalle auf Greening, die Umverteilungsprämie und für die Zahlung an Junglandwirte. Dadurch würden sich die Zahlungen vor allem an die kleineren Betriebe erhöhen.

Lesestoff:

[1] Die Bildung des Bodenpreises ist ein komplexes Geschehen und besteht nicht nur aus den messbaren Qualitäten des Bodenzustandes. Das German Journal of Agriculture Economics (GJAE) hat sich mit den Variablen des Landpreises auseinander gesetzt

Thünen-Studie: Investoren in der Landwirtschaft

Roland Krieg

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